Home MusikInterviews Sepultura zu ihrem Album “Nation” (03/01)

Sepultura zu ihrem Album “Nation” (03/01)

Autor: Tobi

Lange Jahre gehörte die 1984 gegründete, brasilianische Formation Sepultura zu den angesagtesten Combos im Metal-Bereich. Max Cavalera (Gesang), sein Brudor Igor Cavalera (Drums), Andreas Kisser (Gitarre) und Paolo Pinto Jr. (Bass) erspielten sich mit ihrer ersten weltweiten Veröffentlichung “Beneath The Remains” Ende der 80er-Jahre gleich eine begeisterte Fangemeinde. Zusätzlich zu ihrer Mixtur aus Heavy Metal, Death Metal und Hardcore ließen die Jungs auf den folgenden Alben “Arise”, “Chaos AD” und “Roots” traditionelle Musik ihres Heimatlandes mit einfließen, tribale Elemente, womit sie ihre Fangemeinde noch weiter vergrößern konnten – rund um den Globus wurden Sepultura gefeiert.

Einen Bruch gab es, als Frontmann Max die Band im Dezember 1996 verließ, inzwischen ist er mit seiner Band Soulfly ebenfalls sehr erfolgreich. Mit dem neuen Sänger Derrick Greene (früher bei Alpha Jerk und Outface) veröffentlichten Sepultura 1998 das Album “Against”, das zwar eine Fortsetzung des bandtypischen Stils darstellte, auch was die Integration verschiedenster Elemente (man arbeitete beispielsweise mit japanischen Kodo-Trommlern) angeht, ansonsten aber doch kompositorisch enttäuschte.

Nachdem die Jungs letztes Jahr an der “Tattoo The Earth” Festival-Tour (mit Bands wie Slipknot oder Sevendust) teilnahmen und dieses Jahr beim riesigen “Rock in Rio”-Festival vor 150.000 Landsleuten rockten, erscheint am 19. März das neue Album “Nation”, das sehr viel besser ist als der Vorgänger, auf dem man jede Menge interessante und gute Tracks findet. Den Song “Valtio” spielten Sepultura mit den Finnen von Apocalyptica ein, für “Politricks” holten sie sich Ex-Dead Kennedys-Frontmann Jello Biafra ins Studio, für “Human Cause” Hatebreed-Sänger Jamey Jasta und für “Tribe To A Nation” Dub-Reggae-Legende Dr. Israel – um nur einige der Gäste zu nennen. Wer nicht mehr länger warten will, der kann sich hier bereits den Opener “Sepulnation” als MP3-File herunter laden. Schaut übrigens regelmäßig hier rein, Roadrunner Records hält Woche für Woche weitere Appetizer für euch parat (Studio Interview als Web Video, Snipped-Songs als Stream, E-Card), die wir hier verlinken werden. Wir stellten Andreas Kisser einige Fragen zum neuen Album und der Sepultura-Gegenwart.

Sepultura "Nation" Jetzt bestellen bei Amazon.de

“Ich denke, die Fans haben sich rund um die Welt aufgesplittet. An einigen Orten stehen sie mehr auf uns, an anderen mehr auf Soulfly.”

MUM: Ihr habt euch zum ersten Mal seit “Beneath The Remains” dazu entschlossen, wieder in Brasilien aufzunehmen. Warum?

AK: Weil wir uns zuhause wohl fühlen, und inzwischen haben wir auch wirklich gute Studios in Brasilien, speziell in Rio de Janeiro.

MUM: Wo siehst du die größten Unterschiede zu “Against”?

AK: Da gibt es sehr viele, vor allem versteht es Derrick inzwischen viel besser, auch zu singen, nicht nur zu schreien. Unser eigenes Leben ist außerdem jetzt auch viel besser organisiert.

MUM: Euer Album handelt laut Infoblatt des Labels davon, wie die Menschheit als freie Nation zusammenlebt, ohne Grenzen. Drehen sich alle Lyrics auf “Nation” um dieses Leitthema?

AK: Ja, die Texte haben schon alle mit diesem Konzept zu tun. Es geht um die utopische Nation, ohne Grenzen, ohne Kriege, ohne Waffen, mit Freiheit des religiösen Glaubens und einem generellen Verständnis füreinander. Man kann sich so etwas schwer vorstellen, da es sowas nie gab, und heute ist so etwas auch unmöglich, aber es ist eine positive Vision, die uns inspiriert hat, Musik zu schreiben.

MUM: Ihr habt “Politricks” mit Jello Biafra aufgenommen. War das für euch in irgend einer Weise etwas Besonderes, oder ist Jello nur einer von vielen Gästen?

AK: Alle unsere Gastmusiker sind etwas Besonderes auf ihre Art, jeder von ihnen bringt viel neue Energie in unsere Musik.

MUM: Wie kam es denn zu diesen ganzen Kollaborationen? Habt ihr die Künstler vorher schon einmal getroffen?

AK: Die meisten von ihnen sind alte, gute Freunde. Die einzigen Beiden, die wir vorher nicht kannten, waren Dr. Israel und Krztoff von Bile, mit ihnen kam es aber zu ebenso großartigen Treffen und Kollaborationen.

MUM: Ward ihr mit dem Erfolg von “Against” als erster Platte nach dem Ausscheiden von Max zufrieden?

AK: Ja. Das Album hatte vor allem den Sinn, die Band zusammen zu halten und etwas Neues aufzubauen, in dieser Hinsicht war es ein großer Erfolg für uns.

MUM: Lass mich zwei Fragen zu Soulfly stellen. Was hältst du vom letzten Soulfly-Album? Einige Leute meinen ja, Soulfly sei nur eine billige Kopie von alten, erfolgreichen Sepultura-Sachen.

AK: Ich denke, die Scheibe war okay, aber ich verstehe immer noch nicht, was für Musik Soulfly machen, sie haben keine Identität, alles klingt recht konfus. Es wird einige Zeit dauern, etwas Originelles zu erschaffen.

MUM: Glaubst du, dass Max viele Fans mit sich genommen hat, so dass sie jetzt lieber Soulfly hören als Sepultura?

AK: Ich denke, die Fans haben sich rund um die Welt aufgesplittet. An einigen Orten stehen sie mehr auf uns, an anderen mehr auf Soulfly, aber die “Against” reflektierte auch wirklich nicht das, was Sepultura immer noch zu leisten fähig sind als Band. Ich glaube, “Nation” ist viel besser, in jeder Hinsicht.

MUM: Wie war es, die “Tattoo The Earth”-Tour mit den verrückten Jungs von Slipknot und all den anderen zu spielen?

AK: Es war eine großartige Festival-Tournee. Wir hatten die Chance, neue Songs zu testen und vor vielen Kids zu spielen, die uns vorher nie gesehen hatten.

MUM: Werdet ihr im Sommer auf europäischen Festivals zu sehen sein?

AK: Ja, bestimmt, aber da ist noch nichts bestätigt.

_____________________

MUM: Mucke und mehr
A: Andreas Kisser von Sepultura

Related Articles