Home Film “Fisherman’s Friends” – der plötzliche Erfolg eines Freizeitchors als Basis für folkloristisches Wohlfühlkino

“Fisherman’s Friends” – der plötzliche Erfolg eines Freizeitchors als Basis für folkloristisches Wohlfühlkino

Autor: Mick

"Fisherman's Friends"

Fisherman’s Friends

Darsteller: Daniel Mays, Tuppence Middleton, James Purefoy, David Hayman
Regie: Chris Foggin
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: splendid-film.de/fisherman-s-friends
Facebook: facebook.com/splendidfilm


Die Erfolgsgeschichte des englischen Shanty-Chors „Fisherman‘s Friends“ ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Das dachte sich wohl auch Drehbuchautorin Meg Leonard, als sie die sympathischen Seebären zum ersten Mal im Fernsehen erblickte. Mit etwas Fantasie war dann schnell das Skript rund um die klassische Cinderella-Story der Jungs gestrickt und flugs mit der obligatorischen Liebesgeschichte zusammengeschustert, fertig ist der Lack.

Doch halt, ganz so abwertend soll das gar nicht klingen über das, was Regisseur Chris Foggin hier fertiggebracht hat. Schließlich präsentiert er uns den Werdegang der bodenständigen Fischer aus dem westenglischen Cornwall ja durchaus realistisch und noch dazu überaus heimatverbunden, was zeitweise Züge anderer folkloristischer Werke wie dem französischen „Willkommen bei den Sch‘tis“ (2008) annimmt und wirklich ans Herz geht.

Im Zentrum steht der Musikmanager Danny (Daniel Mays), den es zu einem Junggesellen-Wochenende mit seinen Kollegen aus London ins verschlafene Fischerdorf Port Isaac verschlägt. Dort lassen sie nicht nur kein Fettnäpfchen aus und erweisen sich damit als typische Stadt-Großkotze, sondern werden obendrein Zeuge eines Auftritts des Freizeitchors „Fisherman‘s Friends“ am Pier, bei dem die gestandenen Fischer die Gemeinde zu begeistern wissen. Das nehmen Dannys Kumpels zum Anlass, ihn mal richtig auf die Schippe zu nehmen und nach seinem Vorschlag eines Shanty-Musikprojekts mit dem Auftrag zurückzulassen, die Jungs unter Vertrag zu nehmen. Dass der die Verarsche gar nicht mitbekommt und mit steigender Verweildauer in der verschworenen Dorfgemeinde sogar immer überzeugter von seiner nahezu aussichtslosen Idee ist, macht zusammen mit Dannys Wandlung vom Snob zum akzeptierten Einwohner die Dramatik des Films aus und sorgt doch für den einen oder anderen Seufzer.

So ist es auch mehr als verzeihlich, dass außer der Zufallsentdeckung am Hafen die wahre Karrieregeschichte des Chors überaus frei ausgelegt wird, und auch Dannys wachsende Zuneigung zur alleinerziehenden Alwyn (Tuppence Middleton) – noch dazu passenderweise Tochter von Chor-Frontmann Jim (James Purefoy) -, in deren Bed&Breakfast-Zimmer er unterkommt, anfangs ein wenig gezwungen wirkt. Doch das alles passt ganz hervorragend in den Rahmen des eigenwilligen Fischerdorfs der so authentischen Musiker, den Foggin mit viel Einfühlungsvermögen hier zeichnet. Da bedarf es schon einiger Beharrlichkeit, bis Danny das Vertrauen der Einheimischen gewinnt, denen Freundschaft und Ehrlichkeit über alles geht, und die er durch unglückliche Umstände bitter zu enttäuschen droht.

Mal ganz abgesehen vom Nachzeichnen der sensationellen, Erfolgsgeschichte des namensgebenden Chors, deren erste Platte sogar Goldstatus erlangte, geht es Foggin aber vor allem um die Vermittlung von Werten, die in der schnelllebigen Musikindustrie nicht mehr allzu groß geschrieben werden. Auf die aber setzen unsere Fischer, für die die Musikkarriere neben ihren eigentlichen Jobs eher eine interessante Erfahrung darstellt. Dass diese Authentizität im immer mehr gleich geschalteten Popbusiness den Nerv vieler trifft, ist da nicht weiter verwunderlich und macht auch den Film dank eingängiger Melodien mit entsprechender Präsentation zu einem Vergnügen. Der eigentliche Star aber sind die Menschen von Cornwall, die nicht nur das Herz am rechten Fleck haben, sondern mit ihrer Bodenständigkeit und ihrem trockenen Humor enorm Sympathiepunkte sammeln.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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