Home Film “The Long Walk – Todesmarsch” – etwas plattes Horrordrama nach Stephen King

“The Long Walk – Todesmarsch” – etwas plattes Horrordrama nach Stephen King

Autor: Mick

"The Long Walk – Todesmarsch" Filmplakat (© LEONINE Studios)

The Long Walk – Todesmarsch

Darsteller: Cooper Hoffman, David Johnsson, Charlie Plummer, Garrett Wareing
Regie: Francis Lawrence
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/177585/the-long-walk-todesmarsch.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Instagram: instagram.com/leoninestudios
Kinostart: 11. September 2025


Schon im Jahr 1979 veröffentlichte Horrorikone Stephen King unter dem Pseudonym Richard Bachman – genauso übrigens wie die Vorlage „Menschenjagd“ für den erfolgreichen Schwarzenegger-Actionfilm „Running Man“ (1987), dessen Neuverfilmung wir ja im November erwarten – seinen dystopischen Roman „Todesmarsch“, den er schon zu Highschool-Zeiten unter dem deprimierenden Eindruck des Vietnamkrieges begonnen hatte. Regisseur Francis Lawrence, der in der Vergangenheit mit „I am Legend“ und den „Tribute von Panem“-Filmen ja schon ausreichend Kompetenz beim Verfilmen düsterer Zukunftsvisionen nachgewiesen hat, nahm sich unlängst das Buch vor und bringt jetzt mit dem Drama „The Long Walk – Todesmarsch“ seine Kinoversion des Stoffes auf die große Leinwand.

Treffender als der Titel könnte man kaum beschreiben, was uns darin erwartet, denn in einem totalitären, heruntergewirtschafteten Amerika der näheren Zukunft besteht nahezu die einzige Aufstiegschance in der frustrierten Gesellschaft im Gewinn eines perversen Wettbewerbs: Einmal im Jahr veranstaltet das Militär das abartige Schauspiel eines langen Marschs quer durchs Land, zu dem sich eine begrenzte Zahl ambitionierter junger Männer anmelden kann. Zwar winkt dem Gewinner des Events lebenslanger Reichtum und ein individueller freier Wunsch, alle Teilnehmer jedoch unterwerfen sich gleichzeitig dem brutalen Reglement der vom tyrannischen „Major“ (Mark Hamill) geleiteten Veranstaltung.

Im Fokus der Geschichte steht der junge Ray (Cooper Hoffman), der anhand seiner allgemeinen Perspektivlosigkeit bei dem Wettkampf antritt, obwohl sich seine Mutter mit diesem Gedanken verständlicherweise überhaupt nicht anfreunden kann. Schließlich wird einzig der Sieger den Marsch überleben, der erst vorbei ist, wenn auch der vorletzte verbliebene Teilnehmer ausgeschieden ist. Und das geschieht bei Regelverstoß – vor allem dürfen die mit einem Geschwindigkeitsmesser ausgestatteten Marschierer ein Mindesttempo von drei Meilen pro Stunde nicht unterschreiten – ganz simpel durch eine Kugel im Kopf, was Regisseur Lawrence auch beeindruckend zu inszenieren weiß. Eine ganz spezielle Drucksituation, der sich die Jungs hier aussetzen und damit von Anfang an alle bittere Rivalen sind, wo sie doch Unterstützung bei den zu erwartenden Strapazen ganz gut gebrauchen könnten.

"The Long Walk – Todesmarsch" Szenenbild (© LEONINE Studios)

Die dezimierten Walker laufen durch die Ödnis des Umlandes und bereiten sich auf die nahende Nacht vor.
(© LEONINE Studios)

Diese fein erdachte Ausgangslage der Geschichte nutzt Lawrence geschickt für seine bestens nachvollziehbaren Psychospielchen, wenn sich die Teilnehmer am Start zunächst einmal mustern und in vordergründigem Geplauder einzuschätzen versuchen. Trashtalk und kleine Spitzen, wie unter Jugendlichen allgemein üblich, werden ausgetauscht, und wir sind unvermitelt mitten drin in Rays verzweifelter Situation, noch bevor der unmenschliche, hunderte Kilometer dauernde Lauf überhaupt begonnen hat. Schon da aber bilden sich erste Allianzen und Antipathien aus, die sich unter der Belastung des Marschierens noch intensivieren sollen.

Was mit überzeugendem Schauspiel des Ensembles und brutalen Schockmomenten der ersten Erschießungen wirklich vielversprechend fesselnd beginnt, nutzt sich jedoch recht schnell ab, haben wir doch bald begriffen, welche fatalen Folgen eine Reduzierung der Schrittgeschwindigkeit, aus welchen Gründen auch immer, für die Jungs hat. Zwar verdeutlicht das den Abstumpfungsprozess den die Protagonisten durchlaufen, Spannungsspitzen jedoch sind in der Folge in dem dann dialoglastigen Streifen eher Mangelware. Dafür aber lässt uns Lawrence dank der intensiven Unterhaltungen seiner Marschierer unmittelbar auf ein interessantes soziologisches Experiment schauen, welches das Verhalten seiner Probanden unter Extrembedingungen spiegelt.

Leider bedienen dabei die Figuren überwiegend gängige Stereotype, und nimmt so manch unrealistische Szene dem buchstäblichen Gewaltmarsch ein wenig die Authentizität, was uns eine wirkliche Identifikation schwermacht. Mit den tragischen Schicksalen ihrer Charaktere gelingt es den Darstellern dennoch, uns in das perfide Horrorszenario der gesellschaftskritischen Romanvorlage zu involvieren, bei dem von vornherein eigentlich alle Verlierer sind.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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