Home Film “Der letzte Takt” – der isländischen Komödie fehlt trotz schwarzem Humors etwas der Biss

“Der letzte Takt” – der isländischen Komödie fehlt trotz schwarzem Humors etwas der Biss

Autor: Tobi

"Der letzte Takt" Filmplakat (© mindjazz pictures)

Der letzte Takt

Darsteller: Helga Bragan Jónsdóttir, Hilmir Snær Guðnason, Ilmur Kristjánsdóttir, Halldór Gylfason
Regie: Sigurjón Kjartansson
Dauer: 92 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: mindjazz-pictures.de/filme/der-letzte-takt
Facebook: facebook.com/mindjazzpictures
Instagram: instagram.com/mindjazzpictures
Kinostart: 12. Juni 2025


Den Isländer Sigurjón Kjartansson kennt man vielleicht als Entwicklungsleiter und Produzent des von Baltasar Kormákur geleiteten Produktionsstudio RVK Studios für seine Fernseh-Arbeiten und hierbei vor allem als Miterschaffer von “Katla” und Showrunner der drei Staffeln umfassenden Mystery-Drama-Serie “Trapped – Gefangen in Island”. Mit “Der letzte Takt” legt er nun seinen ersten Langfilm und seine erste Regiearbeit vor, für die er auch das Drehbuch verfasste und die er mit seiner 2022 gegründeten Produktionfirma S800 realisiert hat – fernab von Mystery.

Im Mittelpunkt steht ein sechsköpfiges isländisches Kammerorchester, das in Reykjavik zwar engagiert zu Werke geht, einen deutlichen Publikumsschwund aber nicht übersehen kann. Der fällt auch den Verantwortlichen für die staatliche Förderung auf, und so teilen diese die bevorstehende Streichung derselben mit. Als Musikerin Sigríður (Helga Braga Jónsdóttir) völlig verzweifelt mit Frust-Eisbecher in der Hand unter Tränen vor dem Fernseher sitzt, sieht sie dann einen Bericht, in dem der weltberühmte isländische Cellist und charismatische Frauenschwarm Klemens (Hilmir Snær Guðnason) ankündigt, nach Jahrzehnten wieder in seine Heimat zurückkehren zu wollen.

Sie ergreift die Initiative, organisiert einen Videocall mit ihm und ist selbst überrascht, dass Klemens zusagt, in ihrem Kammerorchester zu spielen, was die Rettung desselben bedeuten würde. Dies freut ihre MitmusikerInnen Bjarni (Hannes Óli Ágústsson), Hödd (Vivian Ólafsdóttir), Svenni (Halldór Gylfason) und Steinunn (Ilmur Kristjánsdóttir) natürlich sehr, den angestammten Cellisten Kjaran (Guðjón Davíð Karlsson) natürlich weniger.

Leider ist es so, dass Klemens sich von seiner Ankunft in Reykjavik an nicht nur als fieser Egomane präsentiert, der über alle Maße selbstverliebt ist, nicht einmal im Heimlichen wirft er auch mit sexuellen Anzüglichkeiten um sich, wird schnell auch aufdringlich und übergriffig. Da scheint es gar nicht einmal unverdient, dass er durch einen Unfall aus dem Verkehr gezogen wird – was allerdings das Publikum im erwartungsvoll ausverkauften Konzerthaus bei der ersten Liveaufführung nach seiner Heimkehr nicht merken darf…

"Der letzte Takt" Szenenbild (© mindjazz pictures)

(© mindjazz pictures)

Eine Verbindung zum Musischen hatte Filmemacher Sigurjón Kjartansson schon zuvor, war er doch von 1988 bis 1994 Sänger und Gitarrist der isländischen Metal-Band Ham, schrieb 1992 zudem den Score für den Film “Sódóma Reykjavík” (“Remote Control”), in dem er auch mitspielte – seine letzte Schauspielrolle. Sein erster Film “Der letzte Takt” widmet sich nun der Musik anderer Sorte nur am Rande, geht es doch vor allem um die verfahrene Situation und sehr unterschiedliche Charaktere.

Hierbei haben wir das gut eingespielte Sextett, das Problemchen und auch inneren Eifersüchteleien bisher gut getrotzt hat, nun aber vor dem Aus steht, bis Klemens als Rettung angeworben wird. Dieser allerdings ist ein veritables Arschloch, so dass einen das, was ihm widerfährt, eher freut als schockiert – denn so selbstherrlich, ungeniert sexistisch, anmaßend und eben übergriffig wie er sich gibt dient er als Hassfigur.

Was dann aus dem Dilemma wird, ist schwarzhumorig, aber dann doch irgendwie nicht bissig und witzig genug, um großen Spaß zu bereiten. Generell ist es so, dass der Humor im Film eher schleichend als überwältigend eingebracht wird, die anderen Charaktere einen nicht genug bewegen und “Der letzte Takt” daher nur mittelmäßig zu gefallen weiß. Da haben wir gerade aus dem Norden doch schon weit knackigere Komödien orchestriert bekommen.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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