Home Film “Last Breath” – enorm realistischer Katastrophenfilm über einen echten Tauchunfall

“Last Breath” – enorm realistischer Katastrophenfilm über einen echten Tauchunfall

Autor: Mick

"Last Breath" Filmplakat (© SquareOne Entertainment)

Last Breath

Darsteller: Woody Harrelson, Finn Cole, Simu Liu, Bobby Rainsbury
Regie: Alex Parkinson
Dauer: 93 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.square-o-n-e.com/movie/last-breath
Facebook: facebook.com/SquareOneEntertainmentGmbH
Instagram: instagram.com/squareone_entertainment
Kinostart: 8. Mai 2025


Schon 2019 verhandelte Alex Parkinson in seiner Dokumentation „Der letzte Atemzug: Gefangen am Meeresgrund“ den Unfall des schottischen Industrietauchers Chris Lemons, der im September 2012 bei einem Unterwassereinsatz eine knappe halbe Stunde ohne Sauerstoff war. Jetzt strickt er um dieses spektakuläre Schicksal noch eine ergreifende Kumpel- und Familiengeschichte und präsentiert uns mit seinem resultierenden Spielfilm „Last Breath“ einen Thriller, der die im wahrsten Wortsinne atemberaubenden Ereignisse unheimlich fesselnd rekonstruiert.

Mit den vor diesem Hintergrund essentiellen Fragen hält er dabei nicht lange hinterm Berg, wenn Chris‘ (Finn Cole) Verlobte Morag (Bobby Rainsbury) vor dessen anstehendem nächsten Einsatz mal wieder ihre Bedenken als besorgte Angehörige äußert. Die sind auch von Chris nicht gänzlich von der Hand zu weisen, ist er sich der Gefahren seiner Tätigkeit unter Wasser sehr wohl bewusst und nimmt doch die Risiken immer wieder in Kauf. Denn erstens gibt es dafür wirklich gutes Geld, und zweitens schwingt bei ihm sicherlich zusätzlich noch eine gute Portion Abenteuerlust mit. Nachvollziehbar, dass er die Unwägbarkeiten einfach ausblendet und sich auch jetzt wieder auf seinen nahenden Job freut.

Es sollen Wartungsarbeiten an einer Gaspipeline am Meeresboden der schottischen Nordsee durchgeführt werden, bei denen sich mehrere Dreierteams in 90 Meter Tiefe im steten Wechsel um die Reparaturen kümmern sollen. Und schon die Ankunft auf dem Schiff inszeniert Parkinson wie das Treffen zu einer Klassenfahrt. Man kennt sich, und Chris ist nicht böse, sich in einem Team mit dem alten Hasen Duncan (Woody Harrelson) bei seinem letzten Einsatz und dem hochprofessionellen, aber äußerst wortkargen Dave (Simu Liu) wiederzufinden. Gemeinsam beziehen sie unverzüglich die kleine Hochdruckkammer, die ihnen für die nächsten vier Wochen als Unterkunft dienen soll.

"Last Breath" Szenenbild (Credit: Mark Cassar / © 2024 FOCUS FEATURES LLC)

Finn Cole als Chris Lemons, Woody Harrelson als Duncan Allcock und Simu Liu als Dave Yuasa
(Credit: Mark Cassar / © 2024 FOCUS FEATURES LLC)

Mit fast chirurgischer Präzision lässt uns der Regisseur hier teilhaben an den Abläufen des Druckaufbaus, die die Sättigungstaucher – ihr Körper wird sich für die nächste Zeit an der Sättigungsgrenze für Atemgase bewegen – über sich ergehen lassen müssen ohne uns jedoch mit allzu viel technischen Informationen zu überfordern. Interessiert verfolgen wir auch das automatisierte Prozedere des Umstiegs in die Tauchkugel, als er unsere enge Beziehung zu den drei Tauchkollegen schon längst ordentlich etabliert hat. Es sitzt jeder Handgriff, jede Anweisung muss penibel befolgt werden, zu groß wären die Folgen jedes Fehlers, der bei der Vorbereitung des Tauchgangs aus der Kugel begangen würde.

Wir sind sensibilisiert, doch der typisch aufgebaute Katastrophenfilm verdiente seinen Namen nicht, wenn alles glatt ginge, als der junge Chris dann zusammen mit dem erfahrenen Dave trotz des aufkommenden Sturms in das beeindruckende Schwarz der Tiefsee hinabgelassen wird. Plötzlich nämlich fällt die Stabilisierungseinrichtung des Schiffs bei hohem Seegang aus, und die Taucher müssen zusehen, dass sie schnellstmöglich zurück zu Duncan in die Kugel kommen, kaum dass sie ihre Arbeiten am Meeresboden begonnen haben. Das alles erzählt uns Parkinson fast in Echtzeit und ist unheimlich aufregend, als sich Chris‘ Versorgungsleitung an der Pipeline verheddert und schließlich reißt.

Augenblicklich wird der routinierte Wartungseinsatz zur Rettungsmission, denn Dave und Duncan bleiben genau die zehn Minuten, die Chris‘ Sauerstoff-Notversorgung noch reicht, um ihren Kollegen wieder in die Kugel zu holen. Nervenzerreißend schildert uns der jetzt temporeiche Streifen ihren Einsatz um den Freund, der von Minute zu Minute verzweifelter wird, bis sie ihn nach einer guten halben Stunde ohne Hoffnung letztendlich zur reinen Leichenbergung machen.

Das nimmt uns wirklich mit, ist mit der Verwendung von Originalaufnahmen des leblos am Grund festhängenden Dave fast schon brutal und erzeugt mit seinem unfassbaren Realismus eine enorme Spannung, die erst mit seiner Bergung aufgelöst wird. Umso erstaunlicher ist der bekannte Ausgang der Geschichte, den auch die Wissenschaft nur in vagen Ansätzen erklären kann. Leider aber kratzt der sich auf seinen wunderbar errichteten Spannungsbogen konzentrierende Film lediglich an der Oberfläche eines lukrativen Business, wo man sich die eine oder andere Frage nach systematischer Gefährdung von Menschenleben gewünscht hätte. Seinem ungeheuren Unterhaltungswert allerdings tut das nicht den geringsten Abbruch.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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