Home MusikKonzertberichte Oomph! – Kritik des Konzerts in Köln am 27. Mai 2006

Oomph! – Kritik des Konzerts in Köln am 27. Mai 2006

Autor: Tobi

Wer Oomph! schon einmal oder mehrere Male live gesehen hat, der weiß, dass die Jungs eine Garantie für gute Konzerte sind. Dementsprechend war es voll in der ausverkauften Live Music Hall in Köln, proppevoll. Als wir um 20 Uhr den Saal betraten, fühlte es sich an, als seien wir gerade in Bangkok gelandet – totale Hitze und überdimensionale Luftfeuchtigkeit schlugen uns entgegen. Vielleicht hatten die Vorbands so eingeheizt, vermutlich aber lag es schlicht an den dicht gedrängten Oomph!-Fans, die schon ein Weilchen hier verweilten, da man wusste, dass die Band hier früh auf die Bühne kommen würde, denn um 22 Uhr war ja bereits eine “Rockgarden”-Party hier angesetzt. Ungewöhnlich früh also war der Saal voll und man erinnerte sich an die Tour vor zwei Jahren, wo es im weit größeren Palladium doch viel luftiger zuging – damals waren Oomph! aber vorher auch mit “Augen auf” auf Platz 1 der Charts geklettert und in aller Munde. Nun also wieder eng gedrängt, aber wenn man ehrlich ist macht ein gutes Rockkonzert so doch weit mehr Spaß als in einer halbvollen Halle.

Um 20.13 Uhr erklangen Töne von “Fragment” als Intro, die Band betrat in inzwischen gewohnter Fünf-Mann-Formation Drums-Bass-Gitarre-Gitarre-Gesang die Bühne. Diese war im Vergleich zu einigen früheren Touren diesmal nicht sonderlich ausgestaltet, und auch die Jungs trugen keine Einheitskleidung – Dero kam in der altbekannten Zwangsjacke daher, Flux und Crap trugen schwarze Priesterkutte, ansonsten beschränkte man sich auf eine einfache Rockshow, allerdings mit einer Leinwand im Hintergrund. Auf diese wurden bei den ersten Stücken einige Bilder projeziert, danach verschwand die Leinwand zugunsten einer LED-Wand, die mit Mustern und ab und an Bildern die Songs hintermalte. Mit “Träumst du” eröffneten Oomph! ihren Gig und hatten die Fans von der ersten Sekunde an voll in der Hand. Kein Wunder, haben sie neben tollen Songs doch auch noch einen Frontmann, der es wunderbar versteht, die Stimmung hochzuhalten, zum Mitklatschen, Hüpfen oder Mitsingen zu animieren, ohne hierbei zu überziehen. Zwischen den Songs wendete sich Dero immer wieder an die Fans, ob mit “Könnt ihr noch?”, “Jetzt weiß ich, warum man Köln die heißeste Stadt Deutschlands nennt” oder dem Statement “Nie wieder Faschismus”. Bei drei Stücken machte Dero auch mal wieder Stagediving und ließ sich auf Händen über das Publikum tragen, allerdings wird er entweder langsam alt oder hatte Angst, bis zur Garderobe durchgereicht zu werden, hüpfte er doch nur geschätzte 3 cm, “fuhr” einen Minihalbkreis und stand nach zehn Sekunden schon wieder auf der Bühne. Egal, die Fans vorne fanden es sicher toll, ihrem Helden mal an die Zwangsjacke packen zu dürfen, und energetisch wirkt so eine Einlage ja immer.

Ansonsten boten Oomph! die gewohnt kraftvolle Show, rockten den Saal, die Jungs an den Instrumenten hüpften und drehten sich, während Dero die gewohnt ausdrucksstarke Performance am Mikro ablieferte, für die ihn die begeistert mitfeiernden Fans so lieben. Die Setlist überraschte in der Hinsicht, dass viele Songs vom neuen, guten Album “Glaube Liebe Tod” nicht spielten, sich auf die Highlights wie “Das letzte Streichholz”, “Mein Schatz” oder “Du willst es doch auch” beschränkten. Für “Die Schlinge” hatten Oomph!-Fans übrigens als Überraschung für die Band extra Fotokopien eines Totenkopfes ausgeteilt, die während des Liedes vom Großteil des Publikums in die Luft gehalten wurden, eine kleine Massenchoreografie also. Mit “Zuviel Liebe kann dich töten”, “Eine Frau spricht im Schlaf”, “Dreh dich nicht um”, “Tanz in den Tod”, “Land in Sicht” und “Wenn du mich lässt” wurde fast die Hälfte des Albums ausgelassen, was eigentlich aber sehr positiv war, denn hierdurch wurde Platz für ältere Stücke geschaffen. Hier kann man nun aber sicherlich streiten, ob Oomph! die richtigen Songs ausgewählt hatten. Sicher, “Unsere Rettung”, “Fieber”, “Supernova”, “Niemand”, “Gekreuzigt”, “Wenn du weinst”, “Sex hat keine Macht”, “Dein Feuer”, “Keine Luft mehr” oder “Das weiße Licht” sind gute Songs, aber warum streuen sie nicht mal wieder einen unerwarteten Klassiker von den ersten Alben ein? Nachdem auch der in Konzerten immer gefeierte Klassiker “Feiert das Kreuz” vom zweiten Album “Sperm” nicht den Weg in die Setlist gefunden hatte und Dero auch nicht mit “Mein Herz” a capella abschloss, fragt man sich schon, warum Oomph! mit ihren ersten Alben, die viele tolle Songs enthielten, abgeschlossen haben. So bekam man die Hits von “Wahrheit oder Pflicht” mit “Brennende Liebe” und zum Abschluss vor den Zugaben “Augen auf”, dazu dann hinterher noch “Gott ist ein Popstar” und das starke “Menschsein”, bevor als Finale dann “Ich will deine Seele” als neu erwähltes A-Capella-Stück von Dero mitgesungen werden konnte. Ohne Frage wieder ein klasse Konzert von Oomph!, bei dem sich einige aber eben etwas weniger Songs von “Plastik”, dafür mehr überraschende Klassiker gewünscht hätten.

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Links:
Homepage von Oomph!
Homepage der Live Music Hall

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