Home Film “Der Gesang der Flusskrebse” – ein Liebesdrama das wirklich berührt

“Der Gesang der Flusskrebse” – ein Liebesdrama das wirklich berührt

Autor: Mick

"Der Gesang der Flusskrebse" Filmplakat (© 2022 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Der Gesang der Flusskrebse

Darsteller: Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson, Sterling Macer Jr.
Regie: Olivia Newman
Dauer: 125 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.sonypictures.de/film/gesang-der-flusskrebse
Facebook: facebook.com/GesangDerFlusskrebse


Der 2018 erschienene Bestseller-Roman (das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn das Buch avancierte 2019 zum meistverkauften in den USA) „Der Gesang der Flusskrebse“ der amerikanischen Zoologin Delia Owens kam nicht nur bei Millionen von Lesern außerordentlich gut an, sondern gewann in Reese Witherspoon auch einen ganz besonderen Fan, die von ihm so angetan war, dass sie sich sogleich die Filmrechte für das so erfolgreiche Werk sicherte. Folgerichtig tritt Witherspoon jetzt in Olivia Newmans gleichnamigem Südstaaten-Drama auch als Produzentin in Erscheinung und leistet dem ihr am Herzen liegenden Stoff nicht nur mit ihrem prominenten Namen nicht zu unterschätzende Anschubhilfe, denn die Messlatte liegt nach dem bombastischen Erfolg der Vorlage natürlich immens hoch.

Es geht um die naturverbundene Kya (Daisy Edgar-Jones), die Anfang der 50er Jahre in den Sümpfen von North Carolina aufwächst und deswegen von allen nur das „Marschmädchen“ genannt wird. Als Jahre später am Fuße eines Aussichtsturms die Leiche des im Ort so populären Chase (Harris Dickinson) gefunden wird, sieht sich die inzwischen erwachsene Kya plötzlich einer Mordanklage ausgesetzt und blickt in Untersuchungshaft auf ihr ereignisreiches Leben zurück. Als die in ihrer Zelle auf den Prozess wartet, nimmt uns Regisseurin Olivia Newman mit wohlgetimten Rückblenden mit in Kyas Vergangenheit, die dramatischer nicht hätte verlaufen können. Alles fängt mit ihrem Alkoholiker-Vater (Garret Dillahunt) an, der mit seinen Gewaltexzessen nach und nach alle Familienmitglieder in die Flucht schlägt, bis auch er eines Tages das Weite sucht und die kleine Kya unversehens ganz allein zurücklässt. Die aber entschließt sich selbstbewusst, ihrem Schicksal im Heim zu trotzen und sich stattdessen allein im Marschland durchzuschlagen.

"Der Gesang der Flusskrebse" Szenenbild (© 2022 CTMG, Inc. All Rights Reserved.)

(© 2022 CTMG, Inc. All Rights Reserved.)

Das ist genau der richtige Stoff für Drehbuchautorin Lucy Alibar, die schon mit ihrem Skript für „Beasts of the Southern Wild“ die Basis für ein atmosphärisch herausragendes Südstaatendrama geschaffen hat und sich auch jetzt in der Sumpflandschaft von North Carolina offensichtlich bestens aufgehoben fühlt. Die auf sich allein gestellte Kya zeigt sie uns gemeinsam mit Newman überaus emanzipiert und fest entschlossen, sich von niemand unterkriegen zu lassen, schon gar nicht von den Leuten im Ort und speziell ihren Mitschülern, weswegen sie es auch bei einem einmaligen Versuch des Schulbesuchs belässt. Viel wohler fühlt sie sich in der wilden Natur der Sümpfe, die sie tagtäglich studiert und in geradezu meisterhaften Skizzen festhält. Einen Seelenverwandten findet sie im sympathischen Tate (Taylor John Smith), der fast als Einziger einen Draht zu ihr findet, ihr Lesen und Schreiben beibringt und mit dem sie schließlich auch die Liebe entdeckt.

Das alles schildert uns Newman ungemein einfühlsam, rückt die eingangs angerissene Kriminalgeschichte erstmal in den Hintergrund und präsentiert uns mit der wundervoll natürlichen Daisy Edgar-Jones als Kya eine romantische Mischung aus Liebes- und Coming-of-Age-Geschichte, die zwar hin und wieder schwer in den Kitsch abgleitet, aber insgesamt wirklich berührt. Richtig dramatisch wird es erst, als Kya vom zum Studium ausgezogenen Tate enttäuscht wird und sich stattdessen mit dem großmäuligen Chase einlässt, der sie alles andere als respektvoll behandelt. Da fällt bei dessen Tod der Verdacht schnell auf sie, die in der Gemeinde als Sonderling ohnehin außer beim Krämerpaar und ihrem Anwalt Milton (David Strathairn) nicht die beste Lobby hat.

Mit ihrer Romanverfilmung gelingt Olivia Newman ein interessanter, bewusst Genregrenzen überschreitender Film, der mit stimmungsvollen Landschaftsbildern besticht. Zwar wird die emanzipatorische Note der sich gegen alle Widrigkeiten behauptenden Kya fast gänzlich der etwas schnulzigen Liebesgeschichte geopfert, Vergnügen bereitet das sich zum Ende hin sogar zum Gerichtsthriller steigernde Drama mit jeder Menge Südstaaten-Atmosphäre aber auf jeden Fall.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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