
Till Brönner
„Italia“
(CD, earMUSIC, 2025)
Nachdem Jazz-Trompeter Till Brönner 2018 mit dem Freiburger Kontrabassisten Dieter Ilg auf dem gemeinsamen Album „Nightfall“ Interpretationen bekannter Stücke anderer KünstlerInnen brachte, die zumindest in den nicht-balladesken Momenten für Nicht-Jazz-Fans recht anstrengend geklungen haben dürften, und im gleichen Jahr noch den Schlagzeuger Günter Baby Sommer auf seinem Longplayer „Baby’s Party“ unterstützte, dazu in der Folge an der musikalischen Untermalung zur lauen Kino-Komödie „Caveman“ (2023) arbeitete, gibt es nun mit „Italia“ neun Jahre nach „The Good Life“ endlich mal wieder ein eigenes Album des bekannten Berliners.
Aufgenommen und produziert wurde es in Rom und Bari gemeinsam mit Nicola Conte, einem DJ, Jazzgitarristen und Musikproduzenten aus Apulien. Aber warum widmet sich Brönner Italien? Dies ist stark biographisch inspiriert, verbrachte er doch seine Kindheit in Rom und erinnert sich noch heute gerne an dieses „besondere römische Lebensgefühl“.

(© Stef Zinsbacher)
Auf den 65 Minuten von „Italia“ präsentiert Brönner 14 Stücke, die fast alle jazzige Neu-Interpretationen von Stücken aus den 1960er-, 70er- und frühen 80er-Jahren sind, wo italienische Titel dann in ganz Europe gerne gehört wurden.
Los geht es mit der ältesten Nummer „Estate“ von Bruno Martino aus dem Jahr 1960, bei der Brönner mit dem Flügelhorn zu Piano und entspannten Beats schon andeutet, dass dieses Album massentauglich werden würde, also auch für diejenigen bestens konsumierbar, die sich nicht dem Jazz verschrieben haben. So ist es dann auch, und für Menschen jenseits der 50-Jahre-Marke lässt er das als erste Single veröffentlichte „Viva la Felicità“ folgen, eine feine Aufarbeitung der immer noch bestens im Ohr sitzenden Titelmelodie der 70er-Zeichentrick-Serie „Herr Rossi sucht das Glück“ – wozu man die Kultfigur Signor Rossi mit ihrem rotem Hut direkt wieder vor dem inneren Auge hat.
Mit einer schönen, entspannt ins Ohr fließenden Adaption von Lucio Battistis „Amarsi un po'“ geht es weiter und auch das später abschließende „Arrivederci“ schmiegt sich warm wohlig in den Gehörgang, wenn Brönners Flügelhorn zu Pietro Lussus Pianotönen einfach nur wunderbar klingt.
Auch in die Filmwelt geht es. Bei „Il trucido e lo sbirro“ aus dem 1976er-Streifen „Dirty Gang“ (bei uns „Das Schlitzohr und der Bulle“), „Travolti da un insolito destino nell’azzurro mare d’agosto“ aus dem gleichnamigen, bei uns 1974 als „Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August“ laufenden Film und Ennio Morricones „La Donna Invisibile“ aus dem gleichnamigen 1969er-Drama legt Brönner hierbei etwas mehr Fokus auf Groove.
Dies gilt auch für „Cosa Vuoi“ als einzige Eigenkompositionen, bei der Brönner auch selbst singt, so wie ebenfalls beim entspannten „L’appuntamento“, 1970 von Ornella Vanoni veröffentlicht, und dem erwähnten „Viva la Felicità“. Ansonsten hat er einige Gäste ans Mikro eingeladen, was weitere Abwechslung garantiert. Das als zweite Single voraus geschickte, relaxt groovende „Via con me“, im Original von Paolo Conte, serviert Brönner mit viel Swing gemeinsam mit Mario Biondi, einer der berühmtesten Soulstimmen Italiens.
Ob man nun die poppigeren Adaptionen von „In alto mare“ mit Mandy Capristo und des berümten „Quando, quando, quando“ von Tony Renis mit Giovanni Zarrella hier wirklich gebraucht hat, darüber werden Fans unterschiedlicher Meinung sein, aber eine Einladung in die Show des Letzteren sollte Brönner sicher sein. Weit schöner und auch in den klanglich warm wohligen Albumrahmen passender sind da dann doch die neue Version des allseits bekannten „Parole parole“ mit der italienischen Jazz-Singer/Songwriterin Chiara Civello und das einst von Adriano Celentano dargebotene „L’unica chance“ mit der Stimme der US-amerikanischen Sängerin Sera Kalo, bei dem Brönner an der Trompete mal etwas experimenteller aufspielt. Insgesamt legt er hiermit ein Album vor, das sich gut anhören lässt – nicht nur im nächsten Italien-Urlaub.
Um das neue Album gebührend zu feiern, geht Till Brönner im Frühjahr 2026 mit seiner Band auf große „Italia – Die Tournee“ und ist hier zu erleben:
31.03.26 Dortmund – Konzerthaus
01.04.26 Köln – Philharmonie
02.04.26 Hannover – Kuppelsaal HCC
04.04.26 Lübeck – Musik- und Kongresshalle
05.04.26 Hamburg – Elbphilharmonie – Großer Saal
06.04.26 Bielefeld – Rudolf-Oetker-Halle
07.04.26 Düsseldorf – Tonhalle
10.04.26 Heilbronn – Harmonie
11.04.26 Ulm – Congress Centrum
12.04.26 München – Isarphilharmonie
14.04.26 Nürnberg – Meistersingerhalle
15.04.26 Stuttgart – Liederhalle – Beethoven-Saal
16.04.26 Baden-Baden – Festspielhaus
18.04.26 Berlin – Tempodrom
20.04.26 Leipzig – Gewandhaus
24.04.26 Frankfurt a. M. – Alte Oper – Großer Saal26
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Bewertung: 7 von 10 Punkten
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