Home MusikCD-Rezensionen Portugal. The Man rocken auf ihrem neuen Album wieder mehr in sehr facettenreichen Stücken

Portugal. The Man rocken auf ihrem neuen Album wieder mehr in sehr facettenreichen Stücken

Autor: Tobi

Portugal. The Man "Shish"

Portugal. The Man

„Shish“

(CD, Thirty Tigers), 2025)

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Wer Portugal. The Man schon länger verfolgt und nicht nur auf ihre bekanntesten Singles wie das als „Beste Popdarbietung“ Grammy-ausgezeichnete „Feel It Still“ oder „Live In The Moment“ (beide aus 2017) reduziert, der weiß, dass die US-amerikanische Band aus Alaska, die in Portland ansässig ist, in ihren Anfängen ab dem Jahr 2004 auch vom Indie-Rock geprägt war, bis hin zum Hardcore-Punk, der dann mit Elektroklängen, Soul und allem, was Spaß machte, fusioniert wurde. Mit dem zweiten Album „Church Mouth“ aus 2007 gab es aber auch schon einen Longplayer komplett ohne Elektronik.

Das Klangbild veränderte die Formation um Sänger und Multiinstrumentalist John Gourley als Gründungsmitglied und seine 2008 eingestiegene Frau Zoe Manville – die die Band aktuell bilden und mit diversen Musiker auffüllen – nach eigenem Belieben immer mal, wobei es stets spannend und hochwertig blieb, zuletzt 2023 mit dem großartigen Album „Chris Black Changed My Life“, das sie sechs Jahre nach ihrem erfolgreichsten „Woodstock“ ablieferten.

Portugal. The Man (© Nathan Perkel)

(© Nathan Perkel)

So lange lässt uns das Paar nun nicht wieder warten und bietet mit „Shish“ den zehnten Longplayer, der ab 7. November 2025 digital zu haben ist, bevor am 12. Dezember dann auch physische Varianten auf CD und Vinyl erscheinen. Die zehn Song und 42 Minuten bestätigen, was sich im ersten Song „V.I.S.“ der im Juni überraschend veröffentlichten EP „uLu Selects Volume 2“ schon andeutete – Portugal. The Man sind wieder rockiger unterwegs.

Der als erster Vorabtrack veröffentlicht Opener „Denali“, benannt nach dem berühmten Berg in Alaska, bietet gleich mal ein amtliches Kontrastprogramm, mit grungigen Gitarren-Riffs, scheppernden Drums und verzerrten Synthesizern zu warmen, eher gemütlichen Klängen, akustischen Gitarrenmomenten, tanzbaren Beats und seichtem Gesang von Frontmann John Gourley.

Das ist rockig? Ja, etwas, aber bei weitem nicht so wie das folgende „Pittman Ralliers“, eine brachiale Hardcorenummer, deren Klänge gut zur „Burn it down!“-Botschaft passen. Schon die ersten Klänge von „Angoon“ machen danach klar, dass hier einfach wieder alles geboten wird, worauf Gourley und Manville Lust hatten, geht es hier in der Strophe doch synthielastiger und mit Akustikgitarre getragen groovend zu, um dann im Refrain fett abzurocken und am Ende elektronisch zu zwirbeln.

Die weiteren voraus geschickten Songs machten aber ja schon klar, dass es facettenreich zugeht, mit dem im Midtempo abwechslungsreichen „Tanana“ – laut Gourley über die Traurigkeit einer Generation, die in einer Welt am Abgrund nach flüchtiger Bedeutung sucht – und dem punkig flott abgehenden „Mush“ über Überleben, Verbundenheit und Ehrgeiz.

Und ja, die gesamt Scheibe bietet spannende Genre-Fusionen, gerne auch mal in einzelnen Stücken wie „Knik“ oder „Tyonek“ immer wieder überraschend abwechselnd. Dazu kommen das Titelstück „Shish“ und „Kokhanockers“ als Kopfnicker, und mit „Father Gun“ schließt ein weiteres Stück ab, das so klingt, als wollten Portugal. The Man versuchen, ihre gesamte Bandbreite in einem Track abzubilden. Das wirkt insgesamt avantgardistischer und weit weniger direkt zugänglich als die Songs auf „Chris Black Changed My Life“, aber doch sehr interessant und spannend – und dass die Band hiermit noch weniger am Kommerz ausgerichtet ist, sondern einfach ihr Ding macht, das dürfte klar sein.

Die Unberechenbarkeit macht die Band eben auch aus, die sich neben der Musik auch für die Einhaltung von Menschenrechten, Ermöglichung von Gesundheit oder Umweltschutz einsetzt, u.a. mit ihrer 2020 gegründeten Pass The Mic Foundation, die besonders auch indigene Völker Alaskas unterstützt, oder der zu Ehren von Gourleys und Manvilles Tochter gestarteten Kampagne „Frances Changed My Life“. Bei Frances wurde vor vier Jahren mit DHDDS eine der seltensten genetischen Erkrankungen der Welt diagnostiziert, und die Kampagne soll ebenfalls betroffene Familien unterstützen.

Im März 2026 kommen Portugal. The Man endlich wieder auf Tour zu uns:

05.03.2026 Hamburg – Inselpark Arena
06.03.2026 Köln – Palladium
09.03.2026 Berlin – Columbiahalle

portugaltheman.com
facebook.com/portugaltheman
instagram.com/portugaltheman

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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