Home Film “Heilstätten” – eine YouTube-Challenge gerät außer Kontrolle

“Heilstätten” – eine YouTube-Challenge gerät außer Kontrolle

Autor: Tobi

"Heilstätten" Filmplakat

Heilstätten

Darsteller: Nilam Farooq, Tim Oliver Schultz, Sonja Gerhardt, Emilio Sakraya
Regie: Michael David Pate
Dauer: 89 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.fox.de/heilstaetten
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany


Wenn in den letzten Jahren das Thema Social Media immer wieder mal eine wichtige Rolle in Filmen spielte, dann handelte es sich – wenn nicht gerade Erfolgsgeschichten wie die von Facebook in “The Social Network” beleuchtet wurden – zumeist um die Genres Horror oder Thriller, wie bei “Unfriend”, “Nerve”, “Unknown User” oder auch “Gefällt mir” (2014) von Regisseur Michael David Pate. Sein neuester Film “Heilstätten”, der am 22. Februar im Kino startet, greift nun den Hype auf, der um coole YouTube-Hipster ja tatsächlich von der jüngeren Generation gemacht wird, und baut um diesen herum eine düstere Story auf.

Um Erfolg zu haben oder den vorhandenen noch zu verstärken, begibt sich eine Truppe von angesagten YouTubern zusammen in verlassene Heilstätten in der Nähe von Berlin. Ausgestattet mit massig Kameras wollen sie als Challenge dort, wo einst Tuberkulose-Kranke behandelt wurden, aber gerüchteweise auch grausame Dinge passierten, 24 Stunden verbringen.

Ein Freund, der in ungefährlich eingestuften Gebäuden der Heilstätten hin und wieder Führungen für Touristen macht, lässt die Gruppe auf das abgeriegelte Gelände und nimmt als Bedingung allen die Smartphones ab. Dank der mitgebrachten Kameras, hierunter auch Nachtsicht- und Wärmesensor-Geräte, wird für die Außenwelt festgehalten, was in den Gebäudetrakten passiert – und natürlich werden auch die besucht, denen paranormalen Aktivitäten nachgesagt werden.

Zuerst herrscht eine Stimmung zwischen kindischen Gags und Anspannung, aber das verwundert ja nicht, wenn Prankster-Jungs auf Modepüppchen treffen. Mit einbrechender Dunkelheit dann aber wird es unheimlich, und bald passieren dann auch die ersten unerklärlichen, schrecklichen Dinge. Als den sonst so quirlig daher kommenden Teenie-Idolen die Sprache weg bleibt, scheint ein Entkommen nicht mehr möglich.

“Heilstätten” bietet eine Handlung, die aktuell ist und insgesamt auch nicht schlecht gestrickt wurde, aus der man aber noch weit mehr hätte machen können. Der letzte Twist weiß durchaus zu gefallen, vorher jedoch bleibt das gewünschte Gruseln eher aus, denn viel zu nervig kommen die YouTuber daher, so dass man, zumindest wenn man nicht jung und dem gleichen Wahn verfallen ist, hier zu niemandem Sympathie aufbaut und der Meute – übertrieben dargestellt – fast schon das Verderben wünscht.

Hierbei wurden die Könige der Internet-Videos glaubhaft besetzt. Timmi Trinks und Emilio Sakraya nimmt man die überdrehten Prankster gut ab, der tatsächlich ja auf YouTube sehr erfolgreichen Nilam Farooq die von ebenso viel Abonnenten und Likern träumende, leicht naive Konkurrentin. Sonja Gerhardt, die sich weiter von “Bibi und Tina” loseisende Lisa-Marie Koroll und Tim Oliver Schultz stellen hingegen erholsam normale Personen dar – oder vielleicht auch nicht.

Ein Trumpf des Films ist sein Drehort. Die Historie der ehemaligen Lungenheilstätte Grabowsee bei Oranienburg musste nicht einmal groß manipuliert werden, denn dort wurden tatsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Entdeckung von Antibiotika Tuberkulosepatienten behandelt, und auch die 50 Jahre andauernde Nutzung als Militärlazarett der Russen nach dem Zweiten Weltkrieg und der folgende Verfall zur massiven Ruine ist nicht erfunden. Die im Film vorgenommene Verlagerung der Handlung nach Beelitz, wo es zwar auch Heilstätten gab, allerdings mit anderweitiger Nutzung, bleibt wenig nachvollziehbar.

Regisseur Michael David Pate, der 2014 mit “Gefällt mir” bereits auf solide Art und Weise Horror mit Social Media a la Facebook verband, kam 2015 bereits mit YouTubern in Berührung, als er mit mit “Kartoffelsalat – Nicht fragen!” einen unerträglichen Klamauk mit ihnen besetzte. Nun muss man ihm bescheinigen, dass er hiermit wieder einen viel besseren Film vorlegt – was aber auch nicht schwer ist. “Heilstätten” lässt sich ganz gut anschauen, erzeugt hin und wieder auch etwas Thrill und Spannung, aber wie erwähnt nicht das gewünschte Gruseln.

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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