
Kraftklub
„Sterben in Karl-Marx-Stadt“
(CD, Eklat Tonträger, 2025)
Wenn es im deutschen Indie-Rock in den letzten 13 Jahren eine Band gegeben hat, die mal so richtig durchgestartet ist und abgeräumt hat, dann sind es Kraftklub. Mit ihren ersten vier Alben „Mit K“ (2012), „In Schwarz“ (2014), „Keine Nacht für Niemand“ (2017) und „Kargo“ (2022) stürmte das Quintett aus Chemnitz jeweils auf Platz 1 der deutschen Albumcharts und erspielte sich schnell einen Ruf als herausragende Livecombo – nicht umsonst sind ihre Gigs selbst in großen Locations inzwischen stets ausverkauft.
Mit „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ gehen die Jungs um Frontmann Felix Brummer, der als Kummer mit seinem Rap-Soloalbum „Kiox“ 2019 zwischendurch auch rasch noch die Spitze der Charts eroberte, ihren Weg konsequent weiter – mal rockig, mal indie-poppig oder elektronisch angehaucht, mal mit Rap fusioniert, und insgesamt abwechslungsreich und gut, wobei es textlich mehr um Abschiede geht als um Aufbruch, ohne zu negativ zu werden.

(© Philipp Gladsome)
Mit 35 Minuten ist die neue Scheibe eher schlank gehalten, die aber trotzdem zwölf Songs zu bieten hat, kurze also dementsprechend. Mit dem treibenden „Unsterblich sein (*)“ feat. Domiziana als Fusion aus Rock, Elektro und HipHop wird der Longplayer eröffnet – und auch abgeschlossen, kehrt die Nummer doch am Ende als Reprise „Unsterblich sein (†)“ noch einmal in ruhigerer Variante mit etwas raueren Stimmen zurück, was also den Rahmen bietet.
Domiziana ist nicht als einzige zu den Jungs gestoßen, gibt es doch weitere Features. So singt Faber beim den Tod thematisierend melancholischen, starken, zunächst verhalteneren, dann hinten raus rockigeren „All die schönen Worte“ mit, Nina Chuba klebt ihre Seele mit Gaffa-Tape zusammen beim energetischen Versuch, „Fallen in Liebe“ zu vermeiden, und das hämmernd treibende „Zeit aus dem Fenster“ mit Deichkind klingt genauso cool und abgehend, wie man sich eine Kooperation dieser beiden Abrissbands vorgestellt hätte.
Trotz der namhaften Features wurde nur die Nummer mit Domiziana schon früher vorausgeschickt – und die mit Faber dann noch drei Tage vor der Album-Veröffentlichung, Kraftklub sind also selbstbewusst genug, sich auf sich selbst zu verlassen in puncto Singles, und das können sie ja auch.
Mit „Schief in jedem Chor“ gab es Anfang Juni eine prächtig zum Mitsingen geeignete Hymne gegen Konformität, dem sie dann das treibende „Wenn ich tot bin, fang ich wieder an“ folgen ließen, das passend zum dreitägigen posthumen Rave im Refrain auch elektronisch beeinflusst ist, trotzdem rockt.
Mit dem sich von nachdenklich zu energetisch druckvoll aufbauenden „Marlboro Mann“ überzeugte auch der vierte Vorbote, in dem es heißt: „Auch wenn es Abfuck ist und schwer, auch wenn es Kraft kostet so sehr, auch wenn du das nicht mal bemerkst, wir haben es geschafft schon bis hierher“. Der Song ist ein gutes Beispiel dafür, wie Kraftklub es mit Reife inzwischen bestens schaffen, ihre Lieder selbst bei Kürze strukturell interessant und spannend zu gestalten, oft mitreißend.
Ein mit Humor durchsetzter Punkrock-Song, wie ihn auch Die Ärzte hätten bescheren können, ist das krachige „Halts Maul und spiel“ als Spaß bringende Aufforderung zum geradlinigen Abrocken ohne zu viel Tiefsinn. Auch „Kippenautomat“ geht gut ab, von Sehnsucht nach Verlorenem geprägt, und mit „Ein letztes Mal“ wird das Tempo gegen Ende dann auch weiter hoch gehalten, wenn Aufhören mal wieder vorgenommen wird und Trennung mal wieder schwerfällt. Keine Frage, mit „Sterben in Karl-Marx-Stadt“ bescheren die Chemnitzer den nächsten Schwung an starken Songs und es wäre verwunderlich, wenn hiermit nicht die nächste Spitzenposition in den Charts erreicht werden würde.
Hier sind Kraftklub 2026 – mal abgesehen von den großen Festivals Hurricane, Southside und Highfield, wo sie natürlich zu den Headliner gehören – live zu sehen, was sich immer lohnt:
03.03.26 Schwerin, Sport- und Kongresshalle
04.03.26 Münster, MCC Halle Münsterland (ausverkauft)
06.03.26 München, Olympiahalle (ausverkauft)
07.03.26 A-Graz, Stadthalle
08.03.26 A-Wien, Wiener Stadthalle
11.03.26 Berlin, Max-Schmeling-Halle (ausverkauft)
13.03.26 Luxemburg, Rockhal (ausverkauft)
14.03.26 Düsseldorf, PSD BANK DOME (ausverkauft)
15.03.26 Erfurt, Messe (ausverkauft)
17.03.26 Stuttgart, Schleyer-Halle
19.03.26 Nürnberg, PSD Bank Nürnberg ARENA (ausverkauft)
20.03.26 Freiburg, SICK-Arena (ausverkauft)
21.03.26 CH-Zürich, Hallenstadion
23.03.26 Braunschweig, Volkswagen Halle (ausverkauft)
24.03.26 Kiel, Wunderino Arena
26.03.26 Frankfurt, Festhalle (ausverkauft)
27.03.26 Frankfurt, Festhalle (ausverkauft)
28.03.26 Bremen, ÖVB-Arena (ausverkauft)
Open Airs:
27.06.26 Dresden, Rudolf-Harbig-Stadion (ausverkauft)
03.07.26 Mönchengladbach, SparkassenPark
04.07.26 Bielefeld, Ravensberger Park
21.08.26 Berlin, Parkbühne Wuhlheide (ausverkauft)
22.08.26 Berlin, Parkbühne Wuhlheide (ausverkauft)
29.08.26 Hamburg, Trabrennbahn Bahrenfeld (ausverkauft)
www.kraftklub.to
facebook.com/kraftklub
instagram.com/kraftklub
Bewertung: 8 von 10 Punkten

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