Ash
„Ad Astra“
(CD, Fierce Panda Records, 2025)
Die nordirische Formation Ash kennt man vor allem von eingängig abrockenden Singles wie „Girl From Mars“, „Kung Fu“, „Goldfinger“, „Oh Yeah“ oder „Shining Light“ aus der zweiten Hälfte der 90er sowie den frühen 00er-Jahren, die ihnen mit „1977“ (1996) und „Free All Angels“ (2001) auch zwei Nummer-Eins-Alben in den britischen Charts bescherte.
Auf ihrem neunten Album „Ad Astra“ nun zieht es Sänger/Gitarrist Tim Wheeler, Bassist Mark Hamilton und Drummer Rick McMurray zu den Sternen – zumindest im gleichnamigen Titeltrack, der die Scheibe abschließt und im nicht ausgerufenen Wettbewerb um das beste Finale eines Longplayers in diesem Jahr weit vorne liegen dürfte.

(© Andy Willsher)
Zusammen mit Graham Coxon, dem Leadgitarristen von Blur, berichten sie in „Ad Astra“ über ihren Abschied von der schönen Erde und ihre Reise ins All, zu fernen Galaxien und Höhen, in denen sie das Paradies finden. Der sich direkt im Ohr festsetzende Song lädt in seiner Machart mit Vorsänger und nachsingender Gemeinschaft in der Strophe sofort zum Mitmachen ein, man kann gar nicht anders, und an Stelle des zweiten Refrains gibt es dann erst einmal ein ausgiebiges, packendes Gitarrensolo. Was für eine grandiose Nummer!
Um nicht nur hier und auf dem Cover, wo die Jungs in Astronautenkleidung zu sehen sind und eine E-Gitarren-Rakete abhebt, das Raumfahrt-Thema anzuschneiden, eröffnen Ash die 44 Minuten mit „Zarathustra“ als rockiger Adaption von „Also sprach Zarathustra“, der Klassik-Komposition von Richard Strauss, die Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ schmückte.
Ansonsten geht es aber inhaltlich nicht galaktisch zu, und auch musikalisch sehr abwechslungsreich. Mit „Which One Do You Want?“ über Unentschlossenheit und die Möglichkeit, manchmal von zwei Optionen auch beide zu wählen oder „Ghosting“ über vielleicht noch kommende Rückmeldung gibt es melodische Britpop-Nummern, und auch mit „Deadly Love“ über eine fatale Liebe, das mit sich wiederholenden Piano-Einzelanschlägen anscheinend gemütlich und eher unspektakulär vor sich hin fließt, um einen dann mit einem catchy Refrain doch wieder zu packen.
Mit „My Favourite Ghost“ über einen liebgewonnenen Geist, der einem den Schlaf raubt, gibt es auch einen ruhigen Song, der schön mit Streichern verziert daher kommt. „Dehumanised“ hingegen startet nur mit leiseren Tönen, um diese dann mit gut abrockenden Momenten abzuwechseln, über die Verführung und Entmenschlichung in der heutigen Online-Zeit sinnierend.
Sowieso rocken Ash auf „Ad Astra“ auch mächtig ab. Vom verspielten, mit fetten Riffs laut packenden „Fun People“, das erneut mit Graham Coxon als Gast die Suche nach spaßigen Zeitgenossen beschreibt, über „Give Me Back My World“ über Reflektion fern der Heimat, das mitreißende „Hallion“ über eine wilde, verführerische Rebellin und die schmissige Adaption von Harry Belafontes auch aus dem Film „Beetlejuice“ bekannten Klassiker „Jump In The Line“ mit seinem „Shake, Senora“ bis zum Kopfnicker „Keep Dreaming“ über das Festhalten an Träumen – sehr griffig, wie Ash uns hier rockig immer wieder zu fesseln wissen.
So ist das immer wieder mit im Ohr bleibenden Melodien aufwartende „Ad Astra“ insgesamt ein nicht nur sehr abwechslungsreiches, sondern vor allem auch sehr gutes Album einer Band, die 2007 mal verkündet hatte, dass sie keine Longplayer mehr veröffentlichen würde, sondern nur noch einzelne Singles. Von dieser Strategie haben sie sich seit der 2015er-Scheibe „Kablammo“ wieder verabschiedet, zum Glück, denn „Ad Astra“ ist das beste Beispiel für ein packendes Album, das man als Gesamtheit immer wieder gerne anhört, und ihr bester Longplayer seit langem, wie erwähnt abgeschlossen mit dem Titelsong als absolutem Highlight.
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Bewertung: 9 von 10 Punkten
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