Home Film “One Battle After Another” – ein grotesker Action-Thriller mit starkem Leonardo DiCaprio und großartigem Sean Penn

“One Battle After Another” – ein grotesker Action-Thriller mit starkem Leonardo DiCaprio und großartigem Sean Penn

Autor: Tobi

"One Battle After Another" Filmplakat (© Warner Bros. Pictures)

One Battle After Another

Darsteller: Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Benicio Del Toro, Chase Infiniti
Regie: Paul Thomas Anderson
Dauer: 162 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/one-battle-after-another
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Instagram: instagram.com/warnerbrosde
Kinostart: 25. September 2025


Mit “One Battle After Another” legt Paul Thomas Anderson sein neuestes Werk vor, der als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent für seine Filme “Boogie Nights” (1997), “Magnolia” (1999), “There Will Be Blood” (2007), “Inherent Vice – Natürliche Mängel” (2014), “Der seidene Faden” (2017) und “Licorice Pizza” (2021) persönlich schon elf Oscar®-Nominierungen erhielt, aber noch keinen Academy Award mit nach Hause nehmen konnte. Ob ihm dies in 2026 vergönnt sein wird, ist durchaus fraglich, aber Aufsehen erregt er mit seinem neuesten, prominent besetzten Streifen in jedem Fall.

Dieser nimmt uns erst einmal mit in die Vergangenheit und zeigt uns, wie eine “French 75” genannte Widerstandsgruppe an der US-amerikanischen Grenze zu Mexiko vom Militär gefangen gehaltenen Flüchtlingen hilft oder auch sonst mit Überfällen, Sprengungen und gezielten Aktionen gegen das eigene System aufbegehrt. Eine Anführerin der Organisation ist die resolute Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor), und der weit nervöser wirkende “Ghetto Pat” Calhoun ist nicht nur als Fachmann für Sprengstoffe und Pyrotechnik an ihrer Seite, sondern auch privat, wo es nicht weniger heiß zugeht.

Als Perfidia bei einer Aktion den für die Bewachung von Flüchtlingen verantwortlichen Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) vorführt und ihn mit vorgehaltener Waffe zwingt, mit erigiertem Glied in der Hose vor andere zu treten, ahnt sie nicht, was sie hiermit auslöst. Lockjaw ist besessen davon, die Truppe zu observieren und geilt sich an der Idee auf, dass die attraktive Schwarze ihre Macht über ihn auch sexuell ausspielen würde. Diese widerum geht weiter gegen den Staat vor, und selbst hochschwanger kann Pat sie nicht davon abhalten, immernoch die Anführerin zu geben.

Als es dann bei einem teilweise ohne Maske zu großkotzig gestarteten und aus dem Ruder laufenden Banküberfall zu ansonsten von der Gruppe vermiedenen Todesopfern kommt, ist es aus mit der revolutionären Selbstherrlichkeit. Perfidia wird geschnappt und Lockjaw überredet sie dazu, die anderen zu verraten. Einige Mitglieder werden eliminiert, andere wie Bob mitsamt Tochter können fliehen. Der Colonel ist am Ziel – oder eben doch nicht, als er nämlich mit einem Blumenstrauß vor Perfidias Versteck steht, ist sie verschwunden.

16 Jahre später lebt Pat unter dem falschem Namen Bob Ferguson mit Tochter Willa (Chase Infiniti) in der Wüsten-Kleinstadt Baktan Cross, in die es viele illegale Einwanderer gewzogen hat. Während sie eine normale Teenagerin zu sein versucht, ist er ziemlich heruntergekommen und von ständigem Kiffen mit reichlich Paranoia ausgestattet. Aus Angst, immer noch verfolgt zu werden, nutzen beide keine Mobiltelefone, und auch sonst sitzt er größtenteils im Morgenmantel vor der Glotze und schaut alte Filme, anstatt am Leben teilzunehmen.

Ganz anders ergeht es Lockjaw, der sich mit dem Hochnehmen von “French 75” einen Namen gemacht hat und dem nun die zweifelhafte Ehre zuteil wird, in den “Christian Adventurer Club” aufgenommen zu werden, einem geheimen Club weißer reicher Männer mit Macht, die mit rassistischen Motiven den Staat aus dem Untergrund steuern wollen. Für die Vollmitgliedschaft im Verein wird Lockjaw allerdings einer eingehenden Hintergrundüberprüfung unterzogen, die für eine Überraschung sorgt, was ihn dazu bringt, “Ghetto Pat” und Willa nun doch noch zur Strecke bringen zu wollen.

"One Battle After Another" Szenenbild (© Warner Bros. Pictures)

Leonardo DiCaprio als Bob Ferguson
(© Warner Bros. Pictures)

Mit “One Battle After Another” bietet Paul Thomas Anderson, der Regie führte, das marginal von Thomas Pynchons Roman “Vineland” inspirierte Drehbuch schrieb und auch wieder mit produzierte, einen in jedem Fall sehr unterhaltsamen Action-Thriller, der in seinen 162 Minuten aber durchaus auch gewisse Längen hat und immer dann etwas von seiner ansonsten hohen Qualität einbüßt, wenn zu viel Humor eingestreut wird.

Dass Bob unnötigerweise den Großteil des Streifens im Morgenmantel durch die Gegend hetzt, das nimmt man als ikonisch gedachte Note noch locker hin, aber in einigen Szenen wie der ausgiebigen Flucht durch Häuser und über die Dächer wirkt der aufgestempelte Witzfaktor doch deplatziert und kontraproduktiv, und diese sind dann auch noch mit für Nicht-Fans dieses Musikstils sehr anstrengendem Free-Jazz untermalt.

Diese Momente sind schade, zum Glück aber auch rar, weiß einen der Film doch ansonsten oft in seinen Bann zu ziehen mit jeder Menge Coolness und interessanten Figuren. Neben den erwähnten, bei denen vor allem Sean Penn schauspielerisch herausragt als echt fiese Figur eines alternden, besessenen Militärs, mit der er den starken Leonardo DiCaprio noch übertrumpft, gibt es noch einige weitere. So sehen wir u.a. Benicio del Toro als Sensei Sergio, den Karatetrainer Willas in Baktan Cross, der die Flucht vor Lockjaw unterstützt, sowie Regina Hall als Deandra, die einst bei “French 75” mitmischte und nun wieder aktiv wird.

“One Battle After Another” weiß größtenteils zu überzeugen mit mal spannenden, mal grotesken Momenten und einigen sehr starken Szenen, wie denen der “French 75” zur Eröffnung, dem durch die Drogen vergessenen Erkennungspasswort am Telefon oder später einer Auto-Verfolgungsjagd auf einer hügeligen, langen Wüstenstraße. Und dass der Film mit den Repressalien gegen Einwanderer zu Beginn wie auch in Baktan Cross an das heutige Vorgehen der in den USA Immigration und Abschiebungen kontrollierenden Behörde ICE erinnert und mit dem “Christian Adventurer Club” eine Untergrundorganisation weißer rassistischer Elite einbringt, das ist natürlich ein Seitenhieb auf das aktuelle Weltgeschehen. Alles in allem ein sehenswerter Streifen, und nicht nur auf Grund seines hohen Budgets ein sehr guter im vielfältigen Portfolio von Paul Thomas Anderson.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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