Home Film “Champions” – die Sportkomödie ist nicht mehr als ein unnötiges Remake

“Champions” – die Sportkomödie ist nicht mehr als ein unnötiges Remake

Autor: Mick

"Champions" Filmplakat (© 2023 Focus Features, LLC.)

Champions

Darsteller: Woody Harrelson, Kaitlin Olson, Cheech Marin, Kevin Ianucci
Regie: Bobby Farrelly
Dauer: 124 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/champions
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


Neuverfilmungen grundsätzlich zu verteufeln ist sicherlich nicht gerechtfertigt. Zu vielen künstlerisch ambitionierten Projekten kann man neue Facetten abgewinnen, die deren Vorlagen nicht unbedingt hergeben. Viel kritischer sieht es da schon mit US-Remakes aus, die aus rein kommerziellen Gründen Filme für den amerikanischen Markt adaptieren, ohne ihnen dabei den guten Willen einer eigenen Note gänzlich absprechen zu wollen. Genauso verhält es sich hier mit der Komödie „Champions“, mit der Bobby Farrelly das in Europa überaus erfolgreiche spanische Original „Wir sind Champions“ aus dem Jahr 2018 (lies unsere Filmkritik hier) aufgreift und dessen Handlung ganz einfach in die USA verpflanzt. War er mit seinem Bruder Peter als berüchtigtes Regie-Gespann bisher vor allem für derbere Werke wie „Dumm und Dümmer“ oder „Verrückt nach Mary“ verantwortlich, schaltet Farrelly jetzt zum ersten Mal solo tatsächlich einige Gänge runter und versucht es zur Abwechslung einmal mit Humor der etwas sensibleren Art.

Es geht um den Basketballcoach Marcus (Woody Harrelson), der nicht nur sein Temperament oftmals nicht zügeln kann, sondern noch dazu kein Problem damit hat, alkoholisiert Auto zu fahren. Dass er dabei voll auf eine Polizeistreife auffährt, macht sich nicht so gut, und so sieht er sich schnell einer rufschädigenden Anklage gegenüber. Gut, dass ihm die Richterin immerhin eine Hintertür öffnet und ihm alternativ zur drohenden Gefängnisstrafe das Ableisten eines 90-tägigen Sozialdienstes anbietet. Viel skeptischer als der sich zu Höherem berufen fühlende Trainer allerdings kann man kaum sein, der wohl oder übel einwilligen muss, statt eines Profiteams nun eine Mannschaft geistig Behinderter zu betreuen.

"Champions" Szenenbild (© 2023 Focus Features, LLC.)

(© 2023 Focus Features, LLC.)

Fast eins zu eins übernimmt Drehbuchautor Mark Rizzo hier die fein erdachte Exposition der spanischen Vorlage, in der die anscheinend meilenweit entfernten Welten des eingebildeten Profitrainers und der eingeschränkten Spieler kollidieren. Dabei gibt sich Woody Harrelson wirklich alle Mühe, seinem Marcus eine überheblich-versnobte Attitüde überzustülpen, richtig abnehmen will man ihm den Unsympathen indes nicht. Stellt man dem dann den großartigen Javier Gutiérrez aus dem Original gegenüber, der seinen Marco anfangs herrlich unausstehlich anlegt, so fällt seine Performance dagegen doch deutlich ab. Aber gehen wir mit der neuen Version mal nicht zu hart ins Gericht, hat man die Urfassung nicht gesehen, dann birgt auch der Ausgangspunkt von Farrellys Komödie ein gewaltiges Entwicklungspotenzial. Rizzo jedoch peppt die Vorlage allzu sehr zu einem Mainstream-Plot auf, lässt den Trainer lustig tindern und bastelt daraus auch noch eine aufgesetzte Liebesgeschichte, ohne die keine amerikanische Komödie mehr auskommt.

Und doch ist das Aufeinandertreffen des Coaches und seinem neuen Team, den „Friends“, nett inszeniert, präsentiert sich jeder der Basketballer, die auch hier von behinderten Laiendarstellern gespielt werden, trotz seines Handicaps auf seine individuelle Art besonders liebenswert. Natürlich kriegen sie mit ihrer unvoreingenommenen Einstellung mit der Zeit auch den genervten Marcus klein, für den sein Zwangsengagement schnell zur Herzensangelegenheit wird. Und das auch noch in zweierlei Hinsicht, will er doch parallel auch noch das Herz von Alex (Kaitlin Olson), der Schwester seines Spielers Johnny (Kevin Ianucci), gewinnen, der ihr Bruder über alles geht.

Als typische Sportkomödie fehlt es auch „Champions“ nicht an einem ordentlichen Spannungsbogen, wird die anfängliche Trümmertruppe unter Marcus‘ Führung allmählich ganz nach dem amerikanischen Tellerwäscher-Prinzip zu einer verschworenen Gemeinschaft mit Siegermentalität, die über den Spaß einen gewaltigen Teamgeist entwickelt. Das zu verfolgen, ist durchaus unterhaltsam, zumal sich auch Farrelly den Behinderten mit großem Respekt nähert und sich dabei genau wie das Original auch in den amüsantesten Szenen niemals über sie lustig macht, ja viel mehr ihre naive Herzlichkeit hervorhebt. Trotzdem erreicht das glattgebügelte US-Remake auch in seinen emotionalsten Momenten nicht den unwiderstehlichen Charme seiner Vorlage und verspielt durch die gezwungenen Volten seines Plots einiges an Glaubwürdigkeit. Da ist dann auch Woody Harrelson in seiner Rolle als verliebter Coach verschenkt.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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