Home Film “Ambulance” – knallharte Action bei der Verfolgung eines Krankenwagens

“Ambulance” – knallharte Action bei der Verfolgung eines Krankenwagens

Autor: Mick

"Ambulance" Filmplakat (© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Ambulance

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Yahya Abdul-Mateen II, Eiza González, Garret Dillahunt
Regie: Michael Bay
Dauer: 136 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/ambulance
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


Für die Realisierung feinfühliger Charakterstudien war Michael Bay („The Rock“, „Transformers“) noch nie bekannt. Dafür kann ihm aber bei der Inszenierung von Actionreißern niemand etwas vormachen, was bei seinen Werken durchgängig ausreichende Rasanz garantiert, und ihm damit eine ansehnliche Fangemeinde beschert hat. Auch bei seinem neuen Thriller „Ambulance“ ist wieder Michael Bay drin, wo Michael Bay draufsteht und so können sich Freunde der fliegenden Polizeiwagen erneut auf was gefasst machen.

Dabei geht es eigentlich noch ganz gemächlich los, als wir erfahren, dass Kriegsveteran William (Yahya Abdul-Mateen II) dringend Geld für die operative Behandlung seiner kranken Frau benötigt. Doch schon diese Einführung ist wild geschnitten, wird ein einfaches Telefonat zur dramatischen Höchstleistung und bereitet uns schon mal darauf vor, was wir zu erwarten haben. Viel dramatischer als bei der Vorstellung der Rettungssanitäterin Cam (Eiza González) allerdings kann es gar nicht mehr zugehen: Die wird zu einem Verkehrsunfall gerufen und wirkt vor Ort derart empathisch auf ein durchbohrtes kleines Mädchen ein, dass man glatt emotional wird.

Das markiert jedoch, ohne hier zu viel verraten zu wollen, schon früh den emotionalen Höhepunkt des Films, der die nächsten zweieinviertel Stunden eher dafür verwendet, Cams Krankenwagen kreuz und quer durch L.A. zu hetzen. Vorher wendet sich William verzweifelt an seinen Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal), dem die kriminelle Energie offenbar in die Wiege gelegt wurde, war doch schon sein Vater, wie sich später noch herausstellen soll, so etwas wie eine Gangsterlegende. So lebt auch Danny seit jeher von regelmäßigen Banküberfällen und spannt William für den schon geplanten nächsten Coup gleich mit ein. Warum er aber trotz erklecklicher Anzahl von Luxuskarossen in seiner Garage immer noch auf riskanten Beutezug geht und jetzt plötzlich auch noch voll auf Williams Mitwirken setzt, bleibt das Geheimnis von Drehbuchautor Chris Fedak, der seinem Skript den dänischen Streifen „Ambulancen“ aus dem Jahr 2005 zugrunde legte.

Es bedarf nach dieser Exposition keiner übermäßig ausgeprägten Fantasie zu erahnen, was Fedak mit unseren Protagonisten vorhat, denn die Handlung sprüht im Folgenden nicht gerade vor Innovationsgeist. Beim Bankraub geht also schief, was schiefgehen kann, wird wild herumgeballert und kommen im gewaltigen Kugelhagel nur Danny und William davon, weil Cam mit ihrem Krankenwagen zur falschen Zeit vor Ort war. Dass sich in diesem außer ihnen auch noch ein um sein Leben ringender, angeschossener Cop befindet, erhöht natürlich die Brisanz der Geiselnahme, stattet aber vor allem die ansonsten recht eindimensionale Handlung mit ein paar Freiheitsgraden mehr aus.

"Ambulance" Szenenbild (© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

(© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Was jetzt kommt, ist ganz klar das Metier von Michael Bay, der es mit gewaltigem Budget ordentlich krachen lassen kann und uns so manches Fahrzeug um die Ohren schleudert. Dass dabei nach eigener Aussage nicht mal einer der teuren Original-Krankenwagen dran glauben musste, ist kaum vorstellbar und kann nur als Qualitätskriterium für sein Talent bei der Inszenierung von Actionsequenzen angesehen werden, die hier obendrein anders als bei „Transformers“ auch ohne Animationsunterstützung auskommen müssen. Wenn auch der Plot mit Antritt der Flucht jegliche Beweglichkeit einbüßt, ist diese von den Darstellern umso mehr gefragt, wenn sie in der Enge des Rettungsfahrzeugs kaum Handlungsspielraum für ihre doch ausgesprochen physische Performance haben.

Das ist bisweilen überaus unterhaltsam, sorgen während der wahnwitzigen Verfolgungsjagd einige atemberaubende Kamerafahrten für Vergnügen und lassen einen über deren Realisierung rätseln. Da kann man dann nur staunen, wenn man erfährt, dass Yahya Abdul-Mateen II in vielen halsbrecherischen Szenen den Krankenwagen tatsächlich selbst gesteuert hat, was Gyllenhaal so manche zusätzliche Schweißperle auf die Stirn trieb. Trotz aller Rasanz des handwerklich einwandfrei umgesetzten Geiselnahmethrillers stellt sich angesichts ausbleibender Handlungswendungen aber bald Langeweile ein, über die auch das körperliche Engagement der drei Hauptdarsteller nicht hinwegtrösten kann. Der Rest hallt vor allem noch eine Weile in den Ohren nach.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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