Home MusikCD-Rezensionen Serj Tankian überzeugt auch solo wieder mit seiner neuen EP

Serj Tankian überzeugt auch solo wieder mit seiner neuen EP

Autor: Tobi

Serj Tankian "Elasticity"

Serj Tankian

“Elasticity”

(CD-EP, Alchemy Recordings, 2021)

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Ende 2020 veröffentlichten System Of A Down mit den Songs “Protect The Land” und “Genocidal Humanoidz” ihre erste neue Musik seit 2005, um auf die Missstände in ihrem Heimatland Armenien aufmerksam zu machen und mit den Einnahmen der Singles sowie Spenden ihrer Fans Geld für die Non-Profit-Organisation Armenia Fund zu sammeln.

Anfang Februar 2021 dann bescherte SOAD-Sänger und -Gitarrist Serj Tankian seinen Solo-Song “Elasticity” mit einem unter der Regie von Vlad Kaptur entstandenen Video und der Ankündigung, eine gleichnamige EP folgen zu lassen – schließlich hat er seit 2007 ja schon einige Soloscheiben veröffentlicht und immer viel zu sagen, gegen politische wie gesellschaftliche Missstände.

Serj Tankian (© George Tonikia)

(© George Tonikia)

Nun erscheint am 19. März die EP mit fünf Songs auf 21 Minuten digital, und physisch eine Woche später am 26. März. Eröffnet wird sie vom ebenso brachial wie groovy abrockenden Titeltrack, in dem er kraftvoll erklärt: “Don’t you know revenge is upon the day, lovers have no remorse dancing right through the rains. We must all kiss goodnight before they return again, rectifying the cross for the loss of the slain. Now wipe the cane.”

“Als in mir vor ein paar Jahren die Idee keimte, möglicherweise noch ein Album mit den Jungs von System Of A Down zu machen, begann ich an einer Reihe von Songs zu arbeiten, die ich vor diesem Hintergrund schon gleich als Rocksongs anlegte”, erklärt Serj. “Da wir die Vision zum SOAD-Album nicht von Angesicht zu Angesicht weiterentwickeln konnten, entschied ich mich schließlich, die Stücke unter meinem eigenen Namen rauszubringen.”

Wie bei “Elasticity” sind System Of A Down als Vergleich natürlich omnipräsent, wenn man Stücke von Serj hört, prägt er die weltweit erfolgreichen Metaller doch mit seiner sehr individuellen Stimme und seinen gesanglichen Wechseln zwischen melodischen und energetischen Momenten bis hin zu wildem Shouten.

So facettenreich präsentiert er sich hier nicht nur erneut gesanglich, auch die Kompositionen bieten spannende Strukturen und Instrumentierungen, und die Texte haben es auch wieder in sich. Das mit weltmusikalischen Gitarrenklänge bereicherte “Your Mom” bietet einen ironisch anklagenden Text über die Brutalität der politisch Machthabenden. “Butchering, raping, killing, and burning, brutally beheading your enemies, what kind of retarded promises have led you to these prophecies? Despicable fool you’re just a fucking tool, you’ll never get to rule, you’ll die on your knees. What kind of retarded finances have led you to these fantasies?” heißt es hier, um mit “Let your Mom in and watch her wipe them out” dann am besten die Mütter in den Kampf für Gerechtigkeit zu entsenden.

“How Many Times” beginnt mit Piano und Streichern, entwickelt sich aber auch wieder zu einer kraftvollen Nummer, die zwar Hoffnung enthält (“You tell me that you’re home again, the sun will wake up the sky, with feelings of love”), aber vielleicht dann doch nicht für dieses Leben (“How many times must we die, and how many times must we live”).

Ebenfalls ruhiger mit Piano beginnt “Rumi”, das Serj als Referenz für den gleichnamigen persischen Dichter und für seinen 2014 geborenen Sohn geschrieben hat und das trotz kraftvoller Momente noch am getragensten daher kommt mit guten Wünschen für den Junior: “When you’re grown up in your prime, stay away from god and crime. Embody justice for this tormenting, tormented world. You will learn something every day, don’t dip your toes, go all the way, be the change you want to see and be the man you want to be.”

Mit dem wie schon beim Titelstück von elektronischen Klängen bereicherte “Electric Yerevan” schließt dann wieder ein härteres, brachialeres Stück die EP ab, als Schlachtruf gegen Unterdrückung und wirtschaftlichen wie individuellen Machtmissbrauch – “Fists up! We don’t want to be the bitch of any superpowers, color revolutions fade, we want cheap power” heißt es hier ebenso wie “Mismanaged foreign monopolistic utility firms should always be made public before we all burn, for the cost of heating we take another beating.”

Eine packende, wieder ausdrucksstarke und musikalisch gefangen nehmende EP eines Musiker, der mehr ist als dies, wie auch der kommende Dokumentarfilm “Truth To Power” über ihn zeigt.

serjtankian.com
facebook.com/SerjTankian

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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