Home Film “Acht Berge” – ein wunderbarer Freundschaftsfilm in imposanter Alpenkulisse

“Acht Berge” – ein wunderbarer Freundschaftsfilm in imposanter Alpenkulisse

Autor: Mick

"Acht Berge" Filmplakat (© DCM)

Acht Berge

Darsteller: Luca Marinelli, Alessandro Borghi, Elisabetta Mazzullo, Surakshya Panta
Regie: Felix van Groeningen, Charlotte Vandermeersch
Dauer: 147 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: dcmstories.com/de/collection/acht-berge
Facebook: facebook.com/dcmstories


Schon mit „The Broken Circle“ (2012), der damals absolut unter die Haut ging, ließ der belgische Regisseur Felix van Groeningen international aufhorchen und stellte so unter Beweis, dass er sich auf das einfühlsame Verfilmen von Beziehungsstudien versteht. Für seine neue Verfilmung von Paolo Cognettis gleichnamigem Bestseller-Roman „Acht Berge“ holte er sich jetzt die Drehbuchautorin von damals, seine Lebensgefährtin Charlotte Vandermeersch, an seine Seite und goss mit ihr eine wundervolle Männerfreundschaft in Bilder, die uns genauso nahegeht wie einst die tragische Geschichte ihres gemeinsamen Vorgängers.

Wir starten tief in den Achtzigern, als die Eltern des 12-jährigen Pietro Abstand vom Trubel in Turin suchen und über die Ferien für drei lange Monate ein Haus im entlegenen Aostatal mieten, das ansonsten stark vom Aussterben bedroht ist. So ist als einziges Kind der gleichaltrige Bruno im Dorf verblieben und ist damit für Pietro die willkommene Rettung vor der gähnenden Langeweile der actionarmen Alpen. Was liegt also näher, als dass sich beide anfreunden und schon bald jeweils in die so unterschiedliche Welt des anderen eintauchen. Zunächst einmal lernt Pietro durch seinen eingeborenen Freund, dass die Natur durchaus Abenteuer bergen kann, und auch wir erhalten durch imposante Landschaftsbilder einen ersten Eindruck von der erhabenen Schönheit der Berge.

Aber auch der auf dem Hof von Onkel und Tante lebende Maurersohn Bruno erfährt vor allem durch Pietros Mutter, dass sich in der Stadt ganz andere Bildungsmöglichkeiten weit jenseits seines Dorfschulniveaus bieten könnten. Die will sie auch ihm zuteilwerden lassen, was auch ein Stück weit einer Vereinnahmung gleichkommt, und letztendlich an Pietros Eifersucht, viel mehr jedoch am Veto von Brunos Vater scheitert, der eine genaue Vorstellung vom Werdegang seines Sohnes in den Bergen hat. So bleibt es bei der intensiven Beziehung in den Ferien, deren Unbeschwertheit das Regieduo herrlich feinfühlig transportiert und damit die innige Verbundenheit der so verschiedenen Jungen zum Ausdruck bringt, der auch die lange Zeit der Trennung nichts anhaben kann. Vollkommen aus den Augen verlieren sie sich erst, als Bruno tatsächlich eine Maurerlehre antritt und auch Pietro nach Abschluss der Schule seiner eigenen Wege geht.

"Acht Berge" Szenenbild (© DCM)

Luca Marinelli als Pietro (© DCM)

Erst mit Anfang 30 sollen sie sich wiedersehen, als Pietro (Luca Marinelli) nach dem Tod seines Vaters eine Berghütte – eigentlich eher eine alte Ruine – erbt, die Bruno (Alessandro Borghi) nach seinem Versprechen an Pietros Vater renovieren soll. Das hat der Bruno abgenommen, als dieser in den Bergen die Stelle seines Sohnes eingenommen hatte, und so vielleicht in weiser Voraussicht ein Projekt ins Leben gerufen, welches die beiden Freunde wieder zusammenführen soll. Und so dauert es auch nicht lange, bis sich die beiden wieder verstehen wie früher, so tief ist die Vertrautheit, die sie über die vielen Jahre aufgebaut haben, vorrübergehende verschiedene Lebensphasen hin oder her.

Wie magisch lassen die beiden Regisseur:innen hier die Jahre ineinander übergehen und lassen die miteinander verwobenen Leben der beiden erscheinen wie einen angenehmen, ruhigen Fluss, den doch eigentlich so manche jahrelange Zäsur stören müsste. Aber gleichsam wie sich die Freunde nach so langer Zeit wiederfinden, sind auch wir wie gefangen von der herzlichen Beziehung der beiden, die all die Jahre überdauert und mit den wie für ihre Rollen geschaffenen Schauspielern eine gute Portion Wohlbefinden erzeugt. Da können auch die grundverschiedenen Lebensentwürfe ihrer Figuren keinen Schaden anrichten, die Schöngeist Pietro immer wieder in die Welt hinaustreiben und sein Glück im Himalaya suchen lassen, während sie den fest in den Alpen verwurzelten Handwerker Bruno eine Käserei gründen lassen, die ihn bald an den Rand des Ruins führt.

Doch bei allen Prüfungen, die das Leben für die beiden bereithält, können sie sich auf eines immer verlassen: die Unterstützung des Freundes, die nichts so symbolisiert wie die gemeinsam errichtete Berghütte, die für beide zum ewigen Rückzugsort wird. Das alles packt das Regieduo in ein ungemein ergreifendes Drama, das eingebettet in atemberaubende Alpenpanoramen kurzweilig alle wesentlichen Fragen des Lebens verhandelt und uns dabei überaus warmherzig eine wunderbare, unerschütterliche Männerfreundschaft präsentiert.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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