Home Film “The Man Who Killed Don Quixote” – Terry Gilliams eigenwillige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist endlich fertig

“The Man Who Killed Don Quixote” – Terry Gilliams eigenwillige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist endlich fertig

Autor: Mick

"The Man Who Killed Don Quixote" Filmplakat (© 2018 Concorde Filmverleih GmbH)

The Man Who Killed Don Quixote

Darsteller: Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko
Regie: Terry Gilliam
Dauer: 133 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.donquixote-film.de
Facebook: facebook.com/DonQuixote.film


Dass der Entstehungsprozess eines Kinofilms schon mal mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann, ist ja nichts sonderlich Außergewöhnliches. Dass sich die Produktion von Terry Gilliams “The Man Who Killed Don Quixote” aber nach eigener Aussage über dreißig Jahre hinzog, kann man wohl als rekordverdächtig bezeichnen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und reichen von Stümperei (Set nahe einer Airbase mit regelmäßigen Überflügen) bis zu höherer Gewalt (Überflutung infolge von Unwettern), gaben dem Team jedoch mit jeder Verzögerung die Möglichkeit, das Skript zu überarbeiten und vor allem Umbesetzungen vorzunehmen. Was muss jetzt also bei all dieser Optimierungsarbeit für ein Mordsstreifen herausgekommen sein?

Nun ja, Terry Gilliam (“Brazil”, “12 Monkeys”) bleibt halt Terry Gilliam und ist mit seiner surrealistischen Herangehensweise an die Handlung immer wieder gewöhnungsbedürftig. Gut getan aber hat dem Film mit Sicherheit, dass die ursprünglich angedachte reine Nacherzählung der Abenteuer des mittelalterlichen spanischen Romanhelden einer komplexeren Handlungsstruktur gewichen ist, die auch mal Denkanstöße gibt. Sie enthält nämlich durchaus auch gegenwärtig gesellschaftskritische Elemente, wenn sich der einst so ambitionierte Jungregisseur Toby (Adam Driver) beim Dreh eines neuen Werbespots in Spanien unvermittelt mit seiner Vergangenheit konfrontiert sieht.

"The Man Who Killed Don Quixote" Szenenbild (© 2018 Concorde Filmverleih GmbH)

“Don Quixote” ist überzeugt, dass Toby (Adam Driver) sein treuer Knappe Sancho Panza ist. (© 2018 Concorde Filmverleih GmbH)

Damals drehte er in einem kleinen spanischen Dorf einen Film über Don Quixote, der ihm die Türen zu seiner Karriere öffnen sollte, und hinterließ dabei mit seinen hauptsächlich leeren Versprechungen und dem rücksichtslosen, kurzweiligen Engagement des Filmteams reichlich verbrannte Erde. Jetzt aber holen ihn, inzwischen zum durchtriebenen Veteranen mutiert, seine Jugendsünden wieder ein und zwingen ihn zur Auseinandersetzung mit ihnen. Das setzt Gilliam wieder gewohnt außergewöhnlich in Szene, wenn er den damaligen Darsteller des Quixote (Jonathan Pryce) als verrückten, alten Kauz einführt, der inzwischen seine damalige Rolle verinnerlicht hat. In der Gegenwart birgt dabei sein ritterliches Verhalten ein gewaltiges Konfliktpotenzial, das teilweise stark an den französischen “Die Besucher” erinnert. Allerdings hält sich die Komik hier doch in Grenzen, denn vielmehr stellt Gilliam seinen Protagonisten Toby in den Mittelpunkt, der sich angesichts der tragischen Gestalt des Don Quixote und der Entwicklung des einst so malerischen Dorfes erst jetzt der Tragweite seiner Handlungen bewusst wird.

Hat man sich erstmal auf die improvisiert wirkenden Einstellungen eingelassen, kann man sich an so manch netter Idee erfreuen, die das Drehbuch für einen bereithält, selbst wenn einen die recht wirre Abstraktion der Taten des “Ritters von der traurigen Gestalt” auf eine harte Probe stellen. Der Kontrast zwischen mittelalterlichem Verhalten und Gegenwart ist dabei sicherlich nicht jedermanns Sache, hat aber dennoch seinen Reiz und stellt gleichzeitig das schnelllebige Filmgeschäft infrage. So hat das Werk zwar seine Längen, liefert aber trotzdem genügend Reibungspunkte, um eine Auseinandersetzung mit ihm interessant zu machen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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