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Max Richter begeistert wieder mit seinen Kompositionen

Autor: Tobi

Max Richter "Exiles"

Max Richter

“Exiles”

(CD, Deutsche Grammophon, 2021)

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Der in Deutschland geborene und in England aufgewachsene Komponist Max Richter veröffentlicht mit “Exiles” ein Album, in das man sich sofort verlieben kann. Nachdem er ja bereits diverse Scheiben veröffentlichte und für Filmmusiken wie “Waltz With Bashir” (2008), “Werk ohne Autor” (2018) oder “Ad Astra – Zu den Sternen” (2019), die ihm eine Oscar®-Nominierung einbrachte, völlig zu Recht hoch gelobt wurde, gibt es nun ein Werk, das seinen Anfang vor zehn Jahren nahm, mit der Hoffnung, die der Arabische Frühling brachte.

Erschüttert von der Not von Millionen, die bis heute fern der Heimat Zuflucht suchen, wurde die Arbeit des Komponisten und Aktivisten zu einer langen musikalischen Auseinandersetzung mit der Tragödie der “Migrantenkrise”. Sein Mitgefühl übersetzte er in ein Stück für das Nederlands Dans Theater, die Ballettpartitur “Exiles”, die aus einem Gespräch mit den Hauschoreografen des niederländischen Theaters, Sol León und Paul Lightfoot, entstand.

Max Richter (© Mike Terry)

(© Mike Terry)

“Das Komponieren ist für mich eine Möglichkeit, über die Dinge zu sprechen, die mich berühren”, erklärt Richter. “Als ich von Paul und Sol gebeten wurde, ein neues Ballett für sie zu schreiben, dachte ich sofort über das Thema nach; worum sollte es in einem Werk gehen, das 2017 in Europa entsteht? Mit Blick auf unsere heutige Gesellschaft entschied ich, eine Arbeit über ein universelles Thema zu machen, über das Unterwegssein … Viele von uns haben das Glück, dass wir selbst entscheiden können, wohin wir gehen. Bei einer wachsenden Zahl von Menschen ist das anders, sie können nicht wählen: den Ort zu wechseln ist eine Notwendigkeit, damit überhaupt Zukunft entstehen kann.”

Zusätzlich zum neuen Stück beherbergt das Album neu interpretierte Werke, die einst zu hören waren in seinem von Virginia Woolf inspirierten Ballett, auf einer Platte, die David Bowie liebte, in Hollywood-Blockbustern, Golden Globe ausgezeichneten Dokumentarfilmen und auf Fendi-Laufstegen. “Exiles” enthält somit auch neue Orchesterfassungen einiger seiner bekanntesten früheren Werke.

Eingespielt hat Max Richter das Album Ende 2019 in Tallinn mit dem Baltic Sea Philharmonic unter der Leitung von Kristjan Järvi ein. Das Orchester steht für eine Gemeinschaft, die Grenzen überwindet und Innovation fördert.

Richter erklärt: “Das Baltic Sea Philharmonic ist ein wirklich interessantes Orchester, es setzt sich zusammen aus jungen Spielern aus Ländern rund um die Ostsee, was natürlich ehemalige westeuropäische Länder und ehemalige osteuropäische Länder einschließt. Im Grunde ist es ein soziales Projekt, ‘friedensstiftend’ in seiner Rolle, die Menschen können auf kreative Weise miteinander reden. Ich fand es schön, wenn gerade diese Musik von einem solchen Orchester gespielt wird.”

Eröffnet wird das Album mit den neun Minuten von “Flowers Of Herself” – erst getragenen, dann wunderschönen, zwischen Melancholie und Fröhlichkeit balancierenden Momenten aus den “Woolf Works”. Nicht weniger ergreifend gestalten sich die über sieben Minuten von “On The Nature Of Daylight”, das man aus seinem 2004er-Werk “The Blue Notebooks” kennt, sehr intensiv eingespielt.

Mit “The Haunted Ocean” widmet er sich dem Flüchtlingen immer wieder im Weg stehenden Meer, und das kurze Stück aus dem Oscar®-nominierten, dokumentarischen Trickfilm “Waltz With Bashir” passt bestens zum Thema. Das über fünf Minuten lange “Infra 5” enststammt seinem 2010er-Werk “Infra” und gewinnt mehr und mehr an Intensität und Dramatik. Mit dem vierminütigen “Sunlight”, bekannt von seinem 2006er-Album “Songs From Before”, arbeitet Richter dann eine weitere bereits bekannte Nummer auf, und man spürt das Sonnenlicht als Ziel und Hoffnung der Flucht mit jeder Note.

Bleibt noch “Exiles” selbst, und das 33-minütige Werk wurde nun erstmals eingespielt. Die Ballettpartitur ist einfach nur umwerfend und man kann sich in sie fallen lassen, von den ruhigen Anfängen bis zum dramatischen Finale. Max Richter ist und bleibt ein Ausnahmekomponist – was hiermit mal wieder bewiesen ist.

www.maxrichtermusic.com
facebook.com/MaxRichterMusic

Bewertung: 10 von 10 Punkten

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