Home Film “Wenn das Licht zerbricht” – das isländische Drama bringt einen zum Grübeln

“Wenn das Licht zerbricht” – das isländische Drama bringt einen zum Grübeln

Autor: Tobi

"Wenn das Licht zerbricht" Filmplakat (© Neue Visionen Filmverleih GmbH)

Wenn das Licht zerbricht

Darsteller: Elín Hall, Mikael Kaaber, Katla Njálsdóttir, Baldur Einarsson
Regie: Runár Runársson
Dauer: 81 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.neuevisionen.de/de/filme/wenn-das-licht-zerbricht-157
Facebook: facebook.com/neuevisionenfilmverleihgmbh
Instagram: instagram.com/neue_visionen
Kinostart: 8. Mai 2025


Mit “Wenn das Licht zerbricht” legt der isländische Regisseur Rúnar Rúnarsson einen neuen Film vor, für den er auch das Drehbuch verfasst und den er mitproduziert hat, und dieser feierte seine Weltpremiere im Mai 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes in der Reihe “Un Certain Regard”.

Das Licht im Titel sehen wir dann auch gleich in sehr schöner Form, wenn Una (Elín Hall) mit ihrem Freund Diddi (Baldur Einarsson) an der isländischen Küste bei Reykjavík sitzt und sich den beeindruckenden Sonnenuntergang anschaut. Verliebtheit kann man ihnen ansehen, und doch scheint es da noch Klärungsbedarf zu geben, ist Diddi doch eigentlich noch mit Klara (Katla Njálsdóttir) zusammen, steht aber direkt davor, die Fernbeziehung zu beenden. So übernachtet Una zwar bei Diddi, aber noch im Geheimen, da dieser mit ihrem gemeinsamen Freund Gunni (Mikael Kaaber) zusammen wohnt.

Als Diddi in der Früh dann aufbricht, um zu Klara zu fahren und Schluss zu machen, schleicht sich Una unbemerkt hinaus. Als sie dann später in der Kunstakademie, wo sie und Diddi studieren, auf Gunni trifft, ist dieser in Tränen aufgelöst. In einem Tunnel kam es zu einer Feuerkatastrophe mit mehreren Toten, und Diddi gehört – wie sich bald bestätigen soll – zu den Opfern, dessen Flug ausgefallen war und der deswegen mit Gunnis geliehenem Auto unterwegs war.

Una, die auf Grund ihres leeren Smartphone-Akkus nichts mitbekommen hatte, ist wie vor den Kopf gestoßen. Nicht nur ist ihre neue große Liebe vorbei, bevor sie so richtig begonnen hat und ausgelebt werden konnte, in einer Bar trifft sie mit Gunni bald nicht nur auf Siggi (Gunnar Hrafn Kristjánsson) und Bassi (Ágúst Wigum), die auch zum Freundeskreis gehörten, sondern auch auf die schnell herbeigeeilte Klara, die unter dem Verlust ihres Freundes schwer leidet. Wie soll Una ihr nun begenen?

"Wenn das Licht zerbricht" Szenenbild (© Neue Visionen Filmverleih GmbH)

(© Neue Visionen Filmverleih GmbH)

Mit “Wenn das Licht zerbricht” weiß Rúnar Rúnarsson nicht nur zu bewegen, er regt auch massiv zum Mitdenken an. Wie würde man sich an Unas Stelle verhalten? Am liebsten würde sie Klara sicher die Wahrheit sagen, dies kann sie aber nicht, weil diese, die anscheinend absolut nichts von nachlassender Liebe Diddis geahnt hat, ihr auch leid tut in ihrem offensichtlichen Schmerz – den ja auch sie verspürt, was niemand so extrem ahnt und weswegen keiner sie so bemitleidet. Zudem weiß Una, die auch Gewissensbisse plagen, nicht, wie der Rest des Freundeskreises reagieren würde – und was würde diese späte Ehrlichkeit jetzt noch bringen außer zusätzlichem Leid und Unverständnis, vielleicht Wut und Sprengung des engen Zirkels an Vertrauten?

Also sagt Una erst einmal nichts und versucht, mit den anderen den Schock zu bewältigen, zunächst in Umarmungen, mit Schnäpsen auf Diddi in der Bar und durch die Teilnahme an einer spontan anberaumten Trauerfeier für die Opfer in einer Kirche. Dann bekämpfen sie das Erlebte mit Alkohol und lauter, zum Aggressionsabbau geeigneter Musik bei einem der Freunde bis in den späten Abend. Hier kommen Klara und Una dann auch tiefer ins Gespräch, was neue Erkenntnisse bringt.

Rúnar Rúnarsson beschert in ungewohnt aber durchaus angenehm nur knapp über 80 Minuten einen guten Film, der einen fies ereignisreichen Tag abbildet und der auch stilistisch kunstvolle Momente aufweist. So sehen wir zu Filmmusiker Jóhann Jóhannssons Vertonung von Catulls Gedicht “Odi et amo” (“Ich hasse und ich liebe”) eine lange Folge unterbrochener Lichter, die sich als die Deckenleuchten des Strassentunnels heraus stellen, in dem der Unfall passiert – und am Ende wird hieran noch einmal geschickt an anderer Stelle angeknüpft. “Wenn das Licht zerbricht”, der keine leichte Kost ist, lässt sich auch dank sehr anständiger schauspielerischer Leistungen uns wohl völlig unbekannter DarstellerInnen gut anschauen.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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