Home Film “Deep Sea” – farbenreiche, rasante, aber auch anstrengende Animation aus China

“Deep Sea” – farbenreiche, rasante, aber auch anstrengende Animation aus China

Autor: Tobi

"Deep Sea" Filmplakat (© 2023 October Media All Rights Reserved/ LEONINE Studios)

Deep Sea

Animation
Regie: Tian Xiaopeng
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/166702/deep-sea.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios


Mit “Deep Sea” startet ein Animationsfilm in unseren Kinos, der laut Vorabankündigung einen “spektakulären Reichtum an visuellen Einfällen in einem Farbenmeer voller phantastischer Wesen” biete. Dem kann man zwar nicht widersprechen, und doch wirkt das, was Regisseur Tian Xiaopeng in seinem zweiten Kinofilm nach “Monkey King – Hero is back” von 2015 liefert, der zu den erfolgreichsten Animationsfilmen in China gehört, reichlich anstrengend.

Im Fokus steht das Mädchen Shenxiu, das immer noch von der Trauer darüber geprägt ist, dass die Mutter die Familie verlassen hat, und ihr Schwermut wird sicher nicht dadurch gelindert, dass der Vater mit seiner neuen Frau und ihrem kleinen Bruder als gemeinsamem Kind schon wieder massig Spaß hat, während sie eher nur anwesend ist anstatt im Interesse zu stehen. Als sie zusammen eine Kreuzfahrt starten, könnte die Gemütslage also kaum unterschiedlicher sein, und als der Vater auch noch ihren Geburtstag vergisst, wird es noch schlechter.

Shenxiu erinnert sich daran, dass ihre Mutter ihr einst vom magischen Wesen Hyjinx erzählte, das einem an seinem Geburtstag einen Wunsch erfüllen würde. Als sie sowieso schwer gefrustet ist und im Sturm meint, ein Zeichen ihrer Mutter zu erkennen, wagt sich Shenxiu hinaus und wird über Bord geschleudert, wo sie in einer ebenso mysteriösen wie faszinierenden Unterwasserwelt landet, in der es äußerst bunt zugeht und diverse Kreaturen leben. Hier trifft sie tatsächlich auf die anscheinend nur aus langen schwarzen Haaren und vielen Augen bestehende Hyjinx, die Shenxiu ins “Deep Sea”-Restaurant bringt, wo der zunächst unnahbare und harsche Koch Nanhe an seiner dauerhaft kritischen und motzenden Kundschaft verzweifelt. Gemeinsam machen sie sich dann aber doch auf die Suche nach Shenxius Mutter und dem Auge der Tiefsee.

"Deep Sea" Szenenbild (© 2023 October Media All Rights Reserved/ LEONINE Studios)

Auch Shenxiu darf mal ausgiebig essen.
(© 2023 October Media All Rights Reserved/ LEONINE Studios)

Optisch kommt “Deep Sea” zunächst durchaus ansprechend daher und bietet dann auch einiges, was man in den gängigen Animationsstreifen vor allem großer Studios nicht findet, vom sabbernden, rauchenden Koch bis zu einer überwältigenden Farbenpracht, die durch hektische Szenerie dann allerdings bald weit überfordernder als angenehm auf das Auge wirkt – hier kann man das Wort “reizvoll” also auch mal negativ einwerfen.

Die Story selbst ist gar nicht mal allzu kompliziert aufgebaut, und dass der Weg zur Mutter für Shenxiu nur am Roten Phantom vorbei zu führen scheint, wenn sie ihre Trauer besiegt und wieder fröhlicher wird, besitzt einige Tiefe. Sowieso sind kindliche Betrübtheit und angetretene Reisen nicht ungewohnt, vor allem für asiatische Animationsfilme, wo man natürlich direkt an die Perle “Chihiros Reise ins Zauberland” denken muss.

Mit diesem kann “Deep Sea” allerdings beileibe nicht mithalten, viel zu sehr raubt einem die optische Reizüberflutung den Sinn für Nachdenkliches, und dass dazu dann noch niedliche Bärchen oder Hasen zu sehen sind, mutet wie eine Anbiederung an Animationserfolge westlicher Prägung an. Schließlich sieht man sonst im Tiefseerestaurant neben dem kantig entworfenen, leicht rotzigen Koch vor allem schwer übergewichtige, unfreundliche Kundschaft, die sinnbildlich für eine übersättigte und oberflächliche Gesellschaft zu stehen scheint, und die Nanhe nur mit einer Spezial-Suppe besänftigen kann, für die er Shenxius Hyjinx benötigt.

“Deep Sea” ist ein sehr spezieller Animationsfilm, der hierzulande nun anscheinend doch nur in 2D-Version in die Kinos kommt, was sicherlich schade ist, kann man sich doch vorstellen, dass die bei der Berlinale noch gezeigte 3D-Variante sehr viel mehr an Reiz mit sich bringt. In 2D saugt er einen nicht genug in seine Welt, sondern neigt durch seine Rasanz und Farbenvielfalt zur Überforderung.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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