Home Film „Franz K.“ – das einfallsreiche Kafka-Biopic bietet allerhand Abwechslung

„Franz K.“ – das einfallsreiche Kafka-Biopic bietet allerhand Abwechslung

Autor: Mick

"Franz K." Filmplakat (@ X Verleih AG)

Franz K.

Darsteller: Idan Weiss, Peter Kurth, Katharina Stark, Carol Schuler
Regie: Agnieszka Holland
Dauer: 127 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.x-verleih.de/filme/franz-k
Facebook: facebook.com/xverleih
Instagram: instagram.com/xverleih
Kinostart: 23. Oktober 2025


Es ist beileibe nicht der erste Versuch der filmischen Annäherung an den weltberühmten Schriftsteller Franz Kafka, dessen Andersartigkeit nicht nur in seinen teils befremdlichen Werken zum Ausdruck kam. Erst vor gut einem Jahr widmete sich das Regieduo Judith Kaufmann und Georg Mass in ihrem „Die Herrlichkeit des Lebens“ dem späten Liebesglück des längst todgeweihten Kafka in seiner Beziehung zu Dora Diamant. Mit ihrem ungewöhnlichen Drama „Franz K.“ geht es nun die polnische Grande Dame des Regiefachs Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“, „Green Border“) weitaus unkonventioneller an und liefert ein Biopic ab, dessen große Qualität seine schwere Beschreibbarkeit ist, so wenig folgt es dem gängigen Schema einer Biografie.

So überspringt Holland Kafkas Kindheit und Jugend fast komplett und steigt gleich mit dem Ansatz einer Charakterstudie ein, als der schon ein junger Mann ist. Und äußerst prinzipientreu noch dazu, verlangt Franz, authentisch gespielt vom deutschen Kinodebütanten Idan Weiss, doch hier in einer Szene zum Fremdschämen von einem Bettler sein Wechselgeld zurück, nachdem er ihm statt der erbetenen einen Krone deren zwei gegeben hat. Kein schlechter Einstieg in ihre Biografie, mit der sich die Regisseurin zum Ziel gesetzt hat, sich über bestimmte Verhaltensweisen der Figur des eigentümlichen Schriftstellers zu nähern und dabei von einem Hauptdarsteller unterstützt wird, der seinem ständig zwischen Widerstand und Selbstzweifeln pendelnden Kafka vor allem eine alles überlagernde Fragilität verleiht.

Der hat wie alle in seinem Prager Elternhaus Anfang des 20. Jahrhunderts schwer unter dem despotischen, jähzornigen Vater (herrlich grobschlächtig: Peter Kurth) zu leiden, der genaue Vorstellungen vom Werdegang seines hochintelligenten, sensiblen Sohnes im heimischen Laden hat und dessen schriftstellerische Ambitionen abfällig als „dummes Geschreibsel“ abtut. Ohnehin gelingt es Holland hervorragend, die traumatisierende Beziehung zu Vater Herrmann herauszustellen, die Kafka so sehr prägte aber trotz allem nicht zerbrechen ließ. Dafür findet der jetzt zu viel Halt in seinem Freundeskreis rund um den Verleger Max Brod (Sebastian Schwarz), der Franz inzwischen neben seinem wenig herausfordernden Broterwerb bei einer Versicherungsgesellschaft eine begeisterte Bühne für seine literarischen Erzeugnisse bietet.

"Franz K." Szenenbild (@ Marlene Film Production, X Verleih AG)

Idan Weiss als Franz Kafka
(@ Marlene Film Production, X Verleih AG)

Und schon springt die Regisseurin mit uns von einem Vortrag Kafkas mitten in die ebenso brutale wie verstörende Handlung seiner Erzählung „In der Strafkolonie“, die uns aus heiterem Himmel mit einer furchtbaren Foltermaschine konfrontiert. Nicht der einzige unkonventionelle Kniff und gleichzeitig nachdrücklicher Hinweis auf Franz‘ Opposition zum gesellschaftlichen Konsens zu Zeiten des Ersten Weltkriegs, von dem er nur als wirtschaftsrelevanter Versicherungsangestellter in Prag verschont bleibt. Opponieren tut der zurückhaltende Feingeist jedoch vornehmlich durch seine provokativen Texte, die genauso wie seine vielen Briefe ein enormes Mitteilungsbedürfnis offenbaren, dem letztendlich auch die Verlobung mit seiner langjährigen Partnerin Felice (Carol Schuler) zum Opfer fällt.

Eine amüsante Randnotiz, die Holland eigentlich nur der Chronistenpflicht wegen einschiebt, spielen Frauen im Leben des Autors doch seit jeher neben der Schriftstellerei allenfalls eine zwiespältige Rolle, auch wenn die leidenschaftliche Darstellung seiner Beziehung zur Wiener Journalistin Milena zum Ende hin etwas ganz anderes suggeriert. Und doch trägt auch die zwischenzeitliche Konzentration auf Franz‘ Liebesleben deutlich zur interessanten Mischung von Hollands Biopic bei, das ansonsten allzu nüchtern als bloße Charakterisierung des Künstlers hätte enden können.

Dem aber beugt schon ihr immer wieder überraschendes Arrangement vor, sprechen Figuren wiederholt direkt in die Kamera, oder endet manche Szene unvermittelt in der Gegenwart. Da werden wir nicht nur durch eine Führerin des Prager Kafka-Museums mit den beeindruckenden Fakten seines Schaffens vertraut gemacht, sondern lernen obendrein gesellschaftskritisch die teilweise aberwitzigen Auswüchse dessen kapitalistischer Ausschlachtung kennen. So zeichnet Holland ebenso ein präzises Bild eines der bedeutendsten Schriftsteller der Geschichte wie sie uns trotz einiger Längen mit ihrem unkonventionellen Drama unterhält, das erfrischend mit den üblichen Biografieregeln bricht.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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