Home Film „The Mastermind“ – Kelly Reichardt erzählt gewohnt entschleunigt von einem wenig talentierten Kunstdieb in den 70er-Jahren

„The Mastermind“ – Kelly Reichardt erzählt gewohnt entschleunigt von einem wenig talentierten Kunstdieb in den 70er-Jahren

Autor: Tobi

"The Mastermind" Filmplakat (© MUBI)

The Mastermind

Darsteller: Josh O’Connor, Alana Haim, John Magaro, Gaby Hoffmann
Regie: Kelly Reichardt
Dauer: 111 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: mubi.com/de/de/films/the-mastermind
Facebook: facebook.com/mubi
Instagram: instagram.com/mubideutschland
Kinostart: 16. Oktober 2025


Dass die US-amerikanische Regisseurin und Drehbuchautorin Kelly Reichardt („River of Grass“, „Auf dem Weg nach Oregon“, „First Cow“) in ihren gerne minimalistisch arrangierten und mit langsamem Erzähltempo auffallenden Indie-Produktionen zumeist Außenseiter am Rand der ganz normalen Gesellschaft in den Fokus stellt, die am amerikanischen Traum maximal mal zu schnuppern gedenken, ihn ansonsten aber nicht teilnehmend eher als Druck empfinden, das weiß man. In ihrem neuesten Werk „The Mastermind“ ist dies nicht anders.

Im Massachusetts Anfang der 70er-Jahre sehen wir, wie James Blaine Mooney (Josh O’Connor) gerade dabei ist, die Sicherheitsvorkehrungen eines Museums für Kunst und Geschichtliches auszuspionieren, gar nicht mal allzu unauffällig und doch unbemerkt, auch dank schlafenden Wachmanns. Seine Frau Terri (Alana Haim) und die beiden Kinder sind hierbei mit vor Ort, J.B. – wie er genannt wird – führt anscheinend also ein normales Leben, mal abgesehen davon, dass der ehemalige Kunststudent als jetziger Tischler arbeitslos ist, auch wenn er seinen Eltern (Hope Davis und Bill Camp) einen gewinnbringenden, neuen Auftrag vorgaukelt, um eine finanzielle Spritze als Start-Investition in das Projekt zu ergaunern.

Apropos Gaunerei, eine großen Kalibers plant J.B. in Wirklichkeit, will er doch am hellichten Tag vier Gemälde von Arthur Dove aus dem Museum stehlen, die sich dann sicherlich teuer verkaufen lassen. Für die Durchführung gewinnt er – auch dank des Vorschusses aus Mutters Geld – drei Kleinkriminelle (Eli Gelb, Cole Doman und Javion Allen), diese geht dann aber mächtig in die Hose. So befindet sich J.B. bald schon auf der Flucht nicht nur vor der Polizei, bei der er mal in einer Demonstration abtaucht, mal bei einem befreundeten Pärchen (John Magaro, Gaby Hoffmann) unterkommt, aber nie so richtig weiß, wie es denn eigentlich weiter gehen soll.

"The Mastermind" Szenenbild (© 2025 Mastermind Movie Inc.)

(© 2025 Mastermind Movie Inc.)

„The Mastermind“ ist ein recht typischer Film für Kelly Reichardt, der gewohnt entschleunigt zunächst in Richtung Heist-Movie schwenkt, nach dilettantischer Ausführung des Raubs dann aber zur verzweifelten Flucht wird, auf der J.B. plötzlich nirgendwo mehr willkommen bzw. sicher ist und die Möglichkeiten auf einen für ihn noch guten Ausgang schwinden.

Der Streifen kommt hierbei nostalgisch daher, wenn im herbstlichen Neu-England die Medien über die Bürgerrechtsbewegung und Vietnamkriegs-Proteste berichten und sich nicht immer leicht verdauliche Jazzmusik zu körnigen Bildern gesellt, die Reichardts angestammter Kameramann Christopher Blauvelt bestens passend serviert.

Der Diebstahl der Bilder von Arthur Dove, die es auch wirklich gibt, führt statt in wohlhabendere Gefilde in eine Sackgasse, und J.B.s Frau verliert bei den wenigen Lebenszeichen-Anrufen ihres Mannes langsam auch die Geduld, sitzt sie doch nun mit den sehr lebhaften Jungs alleine zu Hause und muss parallel noch ihren Job stemmen. Der Versuch des politisch trotz bewegter Zeiten völlig uneingebundenen J.B., sich gegen die Normen aufzulehnen, scheint also gescheitert. Der Film scheitert nicht, auch dank des erneut starken Spiels von Josh O’Connor, aber in seinen Bann zu ziehen vermag er auch nicht wirklich.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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