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Das Lumpenpack präsentiert sich weiter witzig, aber noch rockiger

Autor: Tobi


Das Lumpenpack "Wach"

Das Lumpenpack

“Wach”

(CD, Roof Music, 2023)

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Nachdem das 2012 von Max Kennel und Jonas Meyer gegründete Duo Das Lumpenpack vier Studioalben mit witziger, poppiger Gitarrenmusik veröffentlicht hat und auch auf dem 2020er-Livealbum “Halbzeit” (lies unsere Rezension hier) einigen Spaß bereitete, wurde im gleichen Jahr noch ein Stilwechsel eingeleitet.

Nachdem Schlagzeugerin Alex Eckert, Bassistin Lola Schrode und Gitarrist/Keyboarder Jason Bartsch fest ins Line-Up aufgenommen wurden, musizierte Das Lumpenpack als Quintett bereits auf dem 2021er-Album Longplayer “Emotions” weit rockiger, und diese Entwicklung setzen sie nun fort und präsentieren sich noch weit griffiger und konsequenter, wobei von Humor geprägte Texte aus dem Leben geblieben sind.

Das Lumpenpack (© Marvin Ruppert)

(© Marvin Ruppert)

Im September 2022 bereits gab das neue Lumpenpack mit “Danke liebe Leber” einen ersten Vorgeschmack, wie seine musikalische Reise nun weiter geht. Die Band präsentierte energetisch und progressiv wenig helfendes Bewusstsein, dass Alkohol der Gesundheit nicht so gut tut (“Mir tut an Wochenenden dein Dauereinsatz leid, und sorry im Speziellen für die Saurer-Apfel-Zeit”) – aber die Leber hat das ja bisher gut gemacht, und funktionierende Dinge soll man ja nicht ändern.

Im Oktober folgte dann das abwechslungsreiche, poppig startende, sogar Streicher aufbietende und dann doch auch fette Riffs ins Ohr schleudernde “Kann es sein, dass du dumm bist”, und im Januar 2023 ging es mit “Ich kann das alles nicht mehr” über nervige Dinge in der heutigen Gesellschaft ins neue Jahr.

Im März folgte “Songs von Echt”, und hier wurde ebenfalls laut und treibend abgerockt, während auf eine einst funktionierende, aber nun gescheiterte Beziehung zurück geblickt wird mit “Was war war gut, was ist ist scheiße. Wenn du gehst geh bitte leise” und “Alexa, spiele Songs von Echt – ab hier komm’ ich allein zurecht”.

Die 45 Minuten des Albums werden dann auch richtungsweisend eröffnet, wenn amtliche Riffs den Opener “Gibt Schlimmeres” als ersten von insgesamt 17 Tracks durchziehen. Hierbei wird zum einen festgestellt, dass die schönste Zeit – zumindest optisch – schon vorbei gezogen ist, und nun sei man halt “zu alt für Pop, zu schlecht für Jazz, es bleibt der Rock – gibt Schlimmeres!”

Mit “Holy Shit” lieferte Das Lumpenpack Ende April dann zwischenzeitlich eine etwas in die Irre führende Single, kommt das Resümee der Pandemie-Jahre, in denen sie den Aktienmarkt verstanden, Sauerteigbrot gebacken und super viel trainiert haben, doch musikalisch seicht und wenig mitreißend daher. Was denn nun, doch noch Pop, oder ansonsten Rock?

Die zum Start in den Juni gebotene Single “Die Nacht” machte deutlich, dass der Stilwechsel doch auch wirklich vollzogen wurde, rockt die Band doch hier wieder griffig ab in einer feinen Ode an die Nacht. “Die Nacht gehört für immer mir allein, Tage, Wochen, Jahre ziehen vorbei. Da bin nur ich, Zweifel, Pathos, Ruhe, wenig Licht – nachts hab’ ich den ganzen Scheiß für mich.”

Nach dieser als zweiten Track des Longplayers Nummer geht es flott und rifflastig weiter mit “Kaputt” über die gerne sich immer mal gerne auslöschende Menschheit. Warum es zwei Teile des mit billigen Tönen ausgestatteten, zum Glück kurzen “Innerlich gleich” (“Doch ich bleibe innerlich der Gleiche: ein dummes Stück Scheiße”) geben muss, versteht wohl nur die Band, denn dieses fragwürdige Zwischenspiel raubt der Formation viel des vorher fast schon zugesprochenen Ansporns, sich aus der Comedy-Ecke entfernen zu wollen.

Humorvoll kann es ja gerne bleiben, aber doch nicht so simpel und anspruchslos. Weit besser machen sie es doch mit allen anderen Stücken, wie auch “Unverträglichkeiten” über Allergien und negative Auswirkungen von Lebensmittel-Stoffen für – einem durchaus Leid tuende – Betroffene, mit “Das ist witzig, weil…” als Blick auf die Comedy-Szene oder “Klar” über das Hinschmeißen eines normalen Jobs, um ein Star zu werden, die allesamt im Rockgewand Freude bereiten.

Mit “Was ein Glück” gibt es auch einen ruhigen Song, über Männer, die Gefühle nicht zulassen können, und “Wenn die Zukunft kommt” fließt etwas poppiger, aber groovy und sehr ansprechend ins Ohr. Auch “Genug zu tun” setzt mehr auf Groove und entspannteren Grundton, weiß hierbei ebenfalls zu gefallen.

Mit “Frieden durch Lärm” wird ein durchaus interessantes Album abgeschlossen, auf dem Das Lumpenpack sich – wenn man “Holy Shit” und die beiden “Innerlich gleich”-Zwischenspiele mal ausklammert – stilistisch konsequenter und sehr ordentlich aufgestellt hat, und auch wenn sie hier und dort mal an Die Ärzte oder die Sportis erinnern, ist ihnen die Fortsetzung ihrer Neuausrichtung gut gelungen, und die Konzerte werden so sicherlich noch weit facettenreicher.

Hier ist Das Lumpenpack in neuer Formation live zu sehen. Hier die Daten – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

11.10.23 Heidelberg, halle02
13.10.23 Leipzig, Felsenkeller
14.10.23 Berlin, Huxleys Neue Welt (ausverkauft)
15.10.23 Hamburg, Große Freiheit 36 (ausverkauft)
19.10.23 Bielefeld, Lokschuppen
20.10.23 Dortmund, FZW (ausverkauft)
21.10.23 Köln, Palladium
22.10.23 Saarbrücken, Garage
01.11.23 Wiesbaden, Schlachthof
02.11.23 Stuttgart, Liederhalle
03.11.23 München, Backstage
05.11.23 Erlangen, E-Werk

www.daslumpenpack.de
facebook.com/DasLumpenpack

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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