Home Film “On Swift Horses” – große Gefühle bei der Identitätssuche in den 50ern

“On Swift Horses” – große Gefühle bei der Identitätssuche in den 50ern

Autor: Mick

"On Swift Horses" Filmplakat (© LEONINE Studios)

On Swift Horses

Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Jacob Elordi, Diego Calva, Will Poulter
Regie: Daniel Minahan
Dauer: 119 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/177175/on-swift-horses.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Instagram: instagram.com/leoninestudios
Kinostart: 29. Mai 2025


Retro kann TV-Serienregisseur Daniel Minahan, das hat er mit erfolgreichen Produktionen wie „Hollywood“, „Deadwood“ oder „Halston“ schon hinreichend nachgewiesen. Mit seinem Kinodebüt „On Swift Horses“ verfilmt er jetzt den gleichnamigen Roman der Amerikanerin Shannon Pufahl, der sich mit seinen Hauptfiguren auf die schwierige Suche nach der eigenen Identität in den 50er Jahren begibt.

Scheinbar glücklich leben Muriel (Daisy Edgar-Jones) und Lee (David Poulter) im Haus ihrer Mutter irgendwo auf dem weiten Land in Kansas, als Koreakrieg-Rückkehrer Julius (Jacob Elordi) das idyllische Miteinander gewaltig durcheinanderwirbelt. Nicht nur haben sich Lee und sein jüngerer Bruder Julius noch beim Militär geschworen, gemeinsam nach Kalifornien auszuwandern, zusätzlich scheinen sich trotz Muriels Liebe zu Lee sie und Julius vom ersten Moment an merkwürdig zueinander hingezogen zu fühlen. Und wie schön lässt uns Regisseur Minahan daran teilhaben, wenn sich Julius und Muriel noch am ungezwungenen Willkommensabend beim Tanz in den Armen liegen und es gewaltig zwischen ihnen knistert. Irgendwie übt Träumer und Zocker Julius eine unerklärliche Faszination auf sie aus, wirkt fast seelenverwandt und ist dabei so anders als alle anderen und besonders sein bodenständiger Bruder Lee.

Und das soll nur der Anfang eines langen Findungsprozesses sein, den nicht nur Muriel sondern vor allem Julius anschließend durchlaufen, und der von Minahan so feinfühlig eingefangen wird. Denn weibliche Selbstverwirklichung ist in den 50ern eher ein Fremdwort, und arg einengend sind auch die anderen gesellschaftlichen Vorgaben, aus denen Muriel und Julius jetzt auszubrechen streben, obwohl Lee schon ziemlich konkrete Pläne für ihre gemeinsame Zukunft hat. Doch die fühlen sich plötzlich nicht mehr richtig an, selbst wenn Lee trotz seiner konservativen Vorstellungen von der Ehe und dem Zusammenleben mit Muriel wirklich verständnisvoll und tolerant auf ihre Unzufriedenheit reagiert.

"On Swift Horses" Szenenbild (© LEONINE Studios)

Muriel (Daisy Edgar-Jones) und ihr Mann Lee (Will Poulter)
(© LEONINE Studios)

Doch von einem Tag auf den anderen ist Julius weg, sucht in Las Vegas buchstäblich sein Glück, während Muriel tatsächlich Lee heiratet und nach dem Verkauf des Hauses mit ihm einen Neustart im kalifornischen San Diego wagt. Beide warten sehnsüchtig auf Julius‘ Nachzug, aber der Rastlose scheint auf der Suche nach seiner Bestimmung endlich anzukommen, als er seinen Kollegen, den Mexikaner Henry (Diego Calva), kennen- und lieben lernt. Der ist schon deutlich versierter im Ignorieren sozialer heterosexueller Normen und lebt seine Homosexualität zumindest im Privaten des Hotelzimmers äußerst selbstbewusst, was Julius sichtlich guttut.

Unterdessen ist Muriel ihr Dasein als Hausfrau im schicken neuen Eigenheim schon lange nicht mehr genug, und sie findet ihren Ausweg aus dem spießigen Vorortleben im Platzieren von Pferdewetten auf der Rennbahn. Die spülen obendrein ordentlich Geld in die Kasse, nutzt sie doch geschickt das Insiderwissen, das sie sich beim Lauschen von Gesprächen als Kellnerin aneignet. Und auch sie findet – von Regisseur Minahan schön parallel zum Schicksal des Gleichgesinnten Julius inszeniert – Gefallen an der emanzipierten Nachbarin Sandra, die sie nun ohne Lees Wissen regelmäßig zu intimen Treffen aufsucht.

Behutsam baut Minahan sein tiefgründiges Melodram auf den Gefühlswelten seiner Protagonist:innen auf, die sein großartiges Ensemble wundervoll transportiert. In seiner Retro-Kulisse der Petticoats und Haartollen wird schnell klar, worum es ihm wirklich geht, wenn sich die queeren Julius und die von Daisy Edgar-Jones herausragend verkörperte Muriel im Zentrum der Beziehungen endlich die Freiheit für das Ausleben ihrer Bedürfnisse nehmen, die so gesellschaftlich nicht im Entferntesten vorgesehen ist. Das ist manchmal etwas kitschig, trotzdem mit unheimlich echtem Spiel stimmungsvoll gefilmt und in den emotionalen Momenten der tragischen Entwicklungen wirklich großes Gefühlskino.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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