Home MusikKonzertberichte Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox – Kritik des Konzerts in Köln am 7. April 2017

Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox – Kritik des Konzerts in Köln am 7. April 2017

Autor: Tobi

Nach Veröffentlichung ihres Album “The Essentials” hatte sich Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox zu Konzerten angesagt, und nach all dem Online-Hype um die Formation war es nicht verwunderlich, dass das Kölner E-Werk am Abend des 7. April 2017 gut gefüllt war. Das Projekt von Pianist und Arrangeur Scott Bradlee mit wechselnden Musikern und SängerInnen veröffentlicht seit 2013 Jazz-Ragtime-Interpretationen von bekannten Songs aus Pop, R&B, HipHop oder auch Rock auf YouTube, und viele von diesen wurden virale Hits – insgesamt hat ihr Kanal nun schon mehr als zweieinhalb Millionen Abonnenten, und die Videos wurden über 450 Millionen mal angeschaut.

Knapp 2000 Fans waren gekommen, um auf moderne Art und Weise in die Vergangenheit einzutauchen. Um 20.15 Uhr betraten die Musiker die Bühne zu ein paar Klängen von Europes “The Final Countdown” und Ariana Savalas ergriff in einer Rolle als Präsentatorin des Abends das Mikrofon. Arrangeur und Mastermind Scott Bradlee war wie so oft bei den Konzerten nicht selbst mit von der Partie, dafür insgesamt elf seiner Musiker. Die Hauptband bestand hierbei aus fünf Musikern an Piano, Kontrabass, Schlagzeug und Bläsern, aber auch Gitarre wurde gespielt und generell war einiges an Bewegung in der Truppe – ab und an standen sie auch alle mal vorne mit auf der Bühne, anstatt nur als Background-Band vor passend in diversen Farben beleuchtetem Theatervorhang zu fungieren. Dazu hatte die PMJ diverse Sängerinnen und Sänger mit nach Europa geschickt, um das Publikum zu verzaubern. Der “Thong Song” von Sisqó eröffnete den Abend mit Blake Lewis am Mikrofon, gefolgt von Aubrey Logan mit Taylor Swifts “Bad Blood”, Casey Abrams mit “I’m Not the Only One” von Sam Smith, und Brielle Von Hugel mit “Same Old Love” von Selena Gomez. Nachdem so jede der Stimmen ihren eigenen Song hatte bis auf Ariana selbst – ihre Zeit sollte bald auch kommen – taten sich die Sängerinnen und Sänger mehr und mehr auch zusammen, um diverse Stücke in tollen Versionen zu spielen, und das Publikum wurde mehr und mehr mitgerissen.

Die Arrangements der bekannten Stücke in ultracoolem Jazz und Ragtime waren natürlich wie von den Videos und CDs bekannt hervorragend, vor allem agiert Scott Bradlee hier auch gerne mal gegensätzlich zum Original und entzieht Rock-Krachern oder fetten Rap-Nummern Tempo und Energie, um sie bei im Original eher ruhigeren Nummern einzupflanzen. Das bereitet Freude, live allerdings noch mehr als beim Hören von CD. Eine hervorragende Show wurde nämlich geboten, mit spielfreudigen Musikern und hervorragenden Vokalisten, die oft noch mehr im Petto haben als nur eine starke Stimme. So spielte Aubrey auch gerne mal Trombone oder Casey griff zum Kontrabass. Noch besonderer ging es bei anderen zu. Ariana deutete schon zu Beginn an, dass es auch sexy zugehen sollte, und auch wenn die wechselnden Kleider der Protagonisten dies schon alleine rechtfertigten, zeigte sie bei Ginuwines “Pony”, dass es noch einen Schritt weiter gehen sollte. In sexy Unterwäsche legte sie einen anmutigen Burlesque-Tanz hin und holte sich hierfür dann auch noch einen männlichen Besucher auf die Bühne, dem sie mächtig einheizte – und nicht nur ihm.

Auch Blake Lewis wusste zu begeistern, als er in der Mitte des Konzerts plötzlich herausragendes Beatboxing hinlegte, vor allem bei “Radioactive” von den Imagine Dragons und bei einem Medley vieler bekannter Melodien im Zusammenspiel mit Band und Steptanz. Steptanz? Oh ja, wollen wir mal Alex MacDonald nicht vergessen, der ein paar Mal tollen Steptanz mit einfließen ließ und hier auch einen hervorragenden Solo-Moment hatte. Was für eine Show. Da verwunderte es schon gar nicht mehr, dass Aubrey bei “Give It Away” (Red Hot Chili Peppers) mit Ein-Hand-Radschlägen über die Bühne wirbelte oder Casey Abrams bei “What Is Love” von Haddaway Tulpen verteilte. Casey hatte übrigens sein gesangliches Highlight gegen Ende mit Radioheads “Creep”, welches er als energieberstende Ballade überragend sang. Nach dem flotten, hier stimmungsvollen “My Heart Will Go On” von Céline Dion und “Mmmbop” von Hanson wurden als Zugaben noch “Stacy’s Mom” (Fountains Of Wayne) und “Shake It Off” von Taylor Swift gefeiert. Dann war das Konzert nach knapp zwei Stunden vorbei und ein absolut begeistertes Publikum ging voll zufrieden nach Hause.
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Links:
Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox
Website des E-Werk Köln

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