Late Night
Darsteller: Emma Thompson, Mindy Kaling, John Lithgow, Ike Barinholtz
Regie: Nisha Ganatra
Dauer: 102 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.latenight-derfilm.de
Facebook: facebook.com/eOneGermany
Dass die Halbwertszeit von Showstars stark begrenzt ist, hat Emma Thompson, zumal als Frau im schnelllebigen Filmbusiness, wohl schon am eigenen Leib erfahren müssen. Da dünnen die Rollenangebote ab einem gewissen Alter unweigerlich extrem aus, die Auswahl wird immer übersichtlicher und irgendwann kann man sich einfach nur noch glücklich schätzen, wenn man überhaupt noch mit einem Engagement bedacht wird. In “Late Night”, dem neuen Film der TV-Serien-Regisseurin Nisha Ganatra, spielt sie die nicht mehr ganz taufrische Talkshow-Ikone Katherine Newbury, die ungefähr das gleiche Schicksal erleidet, weil über ihrer Jahrzehnte lang erfolgreichen Late-Night-Sendung das Damoklesschwert schwebt, als die Einschaltquoten immer weiter in den Keller rutschen.
Natürlich spiegelt das nur die Gesetze des Marktes wider, aber trotz angekündigter Absetzung und dem jüngeren Ersatz schon in den Startlöchern scheint Katherine unbelehrbar, hält ihren obendrein sehr männlichen und weißen Gagschreiber-Pool mit hartem Regiment wie Sklaven im stillen Kämmerlein und reagiert nicht im Entferntesten auf an sie herangetragene Trends, die neue Zuschauergruppen akquirieren könnten. So sind Social Media für sie immer noch Fremdwörter, und Youtuber, mögen sie auch noch so populär sein, werden grundsätzlich nicht eingeladen.
Da trifft es sich gut, dass gerade in dem Moment, als sie der Sender zu mehr Diversität nötigt, die indischstämmige Molly (Mindy Kaling, die auch gleich noch das Drehbuch beisteuerte) zum Bewerbungsgespräch bei ihr vorstellig wird, und so ziemlich alles in sich vereint, was in ihrem Team schmerzlich vermisst wird: weiblich, dunkelhäutig, jung, netzaffin. Völlig egal, ob sie fachlich für den Job geeignet scheint, sind das schon genug Kriterien, die sie zum neuen Mitglied des Thinktanks qualifizieren und vom Industriejob in die Medienbranche katapultieren. Und tatsächlich mischt sie den Laden gleich gehörig auf, lässt sich trotz latenten Mobbings nichts gefallen und wagt es als Neuling sogar mit neuen Ideen an Katherine heranzutreten, was sich noch nicht einmal die von der gerne nur mit Nummern angesprochenen Arrivierten trauen.
Eigentlich ist das Thema viel zu ernst, um in eine seichte Gender- und Rassenkomödie verpackt zu werden, und die Gags, die am Redaktionstisch allesamt auf die Unverträglichkeit der Welten von Molly und Katherine abzielen, wollen auch von Anfang an nicht richtig zünden, und doch hat der Film durchaus seinen Reiz. Emma Thompson nämlich gibt die beratungsresistente, alternde Zynikerin so leidenschaftlich, dass es beim Zuschauen eine wahre Freude ist. Dagagen fällt der Rest der Besetzung, allen voran die naive Molly der Mindy Kaling, aber leider allzu deutlich ab, um wirklich Konfliktpotenzial zu kreieren. Trotzdem regt die Thematik des immer schnelleren Wandels der Medienlandschaft, dem sich auch erfolgreiche Oldschooler wie Katherine nicht widersetzen können, zum Nachdenken an und tröstet über so manchen flachen Witz hinweg.
Die aufgesetzte Wendung mit privatem Drama jedoch hätte sich Kaling in ihrem gut gemeinten Drehbuch gerne sparen können, dessen Verlauf mit der Cinderella-Story der unbedarften, aber resoluten Molly noch dazu von vornherein abzusehen ist. Da passt dann auch Katherines plötzliche Transformation zur aufgeschlossenen Social-Media-Befürworterin bestens ins Bild, die auch die brilliernde Emma Thompson nicht verkaufen kann. Gott sei Dank aber werden wenigstens die Vorgänge hinter den Kulissen der Medienbetriebe ironisch ausgeleuchtet, so dass zumindest keine Langeweile aufkommt.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten