Home MusikInterviews Bottom 12 zu ihrem Album “Secret Mechanics” (02/99)

Bottom 12 zu ihrem Album “Secret Mechanics” (02/99)

Autor: Tobi

Ein Livekonzert ist gut, wenn die Zuschauer in einen Bann gezogen werden. Ein Livekonzert ist sehr gut, wenn die Musik außerdem noch Qualität hat. Ein Livekonzert ist genial, wenn Bottom 12 auf der Bühne stehen. Auf diese kurze Formel kann man das reduzieren, was man in Erinnerung behält, wenn man die Combo Bottom 12 aus Los Angeles on stage erlebt hat. Die Band um Sänger John Beeloo (neuerdings unter dem Pseudo Agent 0.07338 am Start) versteht es, mit außergewöhmlicher Energie die Ohren durchzublasen. Zwei Drummer, dazu Bass, Gitarre, Gesang und Bläser – Song an Song, voller Power, voller Ausstrahlung, bis auch der letzte Besucher im Saal mindestens mitwippt.

So war das jedenfalls noch 1997. Ob die Abgänge und Zugänge von Bandmitgliedern hier etwas verändert haben, darauf kann man gespannt sein. Ach so, CDs bringen sie auch heraus, “Secret Mechanics” heißt ihre neueste, die ab 5. März in den Läden steht und ihre dritte ist, wenn man das Remix-Album “Dance Or Be Shot” (vielsagendes Motto der Jungs) mal nicht mitrechnet. Man hört wieder Hardcore mit Bläsern, neuerdings auch einem hörbareren Schuß Elektronik, vielleicht etwas eingängiger als früher. Grund genug, John … sorry … dem Agenten 0.07338 ein paar Fragen zu stellen.

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“Ich werde Dir sagen, daß die Welt am 1. April 2000 untergeht, so daß jeder da draußen so schnell wie möglich Sex mit mir haben sollte, weil ich das noch nie gemacht habe.”

MUM: Ihr veröffentlicht bald Euer neues Album “Secret Mechanics”. Warum trägt es diesen Titel?

A: Für alle Mitglieder von Bottom 12 war 1998 das Jahr der Schlange, ob die Chinesen nun so sagen oder nicht.. Wie wir alle wissen kontrolliert im Jahr der Schlange der Secret Mechanic die Herrschaft der Verdammten. Als das Album fast fertig geschrieben und aufgenommen war im Sog der trügerischen und abscheulichen Geschehnisse um uns herum im vergangenen Jahr, da war es klar, daß die Scheibe nur den angemessenen Titel “Secret Mechanics” bekommen konnte.

MUM: In welchen Punkten unterscheidet sich das Album vom letzten?

A: Neues Lineup, neue Zeiten, neue Ideen, neue Songs.

MUM: Aus welchen Gründen kam es zum Lineup-Wechsel?

A: Unser letzter Bassist, Joe Mora, der auch die Europatour 1997 mitgespielt hat, verließ uns, um auf eine Universität zu gehen und dort nach seiner musikalischen Professionalität weiter zu suchen. Unser Gitarrist Tony T., der seit Bandgründung mit dabei war, verließ uns nach einer Gehirnwäsche durch eine Religion. Unser Trompeter Glen Wood wurde gefeuert, wegen offenkundiger, dummer Handlungen. Unser neuer Bassist ist Pumpo The Clown, unser neuer Gitarrist Mr. Cossa, die beiden hauen voll rein. Wir brauchen keinen neuen Trompeter, weil The Sirkinator der Mann überhaupt an Saxophon und Synthesizern ist.

MUM: Welches ist Dein Lieblingstrack auf der Scheibe?

A: “(I Want That) Apology… In Cash!”

MUM: Wie erfolgreich seid Ihr eigentlich in den Staaten oder speziell in Los Angeles? Wie viele Leute schauen sich Eure Gigs an?

A: Nicht so erfolgreich in den Staaten. Wir haben niemals irgendwo östlicher als Las Vegas gespielt, wenn man Europa mal ausnimmt. In Los Angeles sind wir einigemaßen erfolgreich. Eine kleine Bar bekommen wir immer ausverkauft.

MUM: Wovon handeln die Texte Eurer neuen Scheibe?

A: Das werde ich Dir nicht sagen, das mußt Du schon selbst herausfinden, die Texte sind ja auch im Booklet zu lesen.

MUM: Ihr verwendet neuerdings auch einige elektronische Elemente, wie seid Ihr dazu gekommen?

A: Was meinst Du mit elektronisch? Wenn Du Dinge meinst, die man in eine Steckdose steckt, wie elektrische Gitarren, Keyboards, Effectpedale, Sampler und was weiß ich nicht alles, dann liegst Du zwar richtig, die verwenden wir aber schon seit Jahren. Diesmal haben wir sie lediglich anders gebraucht als vorher.

MUM: Ich habe Euch zweimal in Berlin auf der Bühne gesehen und muß sagen, daß Ihr eine der besten Livebands überhaupt seid. Gehe ich richtig in der Annahme, daß ihr eher eine Livecombo als eine Studioband seid?

A: Ja, das hast Du recht.

MUM: Als ich Euch das erste Mal sah, da kamt Ihr in einem nur von Schwarzlicht ausgestrahltem Raum mit Neonfarbgebilden auf Gesichtern und Körper auf die Bühne, habt also im Dunkeln geleuchtet, nud das sah absolut grandios aus, eine tolle Idee. Macht Ihr das öfters so oder habt Ihr das nur damals so gemacht?

A: Wir haben das damals auch nicht immer so gemacht, nur ein paar Male, wenn die Situation das so ergeben hat. Vielleicht machen wir das auch mal wieder, vielleicht nicht. Und damit die Leute jetzt nicht denken, wir wären große Erfinder, wir waren nicht die erste Band in der Geschichte der Musik, die das gemacht hat.

MUM: Was fühlst Du, wenn Du als Frontmann vor einer Menge von Besuchern stehst, die mehr und mehr mitgehen mit dem, was Du tust?

A: Ich fühle mich wie ein Arschloch, nein, das war nur ein Scherz. Es ist erheiternd, irgendwie immer wie ein sich aufbauender Prozeß. Zuerst schauen die Leute nur, was wir da oben denn so machen. Dann kommen sie nach und nach in den rockigen Zustand hinein, der von der Energie, die wir aufbauen, getragen wird. Das geht dann so weiter, bis wir alle explodieren in einem verrückten, einem Höhepunkt gleichenden Wahnsinn. Es ist auf irgendeine Art wie Sex, habe ich mal gelesen.

MUM: Was für Musik hörst Du so außer Eurer eigenen?

A: Ich hasse unsere Musik. Ich hasse auch die Musik aller anderen. Nein, ich mache nur mal wieder Spaß. Ich mag Musik, die nicht von oberflächlichen Idioten für Oberflächlichkeit liebende Schafe gemacht oder gespielt wird. Warte. Das stimmt eigentlich auch nicht. Ich liebe die Spice Girls. Oder waren das Rock Bitch? Ich verwechsele die manchmal.

MUM: Bitte nenn mir Deine drei Lieblingsalben aller Zeiten.

A: Das hätte wenig Sinn, weil Du sie sicher nicht und niemals kennst, na ja, vielleicht ja doch. Trotzdem ist das unmöglich. Ich habe 1000 Platten, die Anspruch erheben würden, die beste zu sein, also würde ich vielen Unrecht tun, wenn ich drei nennen würde. Aber gut, ich will nachsichtig sein. “Generic” von Flipper, “Locust Abortion Technician” von den Butthole Surfers und, und, und … jetzt fällt mir keine dritte ein. Oh Mann, stell Dir das vor, 1000 Lieblingsplatten, und mir fällt nicht mal eine dritte ein. Ich glaube, ich bin gerade voller Scheiße.

MUM: Gibt es eine Band, mit der Du gerne mal zusammen auf Tour gehen würdest?

A: Ja, Rock Bitch. Nein, warte, die Spice Girls. Gibt es etwa noch andere?

MUM: Wird es irgendwann eine weitere Remix-CD von Euch geben, auf der andere bekannte Acts an Euren Songs rummmischen?

A: Vielleicht ja, vielleicht nein, bleibt abzuwarten.

MUM: Was hältst Du vom Internet?

A: Das Internet ist cool. Allerdings sollte man es gebrauchen, nicht mißbrauchen.

MUM: Einige Fragen zum Nichtmusiker John Beeloo. Was ißt und trinkst Du am liebsten, was schaust Du Dir im Fernsehen an, Schauspielerin, Schauspieler – vielleicht ist dies Robert DeNiro, beim letzten Auftritt von Euch in Berlin hattest Du ein “Taxi Driver”-T-Shirt an?

A: Zuerst mal, wer hat behauptet, daß ich Musiker bin. Zweitens heiße ich nicht mehr John Beeloo, ich bin jetzt Agent 0.07338. Meine Lieblingsspeise ist Sushi. ich trinke am liebsten Wild Turkey auf Eis mit einem Schuß Cola. Im Fernsehen schaue ich am liebsten Nachrichten. Mein Lieblingsschauspieler ist Bill Clinton, meine Lieblingsschauspielerin ist, oder war, Divine.

MUM: Wenn Du irgendetwas an dieser Welt verändern könntest, was wäre das?

A: Meine Unterwäsche.

MUM: Alte Frage, immer wieder gut. Welche drei Dinge würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?

A: Mein Schweizer Armeemesser, meine Brille mit der angehängten, herunterfahrbaren Jalousie und eine Strandhandtuch.

MUM: Was können wir in der nahen Zukunft von Bottom 12 so alles erwarten?

A: Das kann ich nicht beantworten. Ich bin schlecht im Zukunft voraussagen. Aber ich werde Dir sagen, daß die Welt am 1. April 2000 untergeht, so daß jeder da draußen so schnell wie möglich Sex mit mir haben sollte, weil ich das noch nie gemacht habe.

MUM: Meine letzte Frage in jedem Interview. Welche Frage wolltest Du schon immer mal gestellt bekommen, und wie wäre die Antwort?

A: Gerne. Die Frage wäre: “Bist Du auf Leim?”. Ich würde nicht antworten, nur starr und leer in die Leere schauen.

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MUM: Mucke und mehr
A: Agent 0.07338 von Bottom 12

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