Home MusikKonzertberichte Narcotango – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 29. September 2005

Narcotango – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 29. September 2005

Autor: Kai Hennicke

Eigentlich passt es nicht – Tango – einer der anspruchsvollsten Musikstile – und elektronische Musik miteinander zu mischen, scheint auf den ersten Blick ein wenig seltsam anzumuten. Bei Jazz und HipHop hat es aber doch auch geklappt. Und: Erste sowohl europäische (Gotan Project) als auch argentinische Bands machen mittlerweile mehr als nur auf sich aufmerksam.

Nun hat Veranstalter Florian Pehle die sympathische Band Narcotango aus Argentinien – dem Ursprungsland des Tangos – für mehrere Konzerte nach Deutschland geholt. Der Auftakt der Tour fand in Düsseldorf statt. Obschon alle Sitzplätze besetzt waren, hätten ruhig noch mehr Zuschauer den Weg ins Zakk finden können. Der entspannten Stimmung beim sowohl reiferen als auch jüngeren Publikum und dem folgenden tollen Konzert tat dies jedoch keinen Abbruch. Gleich mit Ihrem ersten Auftritt vor deutschem Publikum wussten die 6 Musiker – Carlos Libedinsky (Gitarre) / Patrizio Bonfiglio (Bandonéon) / Luciano Dyzenchauz (Bass) / Sebastián Monk (Klavier / Keyboard) / Federico Terranova (Geige) / Fernando de Castello (Drums / Percussion) – aus Argentinien zu überzeugen. Die Verbindung von housig-elektronischen Elementen und der auf klassischen Instrumenten aufbauenden Tangomusik zog die Zuschauer nämlich bereits nach den ersten Akkorden in ihren Bann. Geige und Bandonéon die ursprünglichen und kennzeichnenden Elemente erzeugten eine wehmütige und doch lebendig-erdige Stimmung die sich nach kürzester Zeit in den Saal übertrug. Toll wie das Publikum mit spontanem Klatschen reagierte. Kurzerhand wurde der Platz neben der Bühne – auch von dem durch den Abend führenden Carlos Libedinsky und vielen Zuschauern – zum Tanzparkett erklärt. Das gesamte Konzert über frönten viele Zuschauer dort eifrig dem Tangotanz.

Schön auch, wie Carlos Libedinsky immer wieder einleitende Worte für die folgenden Stücke fand und die Interaktion mit dem Publikum suchte. Leider war das Konzert natürlich viel zu schnell vorbei. Mit der Zugabe wurde seitens der Band der Wunsch geäußert, die Stühle wegzuräumen, um so mehr Platz für die Tanzfläche zu schaffen. Prompt kamen die Gäste dieser Bitte nach. Die folgende Zugabe entschädigte für die körperliche Anstrengung und leitete sehr gut auf die nachfolgende Aftershowparty über (die man selbst erlebt haben sollte). Für alle Fans ein wirklich tolles Konzert zeitgemäßer Tangointerpretation – für alle offenen Musikfreunde eine unzweifelhaft gelungene Erweiterung des Musikhorizonts. Wer die Möglichkeit hat, die Band zu sehen, sollte dieses Vorhaben in die Tat umsetzen. Eine neue CD wird im März 2006 folgen!

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