Home MusikCD-Rezensionen Peter Heppner veröffentlicht nach sechs Jahren gleich zwei neue Alben

Peter Heppner veröffentlicht nach sechs Jahren gleich zwei neue Alben

Autor: Tobi
Peter Heppner (Foto: © Mathias Bothor)

(Foto: © Mathias Bothor)

Peter Heppner ist eine der besten Stimmen in der deutschen Popmusik, früher bekannt als Hälfte des Duos Wolfsheim, später dann als Solokünstler und auch gefragter Gast bei Stücken von Acts wie Schiller, Paul van Dyk oder auch Nena.

Seine Fans mussten nach dem 2012er-Longplayer “My Heart Of Stone” nun aber bereits lange sechs Jahre warten, ehe endlich neues Solo-Material vorliegt. Dafür werden sie verwöhnt, denn der Hamburger Musiker veröffentlicht nicht nur ein neues Album, sondern gleich zwei.


Peter Heppner "Confessions & Doubts"

Peter Heppner

“Confessios & Doubts”

(CD, RCA Deutschland , 2018)

Jetzt bestellen bei Amazon.de


Auf den 38 Minuten von “Confessions & Doubts” findet man zehn Stücke, die man als typische Heppner-Popsongs bezeichnen könnte, wobei es hier dann glücklicherweise abwechslungsreich zugeht, weil Heppner eben nicht auf den einen Stil reduziert werden kann, und weil man sowohl englischsprachige als auch deutsche Songs hört. Peter erklärt: “Ich habe mich ja nicht mal an eine Sprache gebunden, singe entgegen aller Widerstände auf Deutsch und auf Englisch, worauf ich auch ein bisschen stolz bin. Wenn man aufrichtige und authentische Kunstwerke schafft, sagen die auch immer etwas über den Künstler aus. Sie sind wie Geständnisse. Man kann viel über mich und meinen Charakter erfahren, wenn man sich mit meiner Musik beschäftigt. Zweifel sind auch zentrale Dinge, wenn man Kunst macht. Ich finde, dass der Albumtitel ‘Confessions & Doubts’ mich als Künstler an diesem Punkt der Momentaufnahme gut beschreibt.”

Eröffnet wird die Scheibe von dem gemütlich getragenen “Unloveable”, das im Midtempo mit gewohnt feiner Melodie daher kommt, eben so wie das an eine Fast-Beziehung erinnernde “Viele schöne Stunden”, das revitalisiert kraftvolle “Herz (Metropolis)” mit der tollen Textzeile “Und wenn auch mein Herz zerbricht – nein, mich, mich zerbrichst du nicht!”, das im Gegensatz von Frust geprägte “Chance” und die überraschend chillig dahin fließende Frusttrinker-Offenbarung “Gib mir doch ‘n Grund” mit Flehen nach eben diesem, das verhasste Besaufen zu unterlassen.

Mit “Nothing Ends” gibt es eine Uptempo-Nummer, die durchaus auch dem “TanzZwang”-Motto genügt hätte, mit dem starken “Good Things Break” eine wundervolle, aber auch traurige Ballade über die Vergänglichkeit aller guten Dinge, die allerdings an die Verzweiflung im bedrückenden “Theresienstadt: Hinter der Mauer” aber nicht annähernd heran kommt – inspiriert vom Musikdrama “Die Kinder der toten Stadt”, für das Heppner kürzlich die Schirmherrschaft übernommen hatte (lies unsere Rezension zur CD). “You Don’t Love Me” kommt ruhig basiert, aber doch im Midtempo daher, und zusammen mit Gast Kim Sanders hören wir hier ein tolles Stück über eine unstimmige Liebe.

Bleibt noch eine weitere Kollaboration, und für diese hat sich Peter Heppner 20 Jahre nach dem gemeinsamen Hit “Die Flut” erneut mit Joachim Witt zusammen getan. “Was bleibt” fungiert als Single und besitzt seinen Reiz im Duett zwischen Witts dunkler Stimme und Heppners von Schönheit geprägtem Gesang, mit eingängigem, von E-Gitarren-Riffs bereichertem Refrain. Ein gelungenes Album, dessen Stücke überwiegend mit Dirk Riegner geschrieben und im Sound zusammen mit Alex Lys erarbeitet wurden.


