Home Film “Endzeit” – Zombie-Apokalypse in Thüringen als Frauenfilm mit Licht und Schatten

“Endzeit” – Zombie-Apokalypse in Thüringen als Frauenfilm mit Licht und Schatten

Autor: Tobi

"Endzeit" Filmplakat

Endzeit

Darsteller: Gro Swantje Kohlhof, Maja Lehrer, Trine Dyrholm, Barbara Philipp
Regie: Carolina Hellsgård
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: splendid-film.de/fisherman-s-friends
Facebook: facebook.com/splendidfilm


Mit “Endzeit” kommt mal ein ganz anderer Frauenfilm in unsere Kinos. Frauenfilm? Ja, nicht nur spielen Frauen hier sämtliche tragende Rollen, auch alle Schlüsselpositionen abseits der Protagonistinnen sind mit Frauen besetzt. Die Regie führte die in Berlin lebende Schwedin Carolina Hellsgård, die nach “Wanja” hiermit ihren zweiten Film vorlegt, das Drehbuch stammt von Olivia Vieweg und basiert auf ihrer gleichnamigen Graphic Novel, und auch Kamera, Casting, Szenenbild, Maske, Kostüm, Musik, Schnitt und Produktion sind in weiblicher Hand. Die Männer hingegen sind generell zu Zombies verkommen, zumindest im Film, und das macht ihn vielleicht noch außergewöhnlicher, ist das Horror-Genre doch bislang zumeist in männlicher Hand.

Nachdem eine Seuche fast die gesamte Menschheit ausgerottet hat, leben nur in Weimar und Jena noch gesunde Menschen, die sich mit Schutzzäunen von der Außenwelt abgeschottet haben, denn dort treiben Infizierte als Zombies ihr Unwesen. Zwei Jahre sind seit Ausbruch der Krankheit schon vergangen, und während in Jena Forscher nach Heilungsmitteln suchen, geht es in Weimar eigentlich nur ums Überleben.

Nachdem sie zum Schutz die ganze Zeit in einem verdunkelten Gebäude verbracht hat, darf die 22-jährige Vivi (Gro Swantje Kohlhof) endlich wieder ans Sonnenlicht, denn sie soll am Schutzzaun mitarbeiten, wo immer wieder mal Löcher zu reparieren oder Stellen zu verstärken sind. Dort trifft die verschüchterte junge Frau auf die vier Jahre ältere Eva (Maja Lehrer), die ganz im Gegensatz zu ihr abgehärtet daher kommt und eher eine Kämpferin ist, als zu jammern.

Da jeden Tag ein führerloser Güterzug nach Jena fährt, sieht Vivi hierin die Chance, vielleicht doch noch nach ihrer kleinen Schwester suchen zu können. Diese konnte sie beim Angriff der Zombies damals nicht beschützen, was sie komplett traumatisiert hat – und doch ist sie angetrieben, sie zu finden, da die Kleine ihr in Visionen immer wieder erscheint. Vivi flüchtet sich in den Zug, in dem sie zu ihrer Überraschung auch auf Eva trifft. Als der Zug auf halber Strecke dank eines Defekts stehen bleibt, machen sich die beiden zu Fuß auf den gefährlichen Weg nach Jena, denn überall könnten Zombies lauern, von denen sie auch einige treffen.

"Endzeit" Szenenbild (© Leah Striker / Grown Up Films / ZDF)

(© Leah Striker / Grown Up Films / ZDF)

Regisseurin Carolina Hellsgård hat mit “Endzeit” einen Film erschaffen, in dem sich Licht und Schatten die Klinke in die Hand geben. Für viele positive Eindrücke zeichnet Kamerafrau Leah Striker verantwortlich, deren Bilder durchaus zu überzeugen wissen, wobei die Stadt abgesehen von einigen leeren Gassen und dem mit Solarzelle nutzbar gemachten Denkmal von Goethe und Schiller auf dem Weimarer Theaterplatz fast nur angedeutet wird, der Film hingegen voll auf die schöne Natur Thüringens setzt. Diese hat auch bereits einiges von den Menschen zurück erobert, Szenenbildlerin Jenny Roesler hat hier wie auch beim Ausgestalten verkommener Häuser oder Gegenstände sehr ansprechend gearbeitet.

Die generelle Grundstimmung des Films weiß oftmals zu gefallen, es gibt aber immer wieder auch Elemente oder Momente, die enttäuschen. Einige der Zombie-Masken und Makeups wirken im Vergleich recht billig, und generell treten die Untoten punktuell immer wieder mal auf, um dann aber auch uninspiriert wieder zu verschwinden – wo ist denn da der Wahn, und wo sind die Zombies über weite Strecken des Streifens?

So konzentriert sich der Film auf die Beziehung der beiden so ungleichen Frauen, die natürlich mehr und mehr Freundschaft schließen auf ihrer Wanderung. Im Endeffekt ist hier aber der Weg das Ziel, und auf diesem treffen Vivi und Eva auch noch auf eine merkwürdige Gärtnerin (Trine Dyrholm), die irgendwie nicht recht ins Bild passen will.

In Rückblicken erfahren wir zudem einiges aus dem früheren Leben der Protagonistinnen, wie zum Beispiel von Vivis äußerst angespanntem Verhältnis zur kleinen Schwester. Das könnte den Zuschauer berühren, tut es aber nicht so richtig, da beide Hauptdarstellerinnen schauspielerisch nicht zu überzeugen wissen und in ihren Rollen äußerst farblos bleiben, anstatt den Charakteren den nötigen Ausdruck zu verleihen. Somit ist “Endzeit” ein mittelmäßiger Film, dessen Bilder weit mehr zu gefallen wissen als seine Handlung oder Darsteller und bei dem Freundschaft, Schuld und Hoffnung weit mehr im Mittelpunkt stehen als Horror.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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