Home Film “Rule 34” – der Gewinner der Filmfestspiele von Locarno überzeugt als tiefgehendes Erotik-Drama

“Rule 34” – der Gewinner der Filmfestspiele von Locarno überzeugt als tiefgehendes Erotik-Drama

Autor: Tobi


Am 22. September 2023 veröffentlicht die Busch Media Group das mehrfach ausgezeichnete Erotik-Drama “Rule 34” auf Blu-ray und DVD sowie als Video on Demand.

"Rule 34" Blu-ray (© Busch Media Group)

Verleih: Busch Media Group
Website: buschmediagroup.de/portfolio/rule-34
Facebook: facebook.com/BuschMediaGroup
Filmlänge: 100 Minuten
Sprache: Deutsch, Brasilianisches Portugiesisch
Untertitel: Deutsch
FSK: freigegeben ab 18 Jahren

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Mit “Rule 34” bot die brasilianische Regisseurin Júlia Murat, die mit ihrem Spielfilm “Pendular” über die Beziehung einer Tänzerin und eines Bildhauers bereits Aufsehen erregen und den FIPRESCI-Preis der Berlinale 2017 gewinnen konnte, 2022 nach fünf Jahren wieder einen neuen Spielfilm, und auch dieser wurde bereits viel beachtet, bevor er nun bei uns im Heimkino zu sehen ist. Bei den 75. Filmfestspielen von Locarno im letzten Jahr wurde der Streifen als Gewinner mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet, beim Festival do Rio 2022 wurde Murat für die “Beste Regie” gekürt, beim Festival Internacional del Nuevo Cine Latinoamericano de Habana gab es den Spezialpreis der Jury, und Hauptdarstellerin Sol Miranda wurde beim MixBrasil sowie dem Huelva Ibero-American Film Festival als “Beste Hauptdarstellerin” geehrt.

Wir sehen sie in der Rolle der 28-jährigen Brasilianerin Simone, die Anwältin werden möchte und sich ihr Studium der Rechtswissenschaften damit finanziert, dass sie abends in Webcam-Sessions über das Internet Gelüste ihrer Zuschauer befriedigt – je mehr Tokens sie erhält, umso mehr von sich zeigt sie, zieht sich also aus, tanzt oder masturbiert. Ganz im Kontrast hierzu präsentiert sie sich tagsüber verschlossen und ernst, wenn sie in Vorlesungen oder auch mit KommilitonInnen über angemessene Strafen diskutiert, wenn jemandem Leid angetan wird, über gute und schlechte Menschen, oder über Rechtsfälle im oft willkürlich wirkenden brasilianischen Strafvollzugssystem.

Als junge Schwarze ist ihr auch die Vergangenheit nicht egal, und so fragt sie ihre mit BDSM-Kunst Geld verdienende Freundin schon mal, ob man sie nicht gefesselt ablichten wolle, um Erotik und Kolonialisierung in einen Kontext zu bringen. Simone ist klug, und doch bemerkt sie nicht die Gefahr, die damit einher geht, dass sie sich mehr und mehr zum Schmerz hingezogen fühlt. Als ihre Partnerin im Kampfkunsttraining ihr aus Versehen eine blutige Lippe verpasst, ist sie kurz sauer, dann aber erregt es sie und beide küssen sich. Auch sonst geht sie immer weiter, wenn sie sich ein Online-Video über ein Sadomaso-Spiel anschaut oder mit einem befreundeten Pärchen Coyote (Lucas Andrade) und Lucia (Lorena Comparato) nach Kiffen, Trinken, zu guter Musik Tanzen und wildem Dreier-Geknutsche Spaß daran hat, ihrem Körper so wie den anderen Zigarettenglut-Schmerz zuzufügen.

Das geilt sie auf, und so geht Simone auch in ihren Web-Shows immer weiter, wenn sie gegen ausreichende Entlohnung ein “Roulette”-Glücksrad startet, welches ihr dann autoerotische Erstickung als nächste Vorführung vorgibt. Zuerst geschockt und doch ängstlich beendet sie die Session, beschäftigt sich dann aber doch mit dem Thema und rutscht parallel immer weiter in eine Spirale, in der sie auch nahestehenden Menschen ungewollte Schmerzen zufügt und immer extremere Dinge ausprobiert.

"Rule 34" Szenenbild (© Busch Media Group)

(© Busch Media Group)

Regisseurin Júlia Murat bietet mit “Rule 34” einen stark inszenierten und äußerst intensiven Film, der einen zu fesseln weiß, weil alles sehr realistisch wirkt, auch dank Handkamera-Szenen, der genau so denkbaren Online-Community mit geldgebenden Lüstlingen und einer toll aufspielenden Sol Miranda.

Ihre Simone gerät in einen schwer aufhaltbaren Strudel, und Freundin Lucia vermutet, dass die ausgelebten Extreme ein Spiegel der Gewalt der männlich dominierten Gesellschaft und des Patriarchats sein könnte, mit dem sie sich als Jurastudentin ständig beschäftigt. Dem Film gelingt es, locker beschwingte Momente ebenso zu zeigen wie das Driften ins Gegenteil, den Lustgewinn an Schmerzhaftem und das wie ein Sucht scheinende Verlangen, die Gefahr hierbei immer weiter zu steigern.

Bonus-Material:

Als Extras findet man lediglich den Originaltrailer und den deutschen Trailer.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 


Weitere Spezifikationen:

Verkaufsstart: 22. September 2023
Bildformat: 16:9 (1,85:1 / 1080p)
Ton DVD: Dolby Digital 5.1
Ton Blu-ray: DTS-HD Master Audio 5.1

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