
Yunan
Darsteller: Georges Khabbaz, Hanna Schygulla, Ali Suliman, Sibel Kekilli
Regie: Ameer Fakher Eldin
Dauer: 124 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: immergutefilme.de/movies/yunan
Kinostart: 13. November 2025
Mit „Yunan“ legt der 1991 in Kiew als Sohn syrischer Flüchtlinge von den Golanhöhen geborene Regisseur und Drehbuchautor Ameer Fakher Eldin seinen zweiten Film nach „Al Garib“ („Der Fremde“, 2021) vor. Spielte sein Debüt noch auf den Golanhöhen und thematisierte den tiefen Frust durch die anhaltende Unterdrückung, in den sich dann neuer Mut durch das Verhalten eines hier strandenen Mannes mischt, ist sein zweites Werk nun in Deutschland verortet.
Der im Exil in Hamburg lebende syrische Autor Munir (Georges Khabbaz) fühlt sich einsam und vermisst den Kontakt zu seiner in der einstigen Heimat verbliebenen, aber nun dementen Mutter, von der er eine immer wieder erzählte Parabel nicht vergessen kann. Zudem leidet er schon seit einiger Zeit unter einer ähnlich Panikattacken immer wieder auftretenden Atemnot, für die sein Arzt keine medizinische Erklärung und somit auch keine Lösung findet. So rät er ihm anstatt zu einer Medikation dazu, sich eine Auszeit zu nehmen und mal komplett zur Ruhe zu kommen.
Munir reist auf die abgelegene nordfriesische Hallig Langeneß, wo er vorhat, sich das Leben zu nehmen. Dass auf der Insel nicht einmal ein Zimmer ohne Reservierung zu haben ist, steigert seine düstere Laune nicht, dann aber bringt ihn die zunächst unterkühlt wirkende, aber dann doch nicht unsympathisch agierende Valeska (Hanna Schygulla) als gute Seele der einzigen Pension doch noch unter, in einem gerade leerstehenden Haus. Dieses steht wie alle der Hallig auf Warften genannten, aufgeschütteten Hügeln, schließlich ist hier auch immer mal „Land unter“, im wahrsten Sinne der Worte, denn dann wird das Flachland der Insel vom Meer verschluckt und die vielen Schafe und Kühe müssen vorher schnell noch in Sicherheit gebracht werden.

(© 2025 Red Balloon Film GmbH / Microclimat Inc / Intramovies Srl)
Die Abgeschiedenheit und auch das behutliche Kennenlernen der verschworenen, sich mit wenig zufrieden gebenden Inselgemeinschaft um Valeska (Hanna Schygulla) und ihren Sohn Karl (Tom Wlaschiha) bringen Munir dazu, seine Entscheidung zu überdenken – und in seine Gedankenprozesse schleicht sich auch immer wieder besagte Parabel ein, die wir bildlich dargestellt bekommen, mit einem Schafhirten ohne Mund, Nase und Ohren (Ali Suliman) und seiner schönen Frau (Sibel Kekilli), die uns in einer kargen Berglandschaft begegnen.
In „Yunan“ wollte Ameer Fakher Eldin nach eigener Aussage einen Eindruck davon vermitteln, wie es Vertriebenen ergeht, wenn das Vertraute schwindet, das Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit zerbricht und nur das Schweigen danach bleibt. Die Halligen mit ihrem „Land unter“-Naturphänomen wurden hierfür sowohl als Kulisse als auch als Metapher erwählt, und dies passt wahrlich gut.
Was uns genau mit der Parabel gesagt werden soll, wird hingegen nicht so richtig aufgelöst, der Film lässt also auch Interpretationsspielraum zu. Ansonsten ist er ganz ruhig erzählt, kommt ohne viele Worte aus und nimmt so auch uns mit auf eine Insel-Auszeit, die sich durchaus wohltuend anfühlt und bei der man dann auch tatsächlich noch das Versinken in der wütend steigenden Nordsee erlebt – was ein Glück bei der Produktion war, kommt „Land unter“ doch nicht so oft vor. Die diversen Charaktere der InselbewohnerInnen werden eher nur angerissen, der von Munir etwas mehr – allesamt gut gespielt, vor allem von Hanna Schygulla und Georges Khabbaz. Das lässt sich insgesamt völlig unaufgeregt gut ansehen.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten

