Home Film “Weapons – Die Stunde des Verschwindens” – der Schocker überrascht mit seinem intelligenten Aufbau

“Weapons – Die Stunde des Verschwindens” – der Schocker überrascht mit seinem intelligenten Aufbau

Autor: Mick

"Weapons – Die Stunde des Verschwindens" Filmplakat (© Warner Bros. Pictures)

Weapons – Die Stunde des Verschwindens

Darsteller: Julia Garner, Josh Brolin, Alden Ehrenreich, Amy Madigan
Regie: Zach Cregger
Dauer: 128 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/weapons-die-stunde-des-verschwindens
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Instagram: instagram.com/warnerbrosde
Kinostart: 7. August 2025


Schon in seinem Debütfilm “Barbarian” (2022) tobte sich der Amerikaner Zach Cregger im Horrorgenre nach Herzenslust aus, als er eine unbedarfte Airbnb-Mieterin mit den dunklen Abgründen der menschlichen Seele konfrontierte. Das sorgt gepaart mit der durchweg positiven Resonanz nach Vorabscreenings doch für eine gesteigerte Erwartungshaltung des Publikums, der sein Schocker-Neuling “Weapons – Die Stunde des Verschwindens” jetzt erstmal gerecht werden muss.

Und der macht mit dem nicht nur für Eltern größten anzunehmenden Trauma vom Start weg mächtig Stimmung, denn in einer amerikanischen Kleinstadt sind von einem Tag auf den anderen fast alle Kinder einer Grundschulklasse spurlos verschwunden. Letzte Lebenszeichen sind die Aufzeichnungen von Überwachungskameras, die sie mitten in der Nacht in unnatürlich gruseliger Haltung alle zur selben Zeit aus ihren Häusern rennen zeigen. Warum aber wurde der kleine Alex (Cary Cristopher) verschont und sitzt am Folgetag als Einziger im Klassenraum der überraschten Lehrerin Justine (Julia Garner)? Eine Frage, die Cregger überlegt in den Raum stellt und genüsslich zeigt, wie sich anschließend die genauso ratlose wie aufgebrachte Bevölkerung an der empathischen Pädagogin abarbeitet.

Da ist es nachvollziehbar, dass nach wochenlanger ergebnisloser Suche nach den Kids endlich Erklärungen erwartet werden und die Reizschwelle gerade bei den betroffenen Eltern bedrohlich niedrig angesiedelt ist, was schnell zu unbegründeten Beschuldigungen und Anfeindungen führt. Leidragendes leichtes Opfer ist naheliegend Justine, die nicht nur als Hexe gebrandmarkt wird sondern sich im Spannungsfeld der omnipräsenten Feindseligkeit ständig rechtfertigen muss, schließlich ist es ja merkwürdigerweise ihre Schulklasse, die bis auf Alex komplett vermisst wird.

Feinfühlig baut Cregger angesichts der für alle unbefriedigenden, unerklärlichen Situation hier Spannung auf, und lässt uns Julia Garner am dementsprechend empfindlicher werdenden Nervenkostüm ihrer verzweifelten Justine teilhaben, der vom Schuldirektor noch dazu jeglicher Kontakt zum einzigen Anhaltspunkt Alex verweigert wird. Doch auf Antworten oder gar Erklärungsansätze wartet man lange Zeit vergeblich, lediglich vereinzelt eingestreute erste Schockmomente in den Traumsequenzen seiner Protagonist:innen gönnt uns der Regisseur und triggert damit geschickt unsere Vorstellungskraft von einem fürchterlichen Ausgang der Geschichte.

"Weapons – Die Stunde des Verschwindens" Szenenbild (© Warner Bros. Pictures / Photo by Quantrell Colbert)

Josh Brolin als Archer
(© Warner Bros. Pictures / Photo by Quantrell Colbert)

Langweilig aber wird sein Streifen dadurch keinesfalls, nimmt bald Archer (Josh Brolin), der leidgeprüfte Vater eines vermissten Jungen, in Eigenregie die Ermittlungen in die Hand und die Handlung damit gewaltig Fahrt auf. Spektakulär allerdings wird der anfangs kaum als Schocker zu bezeichnende Film erst durch seinen Aufbau, präsentiert uns Cregger die Ereignisse doch bald nacheinander aus der Perspektive nahezu aller handelnden Personen und betitelt die einzelnen Kapitel seines jetzt unterteilten Plots mit deren Vornamen. Das ist nicht nur ungeheuer gut durchdacht, sondern auch perfekt inszeniert, wenn wir immer wieder neue Blickwinkel auf sich teilweise überlappende Szenen geliefert bekommen, die sich dadurch erst im Nachhinein erklären.

Folgerichtig sind die Abschnitte mit aufsteigender Relevanz angeordnet, und wächst der Grad unserer Erkenntnisse stetig mit dem der Involvierung des jeweiligen Akteurs in die sich als immer entsetzlicher herausstellenden Geschehnisse. Dass Alex‘ Elternhaus dabei eine zentrale Rolle spielt, ist schon klar, als Justine einen grausigen Blick durch die abgeklebten Fenster werfen kann. Inwieweit der Junge aber an den mysteriösen Vorkommnissen beteiligt ist, soll sich erst im Laufe des sich zu einer wahren Splatterorgie steigernden Spannungscrescendos zeigen.

Auch wenn eingefleischte Horrorfans den moderaten, fast ereignislosen Start bemängeln werden, erweist sich Cregger doch gerade da schon als Meister im Kreieren einer finsteren, aggressiven Atmosphäre innerhalb der hilflosen, geplagten Gemeinde. Was der Regisseur aber an intelligenter Anordnung und virtuoser Inszenierung folgen lässt, ist nicht nur ungemein unterhaltsam sondern im Genre auch überraschend innovativ. Und schließlich geht es zum Schluss ja auch wirklich ans Eingemachte.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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