
Alexandre Desplat
„Paris – Hollywood“
(2CD, Warner Classics, 2025)
Wer sich für Filmmusiken interessiert, dem ist der Name Alexandre Desplat natürlich geläufig, sorgt der französische Komponist doch schon seit 1985 für musikalische Untermalungen von Streifen unterschiedlichster Genres und hat hierbei für weit mehr als 100 von ihnen die richtige Stimmung unterstützt.
Mit dem Score für das 2003er-Historiendrama „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ gelang dem 1961 in Paris geborenen Künstler der internationale Durchbruch und immer mehr Hollywood-Produktionen setzten auf seine Musik. Für die der Filme „Grand Budapest Hotel“ (2014) und „Shape Of Water – Das Flüstern des Wassers“ (2017) nahm er dann jeweils den Oscar® für die „Beste Filmmusik“ mit nach Hause, neunmal war er zusätzlich noch nominiert.

Alexandre Desplat und das Orchestre de Paris (© Denis Allard)
Auf den 91 Minuten der Doppel-CD „Paris – Hollywood“ (digital auch in Dolby Atmos) hören wir Mitschnitte aus zwei Konzerten, in denen Alexandre Desplat am 29. und 30. Januar 2025 zusammen mit dem Orchestre de Paris eine gute Auswahl seiner tollen Scores englischsprachiger Filme präsentierte, teilweise leicht neu arrangiert. Von Desplat persönlich dirigiert findet man hierbei sieben der im Oscar®-Rennen gewesenen Musiken, und noch einige mehr.
Los geht es mit neun zumeist getragen, mal auch etwas aufgeregter untermalenden Minuten aus Terrence Malicks 2011er-Drama „The Tree Of Life“ (bei uns „Der Baum des Lebens“), bevor ebenso lang Musik aus David Finchers „The Curious Case Of Benjamin Button“ (2008, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“) erklingen – beides Filme mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Letztere Suite ist sehr abwechslungsreich, da es sich um vier Stücke aus dem Score handelt, mit den einrahmenden „Mr. Button“ und „The Accident“ weit lebendiger als „Mr. Gateau“, und „Daisy’s Ballet Career“ schön fließend.
Es folgt eine royale Suite mit drei erneut sehr abwechslungsreichen Stücken aus den allesamt von Stephen Frears inszenierten „The Queen“ (2006, „Die Queen“), „The King’s Speech“ (2010) und „The Lost King“ (2022). Hier geht es mal getragen mit Streichern und Blasinstrumenten Stimmung aufbauend, mal mehr auf Piano setzend fließend schön und mal mit Orgel und aufbauschenden Streichern wie Bläsern dramatisch zu, und dass Desplat alle diese Register beherrscht, das wissen wir ja.
Natürlich verzichtet der Maestro nicht auf seine Werke für die so besonderen Filme von Wes Anderson, die kein anderer als er seit „Fantastic Mr. Fox“ (2009, „Der fantastische Mr. Fox“) musikalisch untermalt. Melodien aus diesem sind ebenso zu hören die berühmte und wie erwähnt Oscar®-gekrönten aus „The Grand Budapest Hotel“ (2014), mal beschwingt und mal mit energischer Schwere. Feine Klänge aus „The French Dispatch“ (2021) runden die Wes Anderson gewidmete Suite ab, und am Ende der ersten CD hört man nun auch mal Applaus als Beweis, dass es sich um eine Konzertaufnahme handelt.
Die zweite CD eröffnet mit gemütlichen Tönen aus Greta Gerwigs Romanverfilmung „Little Women“ (2019). Es folgen fast 14 Minuten aus dem 2010 und 2011 zweigeteilt in die Kinos gekommenen „Harry Potter And The Deathly Hallows“ („Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“), und die acht Score-Stücke bilden die unterschiedlichsten Stimmungen von zauberhafter Atmosphäre bis zu großer Dramatik ab.
Es folgen sechs ruhigere Minuten mit Klängen aus Ben Afflecks 2012er-Drama „Argo“ und dem 2005er-Streifen „Syriana“ von Stephen Gaghan, beides Politik-Thriller, bevor in einer erneut fast 14-minütigen Suite viele musikalische Facetten aus Morten Tyldums Biopic „The Imitation Game“ (2014) zusammengefasst werden, zusammengesetzt aus insgesamt sechs Score-Tracks.
Dramatisch und laut, zwischendurch aber auch mal verhalten in Spannung verharrend, wird es dann mit den sieben Minuten aus Gareth Edwards‘ „Godzilla“ (2014), und mit einem kurzen energischen Stück aus Roman Polańskis „The Ghost Writer“ (2010, „Der Ghostwriter“) geht es ins Finale, welches schöne zweieinhalb Minuten aus Jonathan Glazers Mystery-Drama „Birth“ (2004) bilden – also einem sehr frühen Hollywood-Werk Desplats.
Alles in allem ist „Paris – Hollywood“ eine schöne Sammlung von Desplats Scores, live mit Orchester eingespielt bestens hörbar und die Bandbreite des begnadeten Komponisten gut abbildend, wobei es bei ihm hier immer im klassischen Bereich bleibt, nicht Genres verschmelzend wie zum Beispiel beim Kollegen Hans Zimmer, dessen Konzerte hierdurch noch eine Spur aufregender sind.
Schade ist lediglich, dass aus seiner völlig zu Recht Oscar®-ausgezeichneten Filmmusik zu Guillermo del Toros „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“ auf der Doppel-CD und auch in den digitalen Formaten nichts zu hören ist, obwohl diese im Januar in besagten Konzerten mit vertreten war. Warum sie fehlt, ist unklar. Dass ich mich persönlich zudem sehr über Momente seiner unter die Haut gehenden Musik zum Drama „Extremely Loud & Incredibly Close“ (2011, „Extrem laut & unglaublich nah“) gefreut hätte, soll nur eine abschließende Notiz sein und ein Tipp zum weiteren Reinhören ins Werk dieses grandiosen Filmkomponisten.
www.alexandredesplat.net
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Bewertung: 8 von 10 Punkten
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