28 Years Later
Darsteller: Alfie Williams, Ralph Fiennes, Aaron Taylor-Johnson, Jodie Comer
Regie: Danny Boyle
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 18 Jahren
Website: www.28YearsLater-Film.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany
Instagram: instagram.com/SonyPictures.de
Kinostart: 19. Juni 2025
Sage und schreibe 23 Jahre nach seinem mitreißenden Pandemie-Horrorfilm „28 Days Later“ kommt Regie-Ikone Danny Boyle („Trainspotting“, „Slumdog Millionär“) wieder darauf zurück und beendet mit seiner Fortsetzung „28 Years Later“ eine lange, sogar fast dem Titel entsprechende Wartezeit. Inzwischen kümmerte sich der Spanier Juan Carlos Fresnadillo 2007 mit „28 Weeks Later“ um den zweiten, actionlastigeren Teil der Reihe, und nicht zu vergessen erfuhren wir alle am eigenen Leib, was es heißt, einer bösen Pandemie Einhalt gebieten zu wollen. Nun also Boyles neues Anschauungsmaterial zur Verbreitung des garstigen Rage-Virus, bei dem er wie 2002 mit Drehbuchautor Alex Garland ein kongeniales Gespann bildet, der ja jüngst mit seinen eigenen, hyperrealistischen Regiearbeiten „Civil War“ und „Warfare“ explizit sein Gespür für die Inszenierung bestürzender Kriegsszenarien nachgewiesen hat.
Als solches kann man auch die Situation in Schottland guten Gewissens bezeichnen, wo sich 28 Jahre nach dem Wiederaufflammen der Pandemie in Teil zwei eine kleine, fast mittelalterliche Dorfgemeinschaft Nichtinfizierter auf einer Insel noch immer tapfer gegen das Eindringen der Träger des Rage-Virus, das Infizierte zu aggressiven Zombies verkommen lässt, verteidigt. Das gesamte britische Festland ist nämlich mittlerweile vom Militär aufgegeben und zum Seuchengebiet erklärt worden, in dem Gesunde nahezu schutzlos den Angriffen marodierender Infizierter ausgesetzt sind, wie wir schon im blutigen Prolog lernen, mit dem Boyle hier einen ersten eindrucksvollen Schockmoment setzt.
Doch trotz des anfänglichen Splatters verringert Teil drei der Reihe im Vergleich zum Vorgänger angenehm die Schlagzahl, knüpft allein durch Schrifttafeln und gelegentliche Flashbacks an diesen an und erfordert so als eigenständiges Werk keinerlei Vorwissen. Wir lernen dabei den 12-jährigen Spike (Alfie Williams) kennen, der sich mit Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) und Mutter Isla (Jodie Comer) so gut es geht auf der Insel eingerichtet hat. Doch während Isla seltsam erkrankt in ihrem Bett dahinvegetiert, ist für Spike der große Tag gekommen, mit seinem Vater über einen nur bei Ebbe begehbaren Damm zur Zombiejagd-Initiation mit Pfeil und Bogen aufs gefährliche Festland aufzubrechen.

Jamie (Aaron Taylor-Johnson) und sein Sohn Spike (Alfie Williams)
(© 2025 CTMG, Inc. All Rights Reserved.)
Schon das inszeniert Boyle unheimlich packend mit fast minütlich steigender Spannung, wenn die Aktion nach erstem, planmäßigem Infizierten-Abschuss gewaltig aus dem Ruder läuft, und die beiden nur durch Jamies Erfahrung und eine Menge Glück wieder wohlbehalten die abgeschottete Insel erreichen. Zwar ist Spike nach bestandener Feuertaufe der gefeierte Held, nach Rücksprache mit dem Dorfältesten jedoch kommen ihm berechtigte Zweifel an der Aufrichtigkeit seines Vaters bezüglich Islas Behandlung. In Vermutung nicht in Anspruch genommener Hilfe für sie schnappt er sich da kurzerhand Mutter Isla, um den schon vor der Pandemie auf dem Festland lebenden und jetzt von Jamie für verrückt erklärten Arzt Dr. Kelson (Raph Fiennes) aufzusuchen.
Was folgt, ist eine Art Roadmovie durch Zombieland, bei dem der kurzweilige Plot das Mutter-Sohn-Duo nicht nur wiederholt in lebensbedrohliche Situationen in Kontakt mit Infizierten manövriert, sondern ihnen gleichzeitig Hilfe in Person vom versprengten schwedischen Marinesoldaten Erik oder dem alles andere als durchgeknallt allein auf dem Festland überlebenden Dr. Kelson zur Seite stellt. Der wird von Ralph Fiennes einmal mehr wunderbar geerdet, wenn auch spleenig, gegeben und stellt bei aller vorher durchlebten Bedrohungen mit abgeklärtem Vortrag fast schon eine Oase der Ruhe dar.
Überhaupt nimmt sich der Streifen zwischen atemberaubend rasanten Jagdszenen wilden Gemetzels betont Zeit, in seinen ruhigen Momenten auf die Mutter-Sohn-Beziehung einzugehen, erzählt Boyle hier viel mehr eine tragische Familiengeschichte unter Pandemieeinfluss als sich in endlosen Schlachtszenen zu verlieren. Die allerdings verfehlen beeindruckend akzentuiert eingesetzt ihre Wirkung keinesfalls und fügen sich bei aller zwischenzeitlichen Theatralik mit so manch ironischem Augenzwinkern zu einem stimmigen, unterhaltsamen Gesamtbild, das zum Schluss mit einer vergnüglichen Splattersequenz sogar sinnvoll den Bogen zum Prolog schlägt.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
