The Wedding Banquet
Darsteller: Han Gi-Chan, Bowen Young, Lily Gladstone, Kelly Marie Tran
Regie: Andrew Ahn
Dauer: 103 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/the-wedding-banquet
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Kinostart: 5. Juni 2025
Ang Lees („Brokeback Mountain“, „Life of Pi“) feinfühliges Frühwerk „Das Hochzeitsbankett” gewann 1993 den Goldenen Bären der Berlinale und erregte damit damals weltweit Aufsehen. Jetzt nimmt sich der Amerikaner mit koreanischen Wurzeln Andrew Ahn („Driveways“) dieser Vorlage an und verpasst ihr mit seinem turbulenteren Remake „The Wedding Banquet“ einen neuen Anstrich. War es vor über 30 Jahren noch die homosexuelle Beziehung eines Exil-Taiwanesen, die so gar nicht in das konservative Denkschema seiner Eltern passen wollte, so treibt es Regisseur und Drehbuchautor Ahn in seiner Neuverfilmung jetzt auf die Spitze, indem er diese gleich komplett in der queeren Community Seattles verortet.
Da droht das Studentenvisum des jungen Koreaners Min (Han Gi-Chan) auszulaufen und seine geplante Zukunft in den USA zu gefährden. Weich würde er zumindest fallen, denn seine reiche Familie hat längst Pläne für seinen Einstieg in das erfolgreiche Textilunternehmen des Vaters in Korea. Min dagegen plant eher, seine Künstlerkarriere zu verfolgen, und seine homosexuelle Beziehung zu Chris (Bowen Young) stellt ohnehin noch immer ein No-Go in koreanischen Wirtschaftskreisen inklusive der lieben Familie dar. Also verheimlicht er diese beim Videocall seiner resoluten Großmutter und konfrontiert sie stattdessen mit seiner Verlobung mit Angela (Kelly Marie Tran). Die würde durchaus Sinn machen, würde sie ihm doch nach der kürzlichen Zurückweisung seines Heiratsantrags durch Chris ein Bleiberecht sichern, während sein lukratives Familienfirmen-Engagement seiner Freundin Lee (Lily Gladstone) eine weitere künstliche Befruchtung ermöglichen würde.
Denn die wiederum ist nicht nur Mins und Chris‘ Untervermieterin sondern gleichzeitig Angelas Lebensgefährtin, was das queere Quartett im etwas aufgesetzt wirkenden Plotszenario komplettiert. Die beiden Frauen jedenfalls versuchen seit geraumer Zeit ihr Liebesglück durch ein Kind zu vervollkommnen, was bei Lee nun schon zum zweiten Mal gescheitert ist. Und jetzt, wo das Geld für den nächsten Versuch fehlt, kommt auch noch Oma (Youn Yuh-jung) zu Besuch, um Min traditionell koreanisch unter die Haube zu bringen. Komplikationen sind also vorprogrammiert, wenn Lees Haus in kürzester Zeit auf straight gedreht und auch Mins Beziehung zu Angela realistisch dargestellt werden muss.

Lily Gladstone und Kelly Marie Tran
(© Luka Cyprian / Bleecker Street)
Das alles scheint zwar schön erdacht, ist aber von Anfang an von allem ein bisschen zu viel, wenn im queer-bunten Reigen des Freundeskreises alle erdenklichen Konstellationen durchdekliniert sind, kaum dass wir überhaupt in die eigentliche Thematik eingestiegen sind. Erfreulicherweise stößt ein schwules Paar jetzt auf eine ganz andere Akzeptanz als noch bei Ang Lees Original vor 30 Jahren, als homosexuelle Hauptfiguren im Kino noch Mangelware waren. Dass Ahn jedoch deswegen seinen Protagionist:innen gleich die größtmögliche Diversität verordnet, wirkt dann doch arg gezwungen und trägt so nicht gerade zur Authentizität der Geschichte bei.
Es geht jedenfalls sehr vorhersehbar hoch her in der queeren Vorzeige-Wohngemeinschaft, die nun alles gibt um Oma Ja-Young eine heile konservative Welt vorzuspielen. Die aber braucht nicht lange um mit erfahrenem Kennerblick das Theater zu durchschauen und bietet ihrerseits Stillschweigen und Toleranz im Tausch gegen eine speziell für Mins altmodischen Großvater pompös ausgerichtete Hochzeit an, die in Korea ganz groß durch die Presse gehen soll.
Die turbulente Mischung aus RomCom und Klamauk auf der Hochzeit kann einen mit ihrem wilden Slapstick selten erheitern und berührt in ihren ruhigen Momenten höchstens oberflächlich, zu künstlich wirken der Entwurf der Figuren, obwohl das Ensemble hier wirklich sein Bestes gibt. Allenfalls Youn Yuh-jung als coole Oma bringt uns mit ihrer wissenden Abgeklärtheit ein ums andere Mal zum Schmunzeln und rettet damit einen Plot, der auch mit seinen Beziehungsverwicklungen kaum Überraschungen bereithält. Und doch ist Ahns Remake wie schon Lees Film zumindest ein zeitgemäßes Plädoyer für Toleranz gegenüber jeder sexuellen Orientierung, das aber niemals an den Charme des Originals heranreicht.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten
