Home MusikCD-Rezensionen Dendemann begeistert mit neuem Album nach langen neun Jahren Warten

Dendemann begeistert mit neuem Album nach langen neun Jahren Warten

Autor: Tobi

Dendemann "da nich für"

Dendemann

“da nich für!”

(CD, Vertigo Berlin, 2019)

Jetzt bestellen bei Amazon.de


Dendemann gehört zu den Urgesteinen des deutschen HipHop, und auch wenn er nie ganz große Hits zu verzeichnen hatte, kennt jeder, der sich auch ein bisschen für deutschen Rap interessiert, seine markante Stimme. Mit dem Projekt Arme Ritter legte er einst los, hatte dann zusammen mit DJ Rabauke zwischen 1997 und 2003 als Eins Zwo einigen Genre-Erfolg, z.B. mit dem Song “Hand aufs Herz”.

Bis 2006 dauerte es, dass sein erstes Solo-Album “Die Pfütze des Eisbergs” erschien, das ihn weiter in der Rap-Szene etablierte und Engagements als Support bei Touren der Beatsteaks oder bei Herbert Grönemeyer einbrachte. 2010 dann erschien mit “Vom Vintage verweht” ein zweites Album, dem nun lange neun Jahre später endlich “da nich für!” folgt.

Dendemann (Foto: © Nils Müller / Universal Music)

(Foto: © Nils Müller / Universal Music)

Ganz untätig war Dendemann natürlich auch zwischendurch nicht. Von Februar 2015 bis Dezember 2016 sorgte er mit Band in der Fernsehsendung “Neo Magazin Royale” von Jan Böhmermann als musikalischer Direktor für Highlights. Danach nahm er die schon vorher gestartete Arbeit an der neuen Scheibe wieder auf.

Zwölf Tracks findet man auf den 43 Minuten des Albums, das er einst zusammen mit dem Berliner Produzenten-Team The Krauts (Peter Fox, Marteria u.a.) anging und nun mit weiteren Produzenten wie Kitschkrieg, I.L.L. Will, Torky Tork, Reaf oder Dexter finalisiert hat.

Thematisch geht es breit gefächtert zu – schließlich haben sich in der langen Pause genug Dinge angestaut, über die gerappt werden möchte. “Rap war noch nie so vielfältig”, sagt Dendemann, “dabei geholfen haben die Technik, das Internet und der anhaltende wirtschaftliche Erfolg, der die Marke Hip Hop und seine Helden konstant aufwertet. Früher unumstößliche Grenzen und Gesetze sind heute nur noch Makulatur.”

Die erste Single “Keine Parolen” hat bereits ein Ausrufezeichen gesetzt. Leicht angelehnt an den Song “K.E.I.N.E.” der Absolute Beginner aus dem Jahr 1993, der seinerseits von “Keine Bullenschweine” der Punkband Slime inspiriert war, beschreibt Dendemann den politikverdrossenen Egoismus der Wohlstandsbürger, um aus packend groovenden Passagen in sphärisch chillige Mellowness überzugehen mit Anspruch, die Regierung zu stürzen.

Neben seiner unverwechselbaren Stimme hat Dendemann natürlich auch seinen ihn stets auszeichnenden Wortwitz beibehalten. Songtitel wie “Ich dende also bin ich”, “Menschine” oder “Alle Jubilare wieder” lassen hieran keinen Zweifel, im Detail der Texte geht das natürlich weit tiefer, was viel Freude bereitet.

Letzteres Stück hat Dendemann mit Casper als Gast aufgenommen und im Midtempo wird die nicht immer sinnvolle Berliner Party-Kultur thematisiert. “Alle, alle Jubilare wieder fallen die Feste, wie sie fallen, und sie wollen gefeiert werden – ja, wie wär’s denn mit uns allen?”.

Weitere Gäste sind die Beginner beim pumpenden Partytrack “Bgstrng” (für “Begeisterung”), Trettmann beim AutoTune-durchsetzten Chiller “Littbarski” und Beatsteaks-Frontmann Arnim alias Teutilla beim gradlinig kopfnickenden “Zeitumstellung”, bei dem es darum geht, dass es endlich wieder Zeit ist, Stellung zu beziehen.

Neben den Gästen gehen auch einige prominente Samples direkt ins Ohr, wie Rio Reisers Stimme im auch hier melancholisch pessimistischen “Zauberland” oder Hilde Knef im erschöpften, jazzig angehauchten “Müde”. Und nicht alle Gaststimmen sind identifiziert. Das beeindruckende “Menschine” ist von einer sich einbrennenden Gesangszeile geprägt: “Wenn die Leute wie Maschinen nur noch für die Arbeit leben” heißt es dort frustriert, und dazu pulsiert ein beeindruckender Elektro-Rap, dessen Ende einen fast noch in den Marsimoto-Soundkosmos schickt. Beim mit tribalen Beats packenden “Drauf & Dran” brennt sich zudem der weibliche “Ich bin drauf und dran am Mikrofon”-Gesang ein.

“Nix verlernt, oh wat bin ich drauf und dran” rappt Dendemann in diesem Track, und oh wat hat er recht. Schön, dass wir dieses dritte, durchweg begeisternde Dendemann-Solo-Album noch erleben durften – hoffentlich nicht das letzte.

Im Februar 2019 ist Dendemann live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).
04.02. Hannover – Capitol
05.02. Bremen – Pier 2
06.02. Osnabrück – Hyde Park
07.02. Dortmund – Warsteiner Music Hall
09.02. Münster – Skaters Palace
10.02. Frankfurt – Batschkapp
11.02. Heidelberg – halle02
12.02. Stuttgart – Im Wizemann
13.02. München – Tonhalle
16.02. Karlsruhe – Substage
17.02. Köln – Carlswerk Victoria
18.02. Wiesbaden – Schlachthof
23.02. Dresden – Reithalle
25.02. Leipzig – Werk2
26.02. Hamburg – Mehr! Theater
27.02. Hamburg – Mehr! Theater
28.02. Berlin – Columbiahalle

www.dendemann.de
facebook.com/dendemann

Bewertung: 10 von 10 Punkten

(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)

 

Related Articles