Home Film “Monsieur Aznavour” – berührendes Biopic über den französischen Chansonnier

“Monsieur Aznavour” – berührendes Biopic über den französischen Chansonnier

Autor: Mick

"Monsieur Aznavour" Filmplakat (© Weltkino Filmverleih GmbH)

Monsieur Aznavour

Darsteller: Tahar Rahim, Bastien Bouillon, Marie-Julie Baup, Narine Grigoryan
Regie: Mehdi Idir, Grand Corps Malade
Dauer: 134 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: weltkino.de/filme/monsieur-aznavour
Facebook: facebook.com/WeltkinoFilmverleih
Instagram: instagram.com/weltkinofilmverleih
Kinostart: 22. Mai 2025


Der Franzose Charles Aznavour gehört sicher zu den bekanntesten Chansonniers, ja, ist sogar zu den erfolgreichsten Solomusikern der Geschichte zu zählen. Umso merkwürdiger, dass die Filmbranche dies bisher weitgehend ignoriert hat. Erst jetzt, sieben Jahre nach seinem Tod 94-jährig im Jahr 2018, nimmt sich das Duo Mehdi Idir und Grand Corps Malade des berühmten Sängers und Schauspielers an und blickt in seinem einfühlsamen Biopic „Monsieur Aznavour“ auf dessen lange Karriere zurück.

Dabei wählen die Regisseure eine ganz konventionelle Herangehensweise, wenn sie uns überwiegend chronologisch mitnehmen zu den wichtigsten Stationen des turbulenten Lebens des extravaganten Künstlers, in dem es natürlich nicht nur Höhen gegeben hat. Standardmäßig gehört dazu selbstverständlich ein Einstieg mit der glücklichen, wenn auch von Armut geprägten, Kindheit des Sohnes armenischer Einwanderer im Paris der 30er Jahre, die früh sowohl seine Liebe zur Musik als auch seinen Drang, die ständige Geldnot hinter sich zu lassen, begründet. Durch seinen liebevollen Lebenskünstler-Vater schon in frühen Jahren in Kontakt mit der feierfreudigen Musiker-Community des Quartier Latin gebracht, ist da der Schritt auf die Bühne für den dann kaum 20-jährigen Charles (Tahar Rahim) alles andere als abwegig, auch wenn die angestrebte Karriere wie so oft nicht so recht Fahrt aufnehmen will.

Dafür aber ist der Film vom Start weg erfreulich kurzweilig, nähert sich dem Sänger feinfühlig, der hartnäckig seine Ziele verfolgt und sich auch von ersten schweren Rückschlägen – sein Aussehen steht angeblich einer Karriere als Sänger von Liebesliedern im Wege – nicht entmutigen lässt. Der nimmt da stets begleitet von seinem engen Jugendfreund Pierre (Bastien Bouillon) wirklich jedes kleine Engagement an, selbst wenn sie kilometerweit mit dem Fahrrad anreisen müssen.

Schon da aber ist dem Streifen sein Wohlwollen gegenüber dem Künstler anzumerken, der von Aznavours Schwiegersohn Jean-Rachid Kallouche produziert wurde und so verständlicherweise nicht ganz unvoreingenommen mit dem durchaus schwierigen Charakter des Exzentrikers nicht allzu hart ins Gericht geht. Mit einer verklärten Mischung aus Nostalgie und Romantik präsentieren uns die Regisseure zunächst die harten Anfangsjahre als Musiker, die so trotz aller Entbehrungen der Kriegszeiten immer noch wie ein Traum des sukzessiven Aufstiegs wirken. Das erzeugt zwar von Anfang an ein wohliges Gefühl der Herzenswärme, welches durch die beeindruckende Performance von Hauptdarsteller Tahar Rahim mit seinen fein erarbeiteten Mimik- und Bewegungsmustern und der dadurch aufgebauten Nähe zur Figur Aznavour jederzeit befeuert wird, klammert kritische Töne jedoch weitgehend aus. Gar nicht so sehr ins Gewicht fällt da allerdings, dass der Schauspieler dem Sänger nicht übermäßig ähnlich sieht, zu echt wirkt er als ambitionierter Charles Aznavour.

"Monsieur Aznavour" Szenenbild (© Antoine Agoudjian)

Charles Aznavour (Tahar Rahim) begeistert das Publikum mit seiner außergewöhnlichen Stimme.
(© Antoine Agoudjian)

Dessen richtiger Aufstieg beginnt erst nach dem Krieg, als die berühmte Edith Piaf (Marie-Julie Baup) auf sein Talent aufmerksam wird und ihn kurzerhand mit auf Tournee nimmt. Von da an wird sowohl der Werdegang als auch der Film zum Selbstläufer, der geradlinig die Schritte zum Superstar skizziert, während private Probleme allenfalls angerissen werden, wenn Aznavour alle Beziehungen seiner Karriere unterordnet. Lediglich der schmerzhaften Trennung von seinem langjährigen Freund und Partner Pierre räumt der Streifen den gebührenden Platz ein, zu groß war dieser Einschnitt im Leben des Chansonniers.

Was aber ungemein berührt, ist der Soundtrack, dessen Originallieder Aznavours immer wieder bestens zur Stimmung der Szenen passen und so in dieser Kombination mitten ins Herz treffen. Ob nun die Melancholie von „La Bohème“, die Frechheit des skandalösen „Comme ils disent“ oder auch dem in akribischem Perfektionismus erarbeiteten Bläsersatz von „Parce que tu crois“, das direkt in das Sample in Dr. Dres Hit „What’s the Difference“ übergeht, und damit seine Bedeutung für die Musikgeschichte herausstreicht, sie alle sorgen regelmäßig für unheimlich emotionale Momente.

So ist Idirs und Grand Corps Malades Biopic vor allem eine Verneigung voller Bewunderung vor einem der bedeutendsten französischen Künstler, das ihm in den intimen Szenen sehr nahekommt, dem aber ein wenig die Ecken und Kanten fehlen. Trotzdem erzeugt allein die musikalische Genialität der Chansons wiederholt Gänsehaut und macht den Film zu einem wirklich ergreifenden Erlebnis.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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