Peter Heppner "TanzZwang"

Peter Heppner

“TanzZwang”

(CD, RCA Deutschland , 2018)

Jetzt bestellen bei Amazon.de


Als Heppner sich an ein neues Album machte, da hatte er zwei Dutzend Songs verfügbar. Irgendwann entschied er sich für die Aufteilung in die eher poppig romantischen und die zwingend tanzbaren Nummern. Wann immer er also das Gefühl hatte, dass ein Lied tanzbar sein sollte, rief er Riegner den Begriff “TanzZwang” zu. “Er sollte uns beide, die wir wirklich keine Tänzer sind, dazu zwingen, tanzen zu wollen”, lacht Heppner.

Bei den elf Tracks dieses Albums mit insgesamt 41 Minuten war die Herangehensweise dann etwas anders, denn jedes der Lieder wurde in die Hände eines anderen Produzenten gelegt, mit der Vorgabe, am Ende einen Track zu gestalten, der zum Tanzen zwingt. Das Ergebnis ist ein entsprechend abwechslungsreiches Album, bei dem die Produzenten zwar ihren Stempel aufgedrückt haben, das aber nicht wie eine Remix-Scheibe wirkt, denn Songstrukturen und Heppners Stimme – in ganzen Strophen und Refrains, also nicht nur Fetzen – stehen immer noch im Vordergrund.

Das Einzige, was nicht ganz nachzuvollziehen ist, ist die Nutzung von “…und ich tanz'” als doppelter Opener. Sicher ist das Stück als Hymne an das Tanzen als gefühlstechnische Aufwertung jedes Augenblicks im Leben eine starke Nummer, aber nach dem “Latches Mix” den ebenfalls gelungenen “Pascal Reinhardt Remix” direkt nachzulegen, sorgt nicht zwingend für Abwechslung zu Beginn dieser Scheibe. Ansonsten aber gibt es – mal abgesehen von der textlichen Wiederholungs-Monotonie in “Best Things In Life” – nichts zu meckern, die Tracks kommen ereignisreich daher und bieten jede Menge Highlights auf.

Für alte Wolfsheim-Fans ist sicher “All Is Shadow” im Remix von Apoptygma Berzerk ein Highlight, denn hier wird der Synthiepop-Vergangenheit von Heppner noch einmal amtlich gehuldigt – toller Song. Das zusammen mit Volkan erarbeitete “Fremd in diesem Land” reißt einen mit seinen Beats und seiner Flüchtlings-Thematik im “VItaliZE Remix” mit, ebenso das zwischen Dubstep und R&B packende “I Will Hurt You” im “Temple. Mix” oder “Just One Word” im treibenden “PixTom Mix”.

Seine Zusammenarbeit mit Schiller setzt Heppner auch fort, dieser nämlich hat sich “Once Again” angenommen in einem oftmals sphärisch ruhigen, dann aber auch wieder von Beats geprägten Remix. Nicht zwingend sofort tanzbar, aber ebenso toll, ist auch “Hermann Hesse: Im Nebel” als Vertonung eines Hesse-Textes im Mix von Dirk Riegner.

Abschließend gibt es noch “Sedate Yourself” im gemütlichen Remix von Yann Lauren und “Standing Tall” im erst ruhig basierten, dann doch noch tanzbaren Mix von Sand & Pfeffer. Insgesamt ein Album, das wenn auch nicht immer, aber oft TanzZwang erzeugt, und in jedem Fall Freude bereitet.

Hier ist Peter Heppner live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
15.11.2018, Hamburg (Markthalle)
16.11.2018, Rostock (Mau Club)
17.11.2018, Berlin (Huxley’s Neue Welt)
29.11.2018, Hannover (Musikzentrum)
30.11.2018, Leipzig (Haus Leipzig)
01.12.2018, Glauchau (Alte Spinnerei)
08.12.2018, Magdeburg (Factory)
09.12.2018, Nürnberg (Hirsch)
11.12.2018, Stuttgart (Im Wizemann)
12.12.2018, Zürich (X-tra)
14.12.2018, Oberhausen (Kulttempel)
15.12.2018, Langen (Stadthalle)
16.12.2018, Köln (Live Music Hall)

facebook.com/peterheppneroffiziell

Bewertung: 9 von 10 Punkten

(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)

 

Related Articles