Home Film “Freibad” – Doris Dörries Feminismus-Komödie gerät recht langatmig

“Freibad” – Doris Dörries Feminismus-Komödie gerät recht langatmig

Autor: Mick

"Freibad" Filmplakat (© Constantin Film Verleih)

Freibad

Darsteller: Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq, Julia Jendroßek
Regie: Doris Dörrie
Dauer: 103 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.constantin-film.de/kino/freibad
Facebook: facebook.com/constantinfilm


„Freibad“ – der Titel ist in Doris Dörries neuer Komödie Programm, denn im einzigen reinen Frauenfreibad Deutschlands soll frau sich eben richtig frei fühlen, jenseits aller Grenzen, die einem die Geschlechterrollen sonst setzen. Schön gedacht ist es zumindest, was uns Dörrie („Männer“, „Kirschblüten – Hanami“) hier mit ihren Co-Autorinnen Madeleine Fricke und Karin Kaçi präsentiert. Und an Ideen fehlt es der Regisseurin ja bekanntlich keinesfalls, die schließlich auf einen recht ansehnlichen Ausstoß an Werken zurückblicken kann und hier interessanterweise obendrein abseits des Filmprojekts die parallele Umsetzung ihres Stoffes als Graphic Novel durch Paulina Stulin anschieben konnte.

Doch was so schön ausgedacht scheint, nämlich unterhaltsam zu zeigen, dass sich durch bloßes Aussperren des männlichen Geschlechts keinesfalls die absolute Freiheit der Frauen einstellt, scheitert schon, als der Film kaum angefangen hat. Dörrie lässt uns keine Zeit, uns auf ihre knallbunte Gesellschaftssatire im Retro-Design einzulassen, da haut sie uns auch schon die ersten plumpen Gags ihrer überzeichneten Figuren Eva (Andrea Sawatzki) und Gabi (Maria Happel) um die Ohren. Die beiden Endfünzigerinnen sind Stammgäste auf der Liegewiese des provinziellen Frauenbads und haben sicher selbst ihre besten Tage schon hinter sich. Dennoch scheint es ihnen ein großes Bedürfnis zu sein, über Äußerlichkeiten anderer Badegäste herzuziehen und wahlweise an körperlichen Defiziten, kulturellen Eigenheiten oder fremden Verhaltensweisen Anstoß zu nehmen.

Natürlich erkennt man in ihnen das Spiegelbild der Gesellschaft, wie es uns Dörrie hier zeigen will, wenn sich die beiden abwechselnd über Burkinis, türkische Großfamilien und schließlich auch noch über gut betuchte, vollverschleierte Araberinnen aufregen. Die kommen extra aus der Schweiz angereist um die Freiheit des außergewöhnlichen Bades zu genießen, aber mit der Toleranz ist es bei den beiden Lästermäulern ja nicht allzu weit her, die urplötzlich ihre Stammplätze durch die reichen Touristinnen mit den Luxushandtaschen bedroht sehen. Doch will sich mit den hölzernen, klischeebehafteten Dialogen, die Dörrie für ihre humoristische Herangehensweise an die große Thematik gewählt hat, eine Erheiterung einfach nicht einstellen.

"Freibad" Szenenbild (© Constantin Film Verleih / Mathias Bothor)

Yasemin (l., Nilam Farooq) und Paula (r., Julia Jendroßek) im Freibad
(© Constantin Film Verleih / Mathias Bothor)

Und auch ihre transportierte Botschaft, Frauen würden sich vor allem untereinander auf ihr Äußeres reduzieren, wird nicht dadurch bedeutend unterhaltsamer, dass sie die Lage im Bad gänzlich eskalieren lässt, als sich für die entnervt aufgebende Bademeisterin Steffi (Melodie Wakivuamina) im ansehnlichen Nils (Samuel Schneider) beim besten Willen nur ein männlicher Ersatz auftreiben lässt. Der wird dann zumindest bei Teilen der Besucherinnen auch prompt zum Objekt der Begierde und lässt die kleinen Bosheiten der Frauen schnell exponentiell wachsen. Das alles nimmt man zwar interessiert zur Kenntnis, berühren kann uns die Handlung aber in keiner Phase, zu künstlich wirken dafür die Figuren und zu gezwungen kommt es einem vor, wie die Regisseurin ein gesellschaftliches Thema nach dem anderen in ihrer schleppenden Komödie unterzubringen versucht.

Damit will sie einfach zu viel, überlädt ihren neuen Film merklich, der dadurch stark an Aussagekraft einbüßt. Da trifft die unverstandene Homosexuelle auf die emanzipierte Muslimin und die abgehalfterte Schlagersängerin in ihrer Lebenskrise auf Burka tragende Araberinnen, was immer weit überzogene Konflikte zur Folge hat, ob nun mit oder ohne Männer. Letztendlich geht es Dörrie hier wohl um ein Statement für Toleranz gegenüber jeglicher gewählter Form des Lebens, das sie auf den Bereich des „Freibads“ konzentriert. Genau weiß man das nach hundert langen, flachhumorigen Minuten aber auch am Ende nicht.

Trailer:

Bewertung: 2 von 10 Punkten

 

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