Home Film “Nur für einen Tag” – das bezaubernde Nostalgiedrama hat auch seine komischen Momente

“Nur für einen Tag” – das bezaubernde Nostalgiedrama hat auch seine komischen Momente

Autor: Mick

"Nur für einen Tag" Filmplakat (© Wild Bunch Germany)

Nur für einen Tag

Darsteller: Juliette Armanet, Bastien Bouillon, Tewfik Jallab, François Rollin
Regie: Amélie Bonnin
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.wildbunch-germany.de/movie/nur-fuer-einen-tag
Facebook: facebook.com/wildbunch.filmlounge.de
Instagram: instagram.com/wildbunchfilmlounge
Kinostart: 2. Oktober 2025


Manch einer wird sich an die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von Paris letztes Jahr erinnern, wo die bekannte französische Sängerin Juliette Armanet ihren großen Auftritt hatte und mitten auf der Seine John Lennons „Imagine“ zum Besten gab. Jetzt sehen wir sie in anderer Umgebung wieder, wenn sie im zauberhaften Kinodebüt „Nur für einen Tag“ der Regisseurin Amélie Bonnin, mit dem diese ihren Kurzfilm „Raus aus der Provinz“ von 2021 auf Spielfilmlänge ausgebaut hat, genauso wie in ebendiesem an der Seite von Bastien Bouillon die Hauptrolle übernimmt.

Sie spielt die Starköchin Cécile, die zwar durch den Gewinn einer TV-Kochshow zu einiger Berühmtheit gekommen ist, nun aber kurz vor der Eröffnung ihres Pariser Restaurants vor lauter Stress nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht. Da kann auch ihr Freund Sofiane (Tewfik Jallab) nicht viel machen, zumal sie ihm obendrein ihre gerade äußerst ungelegen kommende Schwangerschaft verheimlicht. Und als wäre das alles nicht schon belastend genug, erreicht sie auch noch die Nachricht vom dritten Herzinfarkt ihres Vaters Gérard (François Rollin), der irgendwo in der ostfranzösischen Provinz mit seiner Frau eine Raststätte betreibt. Ein Besuch bei der Familie steht eigentlich nicht zur Debatte, und doch bringt sie ihr schlechtes Gewissen und Sofianes Insistieren dazu, mal nach dem Rechten zu sehen und sei es auch „nur für einen Tag“.

Für uns alle nur allzu vertraut sind die Gefühle bei der Rückkehr in die alte Heimat, die Amélie Bonnin mit ihrer feinfühligen Inszenierung hier in uns wachruft, wenn Cécile die piefige Gaststube betritt und sich sogar Hund (wie auch anders) Bocuse sichtlich über ihr Auftauchen freut. Wie wir uns denken können, soll es bei lediglich einem Tag nicht bleiben, denn Papa Gérard zeigt sich erwartungsgemäß nicht nur Mama Fanfan (Dominique Blanc) gegenüber als komplett beratungsresistent und steht nach eigenverantwortlicher Entlassung aus dem Krankenhaus schon wieder in der Küche. Gewisse Parallelen zu Céline sind unübersehbar, und so gibt es für sie bei ihrer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht nur in Bezug auf ihre Eltern einiges zu regeln, sondern fernab des Trubels in Paris ebenso etwas Klarheit beim Betrachten der eigenen Situation zu gewinnen.

"Nur für einen Tag" Szenenbild (© Top Shot Films - Les Films du Worso - Pathé Films - France 3 Cinéma)

Juliette Armanet (Cécile)
(© Top Shot Films – Les Films du Worso – Pathé Films – France 3 Cinéma)

Zu der allerdings trägt nicht gerade bei, dass sie im Dorf ihrer auch nach 20 Jahren immer noch überaus charmanten Jugendliebe Raphaël (Bastien Bouillon) über den Weg läuft, der sie nach kurzem Schwätzchen prompt zu einem Treffen mit den alten Schulkumpels einlädt. Und schon sind wir mittendrin in den lustigen Momenten von Bonnins Tragikomödie, die ja bisher trotz aller Empathie vor allem dramatische, aber immer wieder durch überraschende Gesangseinlagen aufgelockerte, Elemente zu bieten hatte. Denn kaum angekommen in der Viererrunde dicker Freunde von früher, geht es auch schon los mit den alten Geschichten aus Schulzeiten, die von allen vieren ungemein authentisch und spielfreudig wiedergegeben werden und unheimlich Spaß machen.

Wer kennt es nicht, das nostalgische Gefühl des gemeinsamen Eintauchens in Erlebnisse, die man damals teilen durfte. So gelingt es auch Bonnin, spätestens mit Célines Wiedersehen der alten Freunde eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen und uns dabei mit ihrer Protagonistin in Erinnerungen schwelgen zu lassen. Trotz aller behaglichen Stimmung jedoch verliert sie auch die Probleme nicht aus den Augen, angesichts derer man sich schon fragt, ob feuchtfröhliche Abende gut zu einer Schwangerschaft passen. Entscheidungen jedenfalls stehen an, die mit der Ankunft von Sofiane nicht unbedingt leichter werden.

Es ist die stimmige Mischung, die die warmherzige Dramödie so unterhaltsam macht. Unterstützt von nicht immer perfekt intonierten, dafür aber umso charmanteren Songs teilen wir hier die Gefühlswelten der Charaktere, während Célines Aufarbeitung ihrer damaligen, hastigen Landflucht, die eine Menge Scherben hinterließ, langsam immer mehr in den Vordergrund rückt. Und schließlich wächst uns die burschikos auftretende, von Armanet sympathisch gespielte Hauptfigur mit all ihren Macken wirklich ans Herz.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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