Home Film “Die Fabelmans” – Steven Spielbergs autobiografischer Rückblick ist einfach herzerwärmend

“Die Fabelmans” – Steven Spielbergs autobiografischer Rückblick ist einfach herzerwärmend

Autor: Mick

"Die Fabelmans" Filmplakat (© Universal Pictures)

Die Fabelmans

Darsteller: Gabriel LaBelle, Michelle Williams, Seth Rogen, Paul Dano
Regie: Steven Spielberg
Dauer: 151 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: fabelmans-film.de
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


Gerade erst letzte Woche wurde Kultregisseur Steven Spielberg auf der Berlinale der Goldene Ehrenbär für sein Lebenswerk verliehen, und das kann sich ja bisher wahrlich sehen lassen. Doch schon in seiner Dankesrede stellte der sympathische Filmemacher klar, dass er „noch lange nicht fertig“ sei. So ist dann auch sein neuer Film „Die Fabelmans“ keinesfalls als kleiner Abgesang zu verstehen, selbst wenn er darin nostalgisch auf sein eigenes Leben und die ersten Schritte seines Schaffens zurückblickt. Die Idee, seine Lebenserinnerungen zu einem Film zu verarbeiten, dagegen trug er schon lange mit sich herum, aber erst die lange Corona-Zwangspause gab ihm endlich die Gelegenheit, sie zusammen mit Co-Autor Tony Kushner in ein Drehbuch zu gießen.

Dabei bedient er sich zwar der fiktiven jüdischen Familie Fabelman, die Schilderung ihres Schicksals aber ist deutlich autobiografisch angehaucht, und im achtjährigen Sohn Sammy (Mateo Zoryan) lässt sich schon nach kurzer Zeit unschwer der kleine Steven erkennen. Denn als untrügliches Zeichen wählt Spielberg gleich zum Einstieg in sein ergreifendes Drama ein einschneidendes Erlebnis, das Sammys weiteres Leben prägen soll. Und wo soll das stattfinden, wenn nicht im Kino, das Anfang der 50er Jahre Cecil B. DeMilles Zirkusfilm „Die größte Schau der Welt“ spielt? Vor aller Begeisterung aber steht da für Sammy vorrangig erstmal Einschüchterung: vor dem Dunkel des Saals, vor der großen Leinwand und vor allem vor dem so realistischen Eisenbahnunglück, das ihn bis nach Hause verfolgt, und dessen Schrecken ihm auch seine begleitenden Eltern kaum nehmen können. Abhilfe schafft da ganz allein die geschenkte Modelleisenbahn, die Sammy vor Papa Burts (Paul Dano) Kamera immer wieder entgleisen und mit jeder Einstellung und jedem verbesserten Winkel den Unfall echter aussehen lässt.

Der Grundstein für Sammys Leidenschaft für das Filmemachen ist gelegt, und wie schön lässt uns Steven Spielberg hier am Seelenleben seines Sammy teilhaben, der sein frühes Kinotrauma nur mit äußerster Akribie beim Nachstellen der Szene bekämpfen kann. Und wie groß ist danach dessen Genugtuung, bei der stolzen Präsentation seiner Bilder ähnliche Emotionen hervorrufen zu können, wie er sie zuvor selbst erfuhr. Überhaupt verströmt der Film vom ersten Moment an eine Warmherzigkeit, mit der uns Spielberg sofort gefangen nimmt, wenn er mit uns anhand des kleinen Sammy tief in seine Erinnerungen an die Kindheit und Jugend eintaucht.

"Die Fabelmans" Szenenbild (© Storyteller Distribution Co., LLC. All Rights Reserved.)

(© Storyteller Distribution Co., LLC. All Rights Reserved.)

Sammy kann fortan kaum noch von Daddys Kamera lassen, dreht mit seinen drei Schwestern in jeder freien Minute erste Kurzfilme, die auch technisch immer anspruchsvoller werden. Fast schon professionell geht es dann einige Jahre später nach dem Umzug der Familie nach Arizona – Vater Burt hat als Ingenieur ein lukratives Jobangebot angenommen – zu, wenn er (jetzt authentisch von Gabriel LaBelle gespielt) mit seinen Freunden Western- und Kriegsfilmsequenzen inszeniert und dabei ungemein kreativ simple aber wirksame Spezialeffekte benutzt, die so manchen Betrachter genauso wie uns überraschen, anschließende Nachbearbeitung inklusive. Doch trotz der naheliegenden Fokussierung beschränkt Spielberg seinen einfühlsamen Streifen keineswegs auf die künstlerische Entwicklung des Filmenthusiasten und wirft einen ebenso intensiven Blick auf das familiäre Umfeld des wohlbehütet aufwachsenden Sammy.

Das ist geprägt vom Gegensatz der kunstaffinen Mama Mitzi (Michelle Williams), die ihre Pianistinnenkarriere der Familie opferte, und des Naturwissenschaftlers Burt, deren Einfluss ihn zu gleichen Teilen prägen. Mit dabei ist irgendwie immer Burts Arbeitskollege und bester Kumpel Benny (Seth Rogen), der als Freund der Familie und lustiger Onkel bei Sammys Betrachten seiner Aufnahmen vom gemeinsamen, harmonischen Campingtrip jedoch plötzlich mit tragischen Folgen in ein komplett anderes Licht gerät.

So ist Spielbergs Drama viel mehr als das bloße Verfolgen einer Entwicklung vom kleinen Hobbyfilmer zum angehenden Regievirtuosen, erzählt es uns doch gleichzeitig so viele Geschichten rund um den heranwachsenden Sammy und erlaubt uns dabei mit seinen wunderbar harmonierenden Schauspielern einen fast intimen Blick in die Familienverhältnisse Spielbergs. Und auch wenn der Regisseur dadurch zwischendurch ein wenig den Fokus zu verlieren droht, gelingt es ihm doch wieder einmal, mit seiner transportierten Leidenschaft ganz große Gefühle zu wecken, die dafür sorgen, dass einem die kurzweilige Reise in die Geschichte der Fabelmans ungemein zu Herzen geht.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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