Hot Milk
Darsteller: Emma Mackey, Fiona Shaw, Vicky Krieps, Vincent Perez
Regie: Rebecca Lenkiewicz
Dauer: 93 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: mubi.com/de/de/films/hot-milk-2023
Facebook: facebook.com/mubi
Instagram: instagram.com/mubideutschland
Kinostart: 3. Juli 2025
Üblicherweise versorgt die britische Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz („She Said“) andere Regisseure mit ihren Skripten. Jetzt machte sie eine ganz neue Erfahrung, als sie für ihren Debütfilm „Hot Milk“ plötzlich vor der ungewohnten Herausforderung stand ihr eigenes Buch umsetzen zu müssen. Dafür adaptierte sie Deborah Levys gleichnamigen Erfolgsroman für die große Leinwand, der sich zentral um eine überaus toxische Mutter-Tochter-Beziehung dreht.
Mama Rose (Fiona Shaw) nämlich leidet seit Jahren unter äußerst mysteriösen, vielleicht sogar psychosomatischen Lähmungserscheinungen, die sie an den Rollstuhl fesseln und so von fremder Hilfe abhängig machen Die jedoch ist so fremd wiederum nicht, fordert sie diese doch seit jeher wie selbstverständlich von ihrer erwachsenen Tochter Sofia (Emma Mackey) ein. Die folgt dem bisher ebenso fürsorglich wie verantwortungsbewusst und opfert dafür nicht nur ihr Privatleben sondern zunehmend auch ausgerechnet ihr Anthropologiestudium. Jetzt sind die beiden an die südspanische Costa de Almería gereist um dort als Ultima Ratio die alternativen Behandlungsmethoden der Spezialklinik des dubiosen Dr. Gomez (Vincent Perez) in Anspruch zu nehmen.
Eine Ausgangssituation wie gemalt für Konflikte, die in der schwül-heißen Atmosphäre des Urlaubsorts dann auch nicht ausbleiben sollen. Denn während Rose zwischen Vertrauen und Ablehnung der kostspieligen Therapieansätze von Gomez schwankt und primär herrisch über Sofias Zeit bestimmen will, wittert die vor allem ein betrügerisches Geschäft des Heilers und startet erste Emanzipationsversuche von ihrer nie zufriedenzustellenden Mutter. Da kommt ihr die deutsche Hippie-Touristin Ingrid (Vicky Krieps) gerade recht, die eines Tages wie ihr weißer Ritter hoch zu Pferd am Strand vor ihr steht. Zwischen der jungen, sich nach wahrer Liebe sehnenden Sofia und der älteren Lebefrau sprühen augenblicklich die Funken, was das eingefahrene Konstrukt der Ganztagsbetreuung von Rose gewaltig ins Wanken bringt.

(© MUBI)
Unvermittelt muss die ihre Tochter mit Ingrid teilen, die Sofia außer freigeistigen Unterhaltungen auch noch lustvollen Sex zu bieten hat. Da läuft dann langsam auch Roses gerne angewandtes Druckmittel ihrer schweren Krankheit ins Leere, wenn alternativ die große Leidenschaft verlockt, und lässt Sofia sukzessive aus ihrem genauso finanziellen wie moralischen Abhängigkeitsverhältnis ausbrechen. Zu deren Unglück erweist sich die erfahrene Ingrid als viel zu freiheitsliebend um monogam leben zu wollen, und es tauchen immer wieder auch andere Männer in lockeren Beziehungen bei ihr auf. Zu Sofias Zufriedenheit trägt das erwartungsgemäß nicht bei und steigert nur die bleierne Schwere, die sowieso schon auf dem so hoffnungsvoll angetretenen Aufenthalt im Süden liegt.
Schon nach wenigen Szenen erweist sich Lenkiewicz‘ Debüt hauptsächlich als Schauspielerinnenfilm, brilliert vor allem Fiona Shaw als ständig zwischen Herrschsucht, Resignation und Einsamkeit wechselnde Rose und bringen erst Emma Mackey und Vicky Krieps authentisch die Emotionen in das ansonsten viel zu behäbig inszenierte Drama, das uns nie so richtig packen will. Und doch transportiert gerade sein gemächliches Erzähltempo die depressive Stimmung, die das Beziehungsgeflecht der drei Frauen jederzeit trotz aller flirrenden Sommerhitze überlagert. Spannung entwickelt der Streifen dann vornehmlich durch die Dynamik, die mit Sofias und Ingrids Affäre das belastete Mutter-Tochter-Verhältnis zur klassischen Dreiecksgeschichte mit offenem Ausgang macht.
Spaß soll Rebecca Lenkiewicz‘ Familien- und Eifersuchtsdrama mit Sicherheit nicht machen, und das tut es auch nicht. Dafür jedoch seziert es interessant die Beziehung von Rose und Sofia und lässt diese sich schmerzlich aneinander abarbeiten, als für Sofia und uns auch noch der Katalysator Ingrid ins Spiel kommt. Da wirkt Sofias Besuch bei ihrem Vater in Griechenland fast wie ein Fremdkörper in einem Film, gerade als wir uns auf ihn einlassen wollten, der uns in den entscheidenden Momenten immer wieder seltsam auf Distanz hält, da können die drei Darstellerinnen glänzen, wie sie wollen.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten
