Home Film „Stiller“ – eine geschickt gemachte Verfilmung von Max Frischs Roman

„Stiller“ – eine geschickt gemachte Verfilmung von Max Frischs Roman

Autor: Tobi

"Stiller" Filmplakat (© Studiocanal GmbH)

Stiller

Darsteller: Albrecht Schuch, Paula Beer, Max Simonischek, Marie Leuenberger
Regie: Stefan Haupt
Dauer: 99 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.arthaus.de/stiller
Facebook: facebook.com/ARTHAUS
Instagram: instagram.com/arthaus.de
Kinostart: 30. Oktober 2025


Mit „Stiller“ präsentiert uns der schweizerische Stefan Haupt („Der Kreis“, „Zwingli“), der auch immer wieder mal Dokumentarfilme vorlegt, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Max Frisch aus dem Jahr 1954, der millionenfach verkauft, in 34 Sprachen übersetzt wurde und für Frisch den literarischen Durchbruch bedeutete. Das Drehbuch für die filmische Umsetzung – interessanterweise die erste des Stoffs überhaupt – verfasste Haupt gemeinsam mit Alexander Buresch („Das wahre Leben“).

Max Frischs Werke beschäftigten sich immer wieder mit Identitätssuche, Rollen, auch Geschlechterrollen, und Biografischem. In „Stiller“, das er vor seinem wohl bekanntesten Roman „Homo faber“ schrieb, geht es ganz explizit um die Feststellung einer Identität. Der US-Amerikaner James Larkin White (Albrecht Schuch) wird nämlich bei der Einreise in die Schweiz mit dem Zug an der Grenze festgenommen, da die Behörden glauben, er sei in Wirklichkeit der vor sieben Jahren auf grund der Verwicklung in eine politische Affäre verschwundene Bildhauer Anatol Stiller.

„Ich bin nicht Stiller“ erklärt White mit Akzent, zeigt seinen amerikanischen Pass, aber das hilft nicht, er wird festgehalten. Zur Identitätsklärung wird seine Ehefrau Julika (Paula Beer) einbestellt, die ihn im Gespräch als ihren Mann anspricht, also zu identifizieren scheint, dann aber ins Zweifeln kommt, beharrt er doch darauf, diesen Stiller nicht einmal zu kennen. Seinen Wärter in der Untersuchungshaft im Züricher Gefängnis, den jüngeren Knobel (Marius Ahrendt), gewinnt White mit seinen teilweise abenteuerlichen Geschichten und detaillierten Erinnerungen aus Mexiko und den USA schnell für sich, die sogar Morde enthalten, wobei nicht immer klar wird, ob sie nur bildlich gemeint sind. Staatsanwalt Rolf Rehberg (Max Simonischek) aber kann er nicht überzeugen.

"Stiller" Szenenbild (© Studiocanal GmbH)

James Larkin White (Albrecht Schuch) oder doch Anatol Stiller?
(© Studiocanal GmbH / Aliocha Merker)

Was ist die Wahrheit? In Rückblenden erfahren wir mehr über den jüngeren Künstler Anatol Stiller, über das Kennenlernen von Balletttänzerin Julika und seine Ehe, und auch über eine brisante Affäre mit Rehbergs Frau Sibylle (Marie Leuenberger), die ein Grund mehr sein könnte, warum der Staatsanwalt nicht locker lässt – falls er hiervon denn überhaupt weiß.

Es bleibt also nebulös, auch für uns als Zuschauende, was geschickt dadurch befeuert wird, dass in den schwarz-weiß gefärbten Rückblicken zunächst vom ähnlich aussehenden Sven Schelker Stiller spielt, was dann aber irgendwann zu Albrecht Schuch übergeht. So rätselt man mit, ob White, der mal mehr, mal weniger Akzent spricht, denn nun wirklich Stiller ist, und warum dieser denn überhaupt gesucht wird. Dies macht „Stiller“ spannend, was gepaart mit tollem Schauspiel von Albrecht Schuch, Paula Beer und Max Simonischek dann eine gut gelungene Verfilmung ergibt.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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