Home Film “Empire of Light” – Sam Mendes weiß einen auch mit weniger Spektakel zu faszinieren

“Empire of Light” – Sam Mendes weiß einen auch mit weniger Spektakel zu faszinieren

Autor: Tobi

"Empire of Light" Filmplakat (© 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Empire of Light

Darsteller: Olivia Colman, Micheal Ward, Tom Brooke, Tanya Moodie
Regie: Sam Mendes
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.empireoflight-film.de
Facebook: facebook.com/20thCenturyStudiosDE


Wenn ein Film von Sam Mendes auf die große Leinwand kommt, was nicht allzu oft passiert, dann handelt es sich fast immer um einen besonderen Streifen. Von seinem überragenden Kino-Debüt “American Beauty”, für das er 2000 direkt den Oscar® für die “Beste Regie” mit nach Hause nahm, über die Romanverfilmung “Zeiten des Aufruhrs” (2008) und mit “Skyfall” (2012) sowie “Spectre” (2015) gleich zwei James-Bond-Streifen bis zum Aufsehen erregenden Kriegsfilm “1917” (2019) hat der britische Regisseur uns schon einiges geboten. Mit seinem neunten Werk “Empire of Light”, für das er wie schon bei “1917” auch das Drehbuch schrieb, ist dies nicht anders, denn hiermit weiß er erneut zu packen.

Mendes nimmt uns mit ins Großbritannien Anfang der 80er-Jahre, genauer gesagt ins Städtchen Margate in Kent, wo das mit Blick auf den Strand und das Meer bestens gelegene “Empire Cinema” schon bessere Zeiten gesehen hat. Der Kinobetrieb läuft zwar noch, aber einige Säle sind schon lange stillgelegt und in die verbliebenen verirren sich längst keine Massen mehr, auch wenn das wahrlich schöne Haus immer noch sehr ansprechend und einladend aufgemacht ist.

Ganz egal, wie viele Besucher kommen, die schick in Schale geworfene Belegschaft gibt sich Mühe, und das nicht nur, weil der Chef Donald Ellis (Colin Firth) dies erwartet – die Liebe zum Kino ist zu spüren, beim Filmvorführer Norman (Toby Jones) am meisten, aber auch bei der nach längerer Abwesenheit zurück gekehrten Hilary Small (Olivia Colman), die sich vor allem um den Snack-Verkauf kümmert. Dass sich der verheiratete Donald auch von ihren jüngst bekämpften psychischen Problemen nicht davon abhalten lässt, sie zwischendurch immer wieder mal für einen Quickie in sein Büro zu bestellen, nimmt sie emotionslos hin, bis eines Tages der charismatische Stephen Murray (Micheal Ward) einen Job im Empire erhält, was einiges ändert.

Zum weit jüngeren Schwarzen baut Hilary schnell eine gute Beziehung auf, auch weil sie beide irgendwie Außenseiter zu sein scheinen. Stephen ist rassistischen Anfeindungen von gerade nicht nur geduldeten, sondern anscheinend sogar im politisch aufgeheizten England die Meinung vieler widerspiegelnden Skinheads ausgesetzt, und Hilary kämpft im Inneren immer noch gegen Depressionen. Aus beiden wird – erst im Geheimen wie dem heruntergekommenen ehemaligen Tanzsaal im obersten Stock des Empire, dann doch irgendwann auch sichtbarer – ein ungleiches Liebespaar, was viele schöne Momente, aber auch einiges an Problemen mit sich bringt.

"Empire of Light" Szenenbild (© 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

(© 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Mit “Empire of Light” legt Sam Mendes einen persönlich geprägten Streifen vor, da der 1965 geborene Filmemacher nicht nur als Teenager die Spannungen und brodelnde Atmosphäre in der Frühphase der Thatcher-Regierung voll miterlebte, die 1981 zu den “England Riots” betitelten Gewaltausbrüchen führten, seine Mutter Valerie inspirierte ihn zur Hauptfigur, da sie als Alleinerziehende auf sich selbst gestellt war und wie Hilary mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte.

Olivia Colman spielt Letztere absolut überzeugend und man nimmt ihr jede Emotion und Aktion ab, von der anfänglichen Gleichgültigkeit über die aufkommende Liebe und das mit dem damit einhergehenden Glücksgefühl verbundene, eigenverantwortliche Absetzen ihrer Medikation bis zu daraus resultierenden Wut-Momenten. Auch Micheal Ward agiert stark, so dass das Zusammenspiel der beiden fesselt und jederzeit glaubwürdig ist.

Der Film nimmt einen mit seiner gut erzählten Geschichte über aufkommende Emotionen und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten gefangen, ist hierbei aber auch eine ganz wunderbar inszenierte Liebeserklärung an das Kino als im Optimalfall schön gestaltetes Gebäude mit besonderem Flair und als Ort für Zusammenkünfte. Wenn einem Toby Jones als Norman dann noch Einblicke in die einstige Kunst des Filmvorführens gewährt, als noch nicht per Knopfdruck digital von der Festplatte abgespielt wurde, dann kommt bei Cineasten besondere Stimmung auf.

Dass diese entsteht, liegt auch an toller Kameraarbeit des zweifachen Oscar®-Preisträgers Roger Deakins, der beeindruckende Bilder serviert, sowie einem hervorragenden Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross. Nach zwei Bond-Blockbustern und dem schon alleine filmtechnisch Spektakel erzeugenden “1917” ist “Empire of Light” ein weit ruhigeres, aber genauso faszinierendes Werk von Sam Mendes.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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