Home Film “The Whale” – Brendan Frasers Oscar®-gekröntes Comeback in einem bewegenden Drama

“The Whale” – Brendan Frasers Oscar®-gekröntes Comeback in einem bewegenden Drama

Autor: Tobi

"The Whale" Filmlakat (© PLAION Pictures)

The Whale

Darsteller: Brendan Fraser, Sadie Sink, Ty Simpkins, Hong Chau
Regie: Darren Aronofsky
Dauer: 117 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.the-whale-film.de
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES


Dass bei Werken des amerikanischen Filmregisseurs, Drehbuchautors und Produzenten Darren Aronofsky keine leichte Kost verabreicht wird, das ließ sich schon mit seinem Debütfilm “π” (auch “Pi – System im Chaos”) im Jahr 1998 erahnen, bestätigte sich dann mit vieldiskutierten Streifen wie “Requiem for a Dream” (2000), “The Fountain” (2006), der Bibel-Umstrickung “Noah” (2014) oder dem verstörend anstrengenden “Mother!” (2017). Mit dem für ihn überraschend geradlinigen Sportlerdrama “The Wrestler” (2008) und dem packenden Ballet-Psychothriller “Black Swan” (2010), die von ihren herausragenden Hauptrollen-Besetzungen durch Mickey Rourke und Natalie Portman profitierten, bot Aronofsky zwischendurch aber auch mal zwei Streifen, die weit massentauglicher daher kamen.

So ist es auch bei seinem neuesten Film, “The Whale”, und das Drama startet nun bereits zweifach Oscar®-gekrönt in unseren Kinos, nachdem der vorher in Bezug auf größere Produktionen schon länger in der Versenkung verschwundene Brendan Fraser die Trophäe als Bester Hauptdarsteller mit nach Hause nehmen konnte, ebenso wie das Maskenteam um Adrien Morot für das Beste Hair & Makeup. Zudem war Hong Chau als Beste Nebendarstellerin nominiert.

Der Film nimmt uns mit in die Wohnung des zurückgezogen lebenden Charlie (Fraser), und hier bleiben wir auch die gesamten 117 Minuten lang. Klug ist er und gibt als Professor für Englisch Schreib-Kurse – dies allerdings nur in Online-Sitzungen, leidet er doch an massiver Fresssucht, die dafür sorgt, dass er seinen über 270 kg schweren Körper kaum noch bewegen kann und sein voluminöses Aussehen vor anderen geheim hält. Selbst der angestammte Pizzabote, der täglich für fettreichen Nachschub sorgt, findet das Geld stets im Briefkasten, um die leckere, aber in Mengen doch so ungesunde Ware vor der Tür zu deponieren. Diese holt sich Charlie dann erst rein, wenn der Lieferant verschwunden ist … was dann auch schon das Maximum an Bewegung für den Koloss bedeutet, langsam und mit Gehhilfe.

Natürlich leidet seine Gesundheit extrem unter dem horrenden Gewicht, so dass jeden Tag die befreundete Krankenschwester Liz (Hong Chau) vorbei schaut, deren Flehen, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen, um eine Herzinsuffizienz abzuwenden, er konstant ablehnt, weil er nicht genug Geld hierfür habe. Gleichzeitig genießt der schwitzende und bei Bewegung nach Luft japsende Kranke ihre Anwesenheit sehr, denn ansonsten ist ihm kein sozialer Kontakt geblieben.

"The Whale" Szenenbild (© Courtesy of A24)

(© Courtesy of A24)

Als seine 17-jährige Tochter Ellie (Sadie Sink) nach acht Jahren Funkstille wieder bei ihm auftaucht, versteht er zwar, dass sie eigentlich nur Geld von ihm haben möchte, er sieht aber auch eine Chance, die Bindung wieder zu vertiefen. Seine gesamten Ersparnisse von 120.000 Dollar – oh, das ist ja doch Geld – bietet er ihr als Gegenleistung für regelmäßigen Besuch ohne Wissen der Mutter an. Doch die Tochter hat ihm nie verziehen, dass er sie beide einst verließ, um mit einem schwulen Liebhaber zusammenzuleben. Da ist auch das Mitleid gering, dass die Trauer über den späteren Tod des Partners Charlie zum zwanghaften Essen brachte. Die harsch und herzlos wirkende Ellie entscheidet, dass der Vater zusätzlich noch als Ghostwriter ihre Aufsätze für die Schule verfassen müsse, was dieser gerne tut.

Und nicht nur Ellie bringt etwas Leben in die trübselige Bude, auch der hausierende Evangelist Thomas (Ty Simpkins) der New Life Church trifft bei Charlie zwar nicht auf den Willen, sich zum Glauben bekehren zu lassen und Erlösung anzustreben – für Dialoge ist er aber sehr offen.

Mit “The Whale” legt Darren Aronofskys ein bewegendes Drama vor, das nur ganz am Ende etwas von der Realität abhebt, wobei diese Metapher aber durchaus passend ist. Ansonsten verzichtet der Filmemacher auf technisch experimentelle Dinge oder verstörende Inszenierung, konzentriert sich hingegen voll auf seine Hauptfigur, die vom wahrlich umwerfend aufspielenden Brendan Fraser in massiver Maske überragend verkörpert wird – den Oscar® gönnt man ihm von vollem Herzen.

Neben den genannten, wenigen Figuren und Ex-Frau Mary (Samantha Morton) umfasst der Cast gerade mal noch Pizzalieferant Dan (Sathya Sridharan) in einer Mini-Szene und auf dem Laptop-Bildschirm einige Kurs-TeilnehmerInnen, was gepaart mit der festen Verortung in der Wohnung für ein Kammerspiel sorgt, das aber nie langweilig wird.

Während Thomas Erlösung durch Glauben propagiert, hofft Charlie auf Ellies Vergebung und darauf, dass die von Hong Chau toll gespielte Liz ihn selbst jetzt nicht aufgeben möge, wo sie geschockt von der Nachricht ist, dass doch Geld für die so dringend benötigte ärztliche Unterstützung vorhanden wäre. Und in den gesundheitlich schlimmsten Momenten, wo Charlie zusammenbricht, baut ihn das Vorlesen eines einst erhaltenen Essays über “Moby Dick” wieder auf, das er als den besten Text erachtet, den er je gelesen hat.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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