Tears For Fears
“Songs For A Nervous Planet”
(2CD, Concord Records, 2024)
Nachdem Tears For Fears mit “The Tipping Point” 2022 ihr erstes Album nach 18 Jahren veröffentlichten und dieses nicht nur erfolgreich war – in der britischen Heimat Platz 2 der Charts, in Deutschland Rang 3 – sondern mit vielen starken Songs auch komplett überzeugend, veröffentlichen sie nun mit “Songs For A Nervous Planet” 41 Jahre nach Erscheinen ihres Debüt-Longplayers “The Hurting” eine erste Livescheibe – und am 24. und 26. Oktober feiert der dazugehörige Konzertfilm “Tears For Fears Live (A Tipping Point Film)” in über 1.100 Kinos weltweit Premiere.
Da Roland Orzabal und Curt Smith über reichlich alte Hits verfügen, durfte man sich hierauf definitiv freuen – und nicht nur deswegen, neben 18 live mitgeschnittenen Songs auf 91 Minuten bescheren die beiden Musiker nämlich auch vier brandneue Stücke, mit denen direkt eröffnet wird.
Zwei der neuen Lieder wurden vorab bereits veröffentlicht, sind also keine Überraschung mehr, die im Midtempo modern und bandtypisch klingende, durchaus eingängige Single “The Girl That I Call Home” und das in der Strophe ruhig und verträumt schön fließende, im Refrain dann rockigere “Astronaut”. Dieses ist wohl auch für das Cover mitverantwortlich, wo ein selbiger inmitten eines Sonnenblumenfelds steht, auf unserem dem Titel nach nervösen Planeten gibt es also schon noch die Seeds of Love, die man inzwischen aber vielleicht noch mehr suchen und würdigen muss.
Als Opener dient mit “Say Goodbye To Mum And Dad” eine weitere gute Nummer, die im Uptempo zwar sehr poppig daher kommt, aber ebenfalls gelungen ist, und dies gilt auch für “Emily Said” als vierter neuer Song, der im gemütlichen Midtempo ins Ohr kriecht. Ja, Roland Orzabal und Curt Smith wissen immer noch, wie man feine Stücke zwischen Pop und Rock zimmert, die man immer wieder gerne hört.
Dass sie das früher schon wussten, das untermauern die vielen Hits aus den 80er-Jahren, die natürlich im dann folgenden Konzertmitschnitt nicht fehlen, der am 11. Juli 2023 im FirstBank Amphitheater im US-amerikanischen Franklin/Tennessee während ihrer ausverkauften “Tipping Point Tour Part 2” aufgenommen wurden.
Mit schönen Stücken wie “No Small Thing” und “The Tipping Point” von selbigem Album wurde hier eröffnet, bevor mit “Everybody Wants To Rule The World” der erste nie vergessene und immer geliebte Klassiker folgte. Von diesen, aus den Alben “The Hurting” (1983), “Songs From The Big Chair” (1984) und “The Seeds Of Love” (1989) gibt es natürlich viele weitere zu hören, wie “Sowing The Seeds Of Love”, “Mad World”, “Woman In Chains” und “Pale Shelter”, oder auch eine tolle Ballade wie “Suffer The Children”.
Songs aus den Alben “Elemental” (1993) und “Raoul And The Kings Of Spain” (1995) – der Phase, in der Curt Smith nicht zur Band gehörte – sind so gut wie nicht vertreten, lediglich “Break It Down Again” wurde hieraus gespielt, und auch das eigentlich gute, aber nicht erfolgreiche Duo-Comeback-Album “Everybody Loves A Happy Ending” (2004) ist nur mit “Secret World” bedacht.
Na gut, es gab halt genug alte Hits zu spielen, und diese möchte man ja auch nicht vermissen. So kann man sich zum Abschluss dann noch über den Klassiker “Head Over Heels” mit anschließendem “Broken”-Abgeher freuen, über das gute alte “Change” in einer leider etwas zu sehr modern aufgepeppten Version und natürlich über das nicht ausgesparte “Shout” als erfolgreichste Nummer, in sechseinhalb Minuten zelebriert.
Mit der Scheibe untermauern Tears For Fears ihre Klasse und machen so richtig Lust darauf, sie live zu erleben – und dass der Konzertmitschnitt ja eigentlich lange überfällig ist, macht Roland Orzabal und Curt Smith noch sympathischer, die halt nicht nur nach Profit geiern, sondern die Musik in den Mittelpunkt stellen – und zwar eine, die nach wie vor besonders ist und oft zu begeistern weiß.
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Bewertung: 9 von 10 Punkten
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