Home Film “Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft” – interessante Klimawandel-Doku

“Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft” – interessante Klimawandel-Doku

Autor: Tobi

Immer noch eine unbequeme Wahrheit - Unsere Zeit läuft

Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft

Dokumentation
Regie: Bonni Cohen, Jon Shenk
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.unserezeitlaeuft.de
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino


Zehn Jahre ist es her, dass der ehemalige US-Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat Al Gore mit seiner Dokumentation “Eine unbequeme Wahrheit” der Welt die globale Klimaerwärmung noch näher bringen wollte. Dies bescherte dem inzwischen im Kampf gegen den Klimawandel aktiven Ex-Politiker einen Oscar als “Bester Dokumentarfilm” (und auch noch einen für den besten Song, “I Need To Wake Up” von Melissa Etheridge) und im Endeffekt sogar den Friedensnobelpreis – aber auch einiges an Kritik. Zu wenig sei der zeitliche, eher weite Horizont der Bedrohung heraus gestellt, zu einseitig sei die Darstellung, und zudem enthalte der Film einige Fehler, die dann sogar gerichtlich untersucht und teilweise erwiesen wurden. Außerdem habe Gore selbst seinen eigenen Lebensstil zu wenig verändert, um das Klima zu schonen.

Zehn Jahre sind also vergangen, und Al Gore sitzt nicht beleidigt im stillen Kämmerchen, nein, er kämpft weiter gegen den Klimawandel. Hierzu hält er Schulungen ab und macht die Teilnehmer zu Multiplikatoren seiner Mission. Mit der Fortsetzung “Immer noch eine unbequeme Wahrheit – Unsere Zeit läuft” liefern Bonni Cohen und Jon Shenk nun eine Bestandsaufnahme ab, die sehr interessant ist. Anstatt die Kritik an der damaligen Dokumentation unerwähnt zu lassen, geht der Film anfangs auf diese ein und versucht auch nicht, sie nieder zu schmettern. Vielmehr relativiert der Streifen einiges von damals, zeigt aber auch, dass anhand von aktuelleren Wetterkapriolen vieles, was Gore damals sagte, durchaus Relevanz hat und nicht nur die Zukunft betrifft. Das Ganze ist diesmal mit weit mehr Fakten belegt, und zumeist werden diese präsentiert, indem man Gore bei seinen Präsentationen sieht, so dass der Kinozuschauer stellenweise zum Teilnehmer mutiert.

Da Al Gore Al Gore ist, hat er auch als Nicht-Politiker noch viel Einfluss auf Firmenbosse und heutige Politiker, und diesen nutzt er für seine Sache, für eine bessere Umwelt. Ein bisschen zu sehr wird er hierbei als der Held der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris dargestellt, denn man bekommt – zumindest von Livebildern untermauert – den Eindruck vermittelt, dass ohne seine Anstrengungen im Hinterzimmer die damals gefeierte Klimaschutz-Vereinbarung nicht zustande gekommen wäre – vermutlich eine Halbwahrheit, die so kaum belegt ist. Gerade in diesen Szenen, aber auch zuvor schon, sieht man die Dokumentation dann aber im klaren Wissen, dass der jetzige Präsident Trump die Klimapolitik vor den Kopf stoßen würde, was erst gegen Ende dann noch etwas thematisiert wird. Auch die angedeutete Verbindung der Pariser Terroranschläge 2015 mit dem Klimagipfel dürfte eher eine Vermutung sein als Fakt. Das ändert aber nichts daran, dass der Großteil der Dokumentation sehr interessante Fakten über den Klimawandel liefert, wobei die Bestandsaufnahme diesmal weniger auf Panikmache ausgelegt ist, Gore im Gegenteil sogar deutlich heraus stellt, dass wir uns in vielen Belangen auf dem richtigen Weg befinden, wobei es aber auch noch viel zu tun gibt. Als Auflockerung sieht man Al Gore zwischendurch auch hinter den Kulissen, und er lässt sympathische Einblicke ins Privatleben zu, erzählt einige nette Anekdoten aus all den Jahren. Eine lohnenswerte, gut gemachte Dokumentation.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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