Home Film “Momo” – die modernisierte Neuverfilmung von Michael Endes Klassiker ist durchaus gelungen

“Momo” – die modernisierte Neuverfilmung von Michael Endes Klassiker ist durchaus gelungen

Autor: Tobi

"Momo" Filmplakat (© Constantin Film Distribution)

Momo

Darsteller: Alexa Goodall, Araloyin Oshunremi, Kim Bodnia, Claes Bang
Regie: Christian Ditter
Dauer: 91 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: constantin.film/kino/momo
Facebook: facebook.com/constantinfilm
Instagram: instagram.com/constantinfilm
Kinostart: 2. Oktober 2025


Ältere unter uns erinnern sich bei “Momo” nicht nur an einen heute hoffentlich auch noch gelesenen, in rund 50 Sprachen übersetzten Jugendbuchklassiker von Michael Ende, sondern auch an die erfolgreiche Verfilmung aus dem Jahr 1986 mit der jungen Radost Bokel in der Titelrolle, dazu Maria Adorf sowie Armin Mueller-Stahl – und der 1995 verstorbene Autor war in einer kleinen Gastrolle als Zugreisender sogar auch mit von der Partie, was untermauerte, dass er mit dieser Umsetzung einverstanden war. Nun entstand unter der Regie von Christian Ditter eine modernisierte Neuverfilmung des Stoffs, für die er auch das Drehbuch verfasste.

Das junge Waisenmädchen Momo (Alexa Goodall) lebt zwar in den Ruinen eines alten römischen Amphitheaters, ist aber alles andere als unglücklich, verbringt sie doch ihre Tage nicht alleine, sondern besitzt die Gabe, die Menschen durch aufmerksames Zuhören zum Erzählen zu bringen, denn diese sind froh, dass sich jemand so viel Zeit nimmt und interessiert lauscht. Zudem hat sie mit dem Jungen Gino (Araloyin Oshunremi), der als Pizzabote jobbt, und dem älteren Straßenkehrer Beppo (Kim Bodnia) zwei gute Freunde.

Als dann merkwürdige, grau geleidete Männer und Frauen auftauchen, die immer wieder etwas aus Vaporizern inhallieren und neu entwickelte, innovative Armbänder zur Zeitoptimierung verteilen, wird Momo skeptisch. Wie sie in einem ihrer Gespräche herausfindet, wo sie auch immer mal Geheimnisse zu entlocken weiß, geht es darum, den Menschen manipulativ ihre Zeit zu stehlen, um diese dann selbst zu nutzen. Die graue Anführerin Jackie (Laura Haddock) und die anderen laden über die Vaporizer ihr Zeitkonto auf, und im Auftrag des verschlagenen Richter (Claes Bang) als Chef der Firma Grey fallen immer mehr Menschen auf den Schwindel herein – inklusive Gino, der nun als optisch aufgebrezelter Influencer andere anlockt. Mit Hilfe der besonderen Schildkröte Kassiopeia gelangt die entsetzte Momo zu Meister Hora (Martin Freeman), dem Hüter der Zeit. Gemeinsam mit ihm schmiedet sie einen Plan, um die plötzlich anscheinend alles kontrollierenden Zeitdiebe vielleicht doch noch aufzuhalten.

"Momo" Szenenbild (© Constantin Film Distribution / Rat Pack Filmproduktion / Ivan Sardi)

Alexa Goodall ist Momo
(© Constantin Film Distribution / Rat Pack Filmproduktion / Ivan Sardi)

Nachdem der deutsche Filmemacher Christian Ditter mit “Vorstadtkrokodile”-Streifen oder “Wickie auf großer Fahrt” schon einige Kinder- und Jugendfilm-Erfahrungen gesammelt hatte, insznierte er mit den romantischen Komödien “Love, Rosie – Für immer vielleicht” (2014) und “How To Be Single” (2016) seine ersten englischsprachigen Filme. Nach TV-Arbeiten an den Serien “Girlboss” und “Biohackers” haucht er nun also in einer deutschen Produktion “Momo” neues Leben ein, mit internationaler Besetzung.

Die durch die Serien “Ein Gentleman in Moskau” und “Die Stunde des Teufels” bereits schauspielgewohnte britische Jung-Darstellerin Alexa Goodall spielt die Titelheldin sehr gut, wirkt hierbei etwas reifer als damals Radost Bokel, die aber auch ein paar Jahre jünger war. Beim Dreh in Kroatien und Slowenien konnte Goodall auf erfahrene Akteure wie die Dänen Kim Bodnia und Claes Bang oder den Briten Martin Freeman an ihrer Seite setzen, die sehr solide agieren, und auch der ebenfalls in England geborene Araloyin Oshunremi hat schon einige Rollen verkörpert.

Die Neuauflage von “Momo” weiß durchaus zu gefallen mit guten Bildern, die von engen Stadtgassen mit Charme in kühle moderne Hochhaus-Bauten übergehen, von bunten Farben in gedeckte, um die zunehmende Bedrohung zu symbolisieren, was gelingt, auch wenn es nicht immer stimmig wirkt. Um die heutige Jugend abzuholen befinden wir uns in einer technisierten Welt mit Smartphonen etc., und doch wohnt Momo im Amphitheater, das Schönheit und Vergangenheit darstellt. Statt mit Puppen will die graue Gesellschaft, der nun anders als einst bei den “grauen Herren” emanzipationsgerecht auch Frauen angehören, die Menschen nun mit fliegenden, sprechenden KI-Roboterköpfen ködern, und deren Überzeugung könnte man durchaus erliegen, wenn man nicht Momo heißt.

Die verlässt sich lieber auf Kassiopeia, die über goldene Schrift auf ihrem Panzer kommuniziert und hierbei – gut gemacht – witzig schlagfertig ist, und auf Meister Hora. Die optisch ansprechende Neuadaption von “Momo” ist als modernisierte, frische Aufbereitung des Michael-Ende-Stoffs insgesamt gelungen, auch wenn sie – und das gerade bei diesem Thema – sich nicht genug Zeit nimmt, hierdurch etwas gehetzt wirkt, vor allem in der Exposition und im Finale. Hier war das Ziel, einen kinder- und jugendfreundlich portionierten Eineinhalbstünder zu liefern, vielleicht etwas überambitioniert.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

Related Articles