Home MusikKonzertberichte Krezip – Kritik des Konzerts in Köln am 14. Mai 2006

Krezip – Kritik des Konzerts in Köln am 14. Mai 2006

Autor: Tobi

Viereinhalb Jahre ist es her, dass ich Krezip schon einmal im Prime Club in Köln live spielen sah. Damals hatten sie den wohl schlechtesten Tag des Jahres für ein Konzert erwischt, den 11. September, Tag der schrecklichen Terroranschläge auf das World Trade Center, und wahrscheinlich wurde der damalige Gig nur nicht abgesagt, weil das Label extra viele Fans aus den Niederlanden per Bus nach Köln gefahren hatte, um den Club zu füllen, gab es im freien Verkauf doch nur 50 Tickets zu erwerben. Frisch und jung wirkte die Band damals, die kam, um ihr erstes, tolles Album “Nothing Less” vorzustellen. Das taten sie überzeugend, sowohl die Songs als auch die großartige Stimme von Frontmädel Jaqueline Govaert wussten zu begeistern. Das war 2001, am wohl schlechtesten Tag des Jahres.

2006 hatte man es mit einem ganz normalen Sonntag am Ende einer warmen Frühlingswoche zu tun. Der Prime Club war ausverkauft, und diesmal brauchte man hierfür keine Fuhre Fans aus Krezips Heimat extra einzufahren – einige Niederländer hatten sich aber auch so auf die Fahrt nach Köln gemacht. Im Club angekommen musste man erst einmal Geduld beweisen. Als um 21.20 Uhr die Lichter ausgingen, kamen nicht Krezip auf die Bühne, sondern eine von vielen um diese Zeit an einem Sonntagabend nicht mehr erwartete Vorband. Wäre diese mies gewesen, hätte man nörgeln können, da die drei Jungs von Mir aus dem kanadischen Halifax aber richtig guten Rock mit anständigen Ideen und Melodien boten, ließ man sich die 40 Minuten und acht Songs der Jungs gerne gefallen, von denen die abschließende Single “So Perfect” fast noch am wenigsten zu gefallen wusste.

Um 22.20 Uhr dann waren Krezip an der Reihe – die drei Mannen und drei Frauen nahmen ihre Positionen auf der Bühne ein und ab sofort hatte Jaqueline Govaert das Sagen. Krezip haben nun ihr drittes Album veröffentlicht und sind erwachsen geworden, was man vor allem an der Frontfrau sah. Stimmlich immer noch so großartig wie damals legte sie einen energetischen Auftritt hin, zog das Publikum mit ihrer Mischung aus deutlich dazu gewonnenem Sexappeal und sympathischer Ausstrahlung voll in ihren Bann. Mit dem Opener und Titelsong des neuen Albums “What Are You Waiting For” ging es los, mit “All Unsaid” folgte als drittes Stück der Opener des Debüts “Nothing Less”, und Jaqueline kündigte bestgelaunt dazu an, dass man sowohl neue als auch alte Stücke im Gepäck habe. Wenn sie sich zwischen den Songs ans Publikum wendete, was öfters der Fall war, wechselte sie zwischen gebrochenem Deutsch und Englisch ab, lachte viel, übertrug ihre gute Laune bestens auf alle Anwesenden im Saal. Auch die Bandmitglieder blieben nicht blass, rockten ebenfalls gut ab, standen aber klar im Schatten von Jaqueline. Nach “That’ll Be Me” hatte Drummer Bram ein kleines Solo, Gitarrist Janpeter spielt mal kurz Mundharmonika und Keyboarderin Annelies singt solide Background-Vocals, sonst aber fallen sie eben nicht so auf, wie es einer Frontfrau vergönnt ist. Vor allem, wenn diese dann auch noch die Fähigkeit besitzt, sich selbst bei einigen Stücken alleine am Keyboard zu begleiten und hier dann kurz beeindruckende “One-Woman-Shows” abzuliefern, jeweils nett für die hinten stehenden Besucher mit “Ich bin hinter meinem Keyboard” eingeleitet, damit keiner denkt, die Bühne sei leer. In der zweiten Hälfte des Konzerts wurde ein Medley aus sieben Stücken der Band ebenso eingebaut wie gegen Ende ein gut abrockende Coverversion des Klassikers “Venus”, angekündigt mit “Wir haben euch was aus Holland mitgebracht – nein, kein Gras!”. Zu erwähnen ist noch der Hit “I would stay” vom ersten Album, den Jaqueline nur mit Janpeter und Annelies brachte und bei dem das Publikum die erste Hälfte komplett alleine sang, bevor Jaqueline einstieg. Stücke wie dieses sind einfach klasse, und Krezip hatten viele überzeugende Songs im Angebot. Als Zugaben spielten sie “Don’t yant you” und “You can say”, dann war nach 100 Minuten Schluss. Krezip hatten offensichtlich Spaß, das Publikum war begeistert – was will man mehr.

Die komplette Setlist:
What are you waiting for
Don’t crush me
All unsaid
Won’t cry
I apologize
Take your time
Out of my bed
Mine
That’ll be me
Where are you now
Medley (Let it go, Run around the world, What it takes, Why do I, Dreams, There it goes, Give my life)
In her sun (stupid)
Peace of mind
Everything and more
I would stay
Really something
Venus
Don’t want you
You can say

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Links:
Homepage von Krezip
Homepage von Mir

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